Montreal. Der Deutsche im Ferrari schockt Fomel-1-Titelverteidiger und WM-Führenden Lewis Hamilton beim Großen Preis von Kanada.
Sebastian Vettel hat seine Pole-Durststrecke nach 17 Rennen beendet und mit Ferrari zum Gegenschlag gegen die dominierenden Silberpfeile ausgeholt, die Langeweile an der Spitze der Formel 1 könnte endlich ein Ende finden. Der viermalige Weltmeister raste im Qualifying zum Großen Preis von Kanada (Sonntag, 20.10 Uhr MESZ/RTL und Sky) auf Startplatz eins und ebnete den Weg zur dringend benötigten Trendwende in der bislang einseitigen Saison.
Vettel geht erstmals seit 322 Tagen wieder von ganz vorne in ein Formel-1-Rennen. Letztmals hatte er die Pole im Vorjahr beim Großen Preis von Deutschland erobert. Nun sicherte er sich die 56. seiner Formel-1-Karriere.
"Ich bin voller Adrenalin. Das war eine dieser besonderen Runden. Ich habe es sehr genossen", sagte Vettel, der mit der Siegerfaust aus seinem Wagen ausgestiegen war. Der Heppenheimer stellte in 1:10,240 Minuten einen neuen Rundenrekord auf dem Circuit Gilles Villeneuve auf. Im letzten Versuch schob er sich an Weltmeister Lewis Hamilton (1:10,446) im Mercedes vorbei. Dritter wurde Charles Leclerc (1:10,920) im zweiten Ferrari.
"Es wird ein interessantes Rennen"
Valtteri Bottas (1:11,101) im zweiten Silberpfeil leistete sich einen Fahrfehler in Q3 und enttäuschte als Sechster - Mercedes muss den Kampf mit Ferrari mit einem taktischen Nachteil aufnehmen.
Noch vor den Finnen platzierten sich Daniel Ricciardo (1:11,071) im Renault und Pierre Gasly (1:11,079) im Red Bull. Der Emmericher Nico Hülkenberg (1:11,324) startet im zweiten Renault als Siebter.
"Wir wussten, dass die Ferraris schnell sind. Es wird ein interessantes Rennen. Ich hoffe, wir können eine gute Show bieten", sagte Hamilton, der sich anstrengen muss, um am Sonntag mit Kanada-Rekordsieger Michael Schumacher (sieben Erfolge) gleichzuziehen.
Äußerst unbefriedigend verlief die Zeitenjagd für Red-Bull-Pilot Max Verstappen, der Niederländer belegte nur Rang elf. Einen großen Anteil daran hatte Haas-Pilot Kevin Magnussen. Der Däne krachte kurz vor dem Ende von Q2 in die gefürchtete "Wall of Champions" und sorgte für einen vorzeitigen Abbruch der Session. Verstappen war es so nicht mehr möglich, sich auf Softreifen mit einer schnellen Runde für Q3 zu qualifizieren.
Verstappen: "Es wird schwierig"
"Das ist nicht der Platz, von dem ich starten möchte. Aber wir haben auch nicht die Pace wie Ferrari und Mercedes. Es wird schwierig, gegen sie zu kämpfen", sagte Verstappen bei Sky.
Enttäuschend verlief das Qualifying für Lokalmatador Lance Stroll (Racing Point). Der 20-Jährige, dessen Mercedes-Motor im dritten Training vor Start und Ziel in Flammen aufgegangen war, kam nicht über Rang 18 hinaus und scheiterte damit erneut schon in Q1.
Ferrari steht in Kanada unter Druck und muss liefern. Der Anteil der langen Geraden ist auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs groß. Gefordert sind Topspeed, Bremsstabilität und Traktion - das kommt den Stärken des SF90, der sich in langsamen Kurven schwer tut, entgegen. "Auf dem Papier sollte der Kurs besser für uns sein", hatte Vettel am Donnerstag gesagt. Sein Eindruck bestätigte sich.
Schon im dritten freien Training am Vormittag hatten Vettel und Ferrari einen starken Eindruck hinterlassen. Der Deutsche sorgte vor Leclerc für die Bestzeit. Das Mercedes-Duo lag rund eine halbe Sekunde dahinter.
Vettel hat als WM-Dritter bereits 55 Punkte Rückstand auf Weltmeister Hamilton, der zuletzt in Monaco seinen vierten Saisonsieg feierte. Die Italiener warten noch auf ihren ersten Triumph des Jahres. (sid)