Essen. Fritz Keller, SC-Präsident und erfolgreicher Winzer, soll neuer DFB-Präsident werden und den Verband mit starkem Rückhalt repräsentieren.

Auf den ersten Blick wirkt es so, als habe der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sich für den großen Unbekannten entschieden. Die Findungskommission hat sich jedenfalls Fritz Keller als Kandidaten für das Amt des Verbandspräsidenten ausgeguckt. Als das Geheimnis am Donnerstagmorgen gelüftet wurde, war allen Meldungen die Feststellung gemein, dass Keller einer renommierten Winzer-Familie entstammt, sogar mal zum Winzer des Jahres gekürt wurde. Keller ist Badener und dem Fußball als Präsident des SC Freiburg verbunden. Wer dem 62-Jährigen mit den modernen Suchwegen aufzuspüren versucht, landet tatsächlich eher bei gastronomischen Ergebnissen als bei polarisierenden Fußball-Themen.

Seit 2010 ist Keller beim SC Freiburg im Amt, erst als Vorsitzender, seit 2014 als Präsident. Er gilt als umgänglich und wortgewandt, immerhin. Aus dem anekdotischen Bereich zum Fußball ist folgender Fakt, den die Nachrichtenagenturen ausgruben, überliefert. Kellers Vater Franz hatte offenbar enge Kontakte zur Weltmeister-Mannschaft von 1954. Deren Kapitän Fritz Walter wurde Patenonkel des am 2. April 1957 geborenen Friedrich Walter, kurz Fritz Keller – wie dieser vor mehreren Jahren im Interview mit „fudder.de“, dem Internet-Portal der „Badischen Zeitung“ in Freiburg, erzählte.

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Dass die Findungskommission, die sich bei ihrer Sitzung allein mit Keller beschäftigt hat, ihren Kandidaten lobt, scheint wenig überraschend. „Er kann Menschen zusammenbringen, das gesamte Spektrum des deutschen Fußballs repräsentieren und insbesondere gleichermaßen für die Interessen des Profi- und des Amateurfußballs eintreten“, sagt Rainer Koch, erster Vizepräsident und Mitglied der Findungskommission, über den Kandidaten.

Borussia Dortmunds Präsident Reinhard Rauball, ebenfalls DFB-Vize und Mitglied der Findungskommission, äußert sich ähnlich: „Ausgestattet mit einem klaren Wertekanon und großer Bodenständigkeit, hat er sich sowohl in seinem Klub als auch beispielsweise im Rahmen der DFL-Stiftung immer zur gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs bekannt.“ Der Findungskommission gehörten zudem noch DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge, DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann sowie die DFL-Geschäftsführer Christian Seifert und DFL-Vizepräsident Peter Peters an.

Der Neue muss Macht abgeben

Für viele kommt die Nominierung des Kandidaten, der erst auf große Vorstellungsrunde bei den Regional- und Landesverbänden gehen und dann beim DFB-Bundestag am 27. September gewählt werden soll, dennoch aus heiterem Himmel. Dabei sitzt er längst im DFB-Vorstand und im DFL-Aufsichtsrat.

Was der neue Mann, wenn er denn gewählt wird, für den deutschen Fußball bewirken kann, ist dabei nicht abzusehen. Es liegt für den DFB-Bundestag, bei dem Keller gewählt werden soll, bereits eine Satzungsänderung vor, die vorsieht, dass die wirtschaftlichen Aufgaben in die DFB GmbH ausgelagert werden, deren Vorsitz der bisherige Generalsekretär Friedrich Curtius übernehmen soll. Der Direktor Nationalmannschaften, derzeit Oliver Bierhoff, soll durch die Satzungsänderung mächtiger werden. Auch die Posten bei Uefa und Fifa sollen voraussichtlich andere übernehmen.

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Das Problem des Machtverlustes im Amt dürfte Fritz Keller bekannt sein. Den hat er bereits in Freiburg hinter sich: Nach einer Umstrukturierung der Führungsebene im vergangenen Oktober konzentriert sich Keller fast nur noch auf repräsentative Aufgaben und überlässt das operative Geschäft des Vereins den Vorständen Jochen Saier (Sport) und Oliver Leki (Finanzen). Dieser Machtverlust soll den SC-Präsidenten sehr geschmerzt haben.

Bei Freiburg würde er zurücktreten

Keller selbst hat sich auch schon geäußert: „Mit Blick auf den SC Freiburg ist mir die Entscheidung, für das Amt des DFB-Präsidenten zur Verfügung zu stehen, alles andere als leichtgefallen.“ Zugleich hat er ein Versprechen abgegeben: „Da die beiden Ämter nicht miteinander zu vereinbaren wären, werde ich im Falle einer erfolgreichen Wahl als DFB-Präsident mein Amt als Präsident des SC Freiburg schweren Herzens niederlegen.“ Das klingt zunächst einmal nach einem bodenständigen Amtsverständnis eines Mannes, der seinen Klub in den vergangenen Jahren für Fußballverhältnisse sehr geräuscharm geführt hat.

Einen Präsidenten, der nicht durch große Sprüche oder umstrittne Geschenke auffällt, kann der DFB nach zurückliegenden unruhigen Zeiten um das höchste Amt im deutschen Fußball vermutlich gut gebrauchen. Wegen einer Uhr, die sich Reinhard Grindel hatte schenken lassen, hatte die Findungskommission sich überhaupt erst auf die Suche begeben.