Budapest. Vom Sorgenkind zum Überflieger: Max Verstappen gewann zwei der letzten drei Rennen. Der Niederländer ist auch in Ungarn ein Siegkandidat.

Mit zwei Siegen in drei Formel-1-Rennen, immer dann, wenn Mercedes indisponiert ist, ist Max Verstappen zum Überflieger des Sommers geworden. Es gibt sogar durchaus vernünftige und nicht aus den Niederlanden stammende Experten, die trotz 63 Punkten Rückstand auf WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton noch eine kleine Titelchance für den 21-Jährigen sehen. Denn „Mad Max“ wird immer stärker, der Honda-Motor und sein Red-Bull-Rennwagen auch. Vor fünf Wochen war das Bild ein ganz anderes, da drohte das Jahrtausendtalent seinem Ausbildungsrennstall mit der Flucht zu Mercedes oder Ferrari. Sein Marktwert dürfte noch gestiegen sein, aber Red Bull Racing ist sicher, Verstappen halten zu können.

Max Verstappen: Raus aus der Formel-1-Pubertät

Zwanzig Mal in Folge unter den ersten Fünf zu sein, ist der statistische Beleg dafür, dass Verstappen raus ist aus der Formel-1-Pubertät. Tatsächlich hat er sich in dieser Saison aus unnützen Scharmützeln rausgehalten. Risikoabschätzung nennt man das wohl – oder Disziplin. Man könnte auch sagen: Er wittert eine Chance. Dies gilt auch für den Großen Preis von Ungarn am Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky) in Budapest.

Lob von Vettel

„Man lernt mit den Jahren“, sagt Verstappen, der Ende der Saison erst seinen 100. Grand Prix fahren wird. Der Lohn seiner Vernunft: Jetzt wird er in einem Atemzug genannt mit Lewis Hamilton und Sebastian Vettel. „Er holt konstant das Beste aus seinem Auto heraus“, weiß Vettel über seinen Nachfolger bei Red Bull. Vergleichen könne man die beiden Karrieren allerdings nicht, sagt der Hesse mit einem Grinsen: „Ich habe weniger Rennsimulator gespielt als er.“

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Auch Hamilton soll sich dazu äußern, ob er den Niederländer schon als Rivalen sieht: „Das wird sich zeigen. Aber er macht einen großartigen Job, auch wenn wir dazu beigetragen haben, dass sie zuletzt besser ausgesehen haben.“ In der Tat, immer wenn Mercedes mal patzt, nutzt Verstappen die Chance – das war schon bei seinem ersten Sieg im ersten Rennen für Red Bull 2016 in Barcelona so. Der Champion will sich aber nicht ablenken lassen: „Ich bin bereit für den Kampf.“

Auch, wenn der Gegner zum Teamkollegen werden könnte? „Ich hätte kein Problem damit“, antwortet der Brite, „aber ich bin nicht sicher, ob die sich daraus entwickelnde Dynamik gut wäre für alle – oder nicht.“ Also eher nicht... Klar ist aber auch, dass sich Verstappen über den Kampf gegen die Großen definiert, 2020 bleibt ihm noch, um jüngster Weltmeister der Geschichte zu werden, bislang wird diese Bestmarke von Sebastian Vettel gehalten.

Die Bullen haben ihre Aufholjagd nach dem verschlafenen Saisonstart begonnen. Erst in der Rennfabrik in Milton Keynes, dann auf den Rennstrecken. „Es gibt keine große Baustelle mehr, wir müssen nur noch Feintuning am Auto betreiben“, sagt Verstappen hoffnungsfroh.

Ich weiß, wann ich Vollgas geben muss

Auf dem Hungaroring mit seinen wenigen Geraden und vielen langsamen Kurven hat Red Bull wieder eine gute Chance. Teamchef Christian Horner stellt eine neue Gelassenheit beim rasenden Wunderkind fest: „Max macht es gerade einen Riesenspaß, für uns zu fahren. Er sieht den Fortschritt, den wir machen.“ Verstappen behauptet, sein Erfolgsgeheimnis sei ein ganz einfaches: „Man muss nur mitbekommen, was um einen herum passiert. Ich weiß, wann ich Vollgas geben muss, wann ich mich zurückzunehmen habe, wann ich etwas riskieren kann und wann nicht.“

Red-Bull-Talentspäher Helmut Marko sieht sich natürlich in seiner Einschätzung über seine Entdeckung bestätigt, und er glaubt, dass Red Bull „nicht mehr so weit von Mercedes weg“ ist (außer den fast 200 Punkten in der Konstrukteurs-WM). Der Rennfahrer selbst sagt: „Der Gedanke an den Titel steckt nicht in meinem Kopf. Ich will von Rennen zu Rennen denken und begreife