Madrid. Der FC Liverpool hat das Champions-League-Finale mit 2:0 gegen Tottenham Hotspur gewonnen. Jürgen Klopp feiert seinen größten Erfolg.
Als der Schlusspfiff im Madrider Estadio Metropolitano erklang, fielen sich die Spieler des FC Liverpool in die Arme. Sie schrien ihre unglaubliche Freude über diesen Triumph heraus. Der FC Liverpool ist Champions-League-Sieger 2019 nach einem 2:0 (1:0)-Erfolg über ihren englischen Konkurrenten aus der Premier League, Tottenham Hotspur. Während die Liverpooler Spieler ihr Glück kaum fassen konnten und die Fans auf den Sitzen standen, eilte Trainer Jürgen Klopp im Trainingsanzug und nicht im feinen Zwirn zu seinen Jungs. Es war kein berauschendes Finale. Aber das wird Klopp in dieser Nacht nicht gestört haben. Nach sechs Final-Niederlagen hat er es geschafft: Endlich ein Endspielsieg – und dann sogar in der Königsklasse. Das erste Tor des Abends fiel schon nach 108 Sekunden. Mohamed Salah verwandelte einen Handelfmeter zum 1:0. Der eingewechselte Divock Origi machte in der 88. Minute mit dem 2:0 alles klar.
Schon das erste Duell ging klar an den FC Liverpool. Als die Fans des 18-maligen englischen Meisters ihre Kulthymne „You’ll never walk alone“ anstimmten, pfiffen die Tottenham-Anhänger so laut, wie sie konnten. Aber die Reds konterten und legten noch einmal einige Dezibel drauf.
Kane kann. Das war die wichtigste Nachricht vor dem Anpfiff. Tottenhams Trainer Mauricio Pochettino schenkte seinem seit Wochen verletzten Kapitän Harry Kane das Vertrauen, weil er zuletzt im Training wieder fit war. Für ihn musste der Brasilianer Lucas Moura auf die Ersatzbank. Ausgerechnet der Lucas Moura, der beim 3:2-Halbfinaltriumph gegen Ajax Amsterdam alle drei Tore der Spurs erzielte. Aber Kane blieb blass und auch Moura schaffte nach seiner Einwechslung nicht mehr die Wende.
Handelfmeter für Liverpool nach 23 Sekunden
Schon nach 23 Sekunden waren alle Matchpläne Makulatur. Der Liverpooler Madio Sané, gemeinsam mit seinem Teamkollegen Salah und dem Ex-Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang Torschützenkönig der Premier League, führte in Tottenhams Strafraum den Ball mit dem linken Fuß. Als Tottenhams Moussa Sissoko den rechten Arm ausstreckte, traf Sané diesen. Auch die Videoschiedsrichter mit den beiden deutschen Felix Zwayer und Mark Borsch hatten nichts gegen die Strafstoß-Entscheidung des slowakischen Schiedsrichters Damir Skomina. Mohamed Salah traf beim Elfmeter zwar den Ball nicht richtig, doch Tottenham-Keeper Hugo Lloris kam nicht an die Kugel.
1:0 nach 108 Sekunden. Für Salah war der Treffer sicherlich eine große Erleichterung. Im vergangenen Jahr musste er im Finale schon nach 30 Minuten verletzt raus, als ihm Real Madrids Sergio Ramos auf die Schulter gefallen war. Salahs Elfmetertreffer am Samstag in Madrid ist das zweitschnellste Tor in der Geschichte der Champions-League-Endspiele. Nur Paolo Maldini war 2005 noch schneller, als er nach 50 Sekunden für AC Mailand gegen den FC Liverpool traf. Damals gewannen die Engländer noch. Diesmal auch. Sogar ohne Aufholjagd.
Tottenham bemühte sich zwar, den Schock schnell zu verdauen. Aber es gelang ihnen nicht richtig. Mit 65 Prozent hatte das Team die größeren Spielanteile. Doch nur in Zonen, in denen es Liverpool nicht wehtat. Chancen hatte in Halbzeit eins nur das Klopp-Team. In der 17. Minute scheiterte der 20-jährige Trent Alexander-Arnold in seinem schon zweiten Finale knapp, in der 38. Minute zwang Andy Robertson den französischen Nationaltorhüter Lloris zu einer starken Parade.
Liverpool hat investiert für diesen Triumph
Vor einem Jahr hatte Liverpool noch im Finale gegen Real Madrid danebengegriffen. Der deutsche Torhüter Loris Karius patzte. Damit dies nicht erneut passiert, griff der amerikanische Investor der Engländer noch einmal tief in die Tasche – und holte wieder einen Deutschen. Allerdings wanderten schon seine Urgroßeltern aus. Vom Saarland ging es nach Brasilien. Liverpool zahlte rund 70 Millionen Euro für Alisson Becker an den AS Rom. Und ist mit der Investition sehr zufrieden. AM Samstagabend wurde der 26-Jährige, der in seiner Heimat „O Galeiro Gato“ (die Torhüterkatze) genannt wird, kaum geprüft. Aber wenn er geprüft wurde, war er da. Wie gegen Son und Moura in der 80. Minute. Und als der eingewechselte Divock Origi in der 88. Minute das 2:0 erzielte, jubelte auch Alisson schon wie ein Champions-League-Sieger.
Seine Vorderleute stoppten meist die Aktionen der Spurs schon früh. Virgil van Dijk, mit 85 Millionen Euro der teuerste Abwehrspieler der Welt, räumte zusammen mit dem Ex-Schalker Joel Matip alles weg. Der 27-jährige Matip, der die deutsche und die kamerunische Staatsbürgerschaft besitzt, hat sich zu einem Spitzenmann unter Klopp entwickelt. Matip machte sowohl gegen Kane als auch gegen den eingewechselten Lucas Moura einen starken Eindruck. Champions-League-Sieger Joel Matip, wer hätte das damals auf Schalke gedacht.