Essen. Der Wettskandal soll Deutschland stärker betreffen als angenommen, sagt die ARD. Von mehr als 60 Spielen ist die Rede. Ein Kommentar über Mutmaßungen und Opfer in Sachen Wettskandal.

Jede Wette, dass im Fußball noch viel mehr als die jetzt von der ARD herausposaunten 60 Spiele manipuliert worden sind. Man muss doch die Ligen nur tief genug herunterspazieren, und schon findet sich auf sagen wir Kreisebene garantiert eine verdächtige Schnitzel-Fassbier-Kombinationsspende an einen Gegner, der gewillt schien, nicht mehr an die Leistungsgrenze zu gehen. Fußball ist eben nicht der letzte Hort der Reinheit in Deutschland. Er ist allerdings auch nicht das schmierigste Geschäft. Er ist einfach nur ein Teilstück unserer Gesellschaft, gefährdet, wie andere Teilstücke auch, beschützenswert, wie andere Teilstücke auch.

Mit Opferschutz hat das, was derzeit passiert, allerdings nichts zu tun. Das Opfer krimineller Wettmachenschaften steht im sauren Regen. Herab prasseln übereifrige Spekulationen, kunstvoll erahnte Viertelwahrheiten und exakt gar nichts Handfestes. Akteneinsicht gewährt die Staatsanwaltschaft irgendwann vor Weihnachten. Bis dahin: Lebe wohl, Fußball.