Gelsenkirchen. . Bundesligist aus Düsseldorf nutzt Schalkes Fehler beim 4:0-Sieg eiskalt. Trainer Funkel ist begeistert: “Das war unsere beste Saisonleistung.“
Das nennt man wohl Galgenhumor. Als die Fans von Fortuna Düsseldorf, nicht wenige von ihnen verkleidet, während der zweiten Halbzeit am Samstag „Oh, wie ist das schön“ anstimmten, da schlossen sich ihnen plötzlich die Anhänger des FC Schalke 04 an. Am Ende aber blieb den Schalkern nur noch Entsetzen. Der Aufsteiger Fortuna hatte sie in ihrer eigenen Arena mit 4:0 (1:0) auf eindrucksvolle Weise in den Abstiegskampf geschossen.
Ein Feiertag für die Düsseldorfer, die nach 24 Spieltagen nun schon stolze 31 Punkte gesammelt haben – acht mehr als Vizemeister Schalke. Ein Feiertag auch für den Trainer, der zuvor in seiner langen Karriere mit verschiedenen Teams bei 20 Versuchen nicht ein einziges Mal auf Schalke hatte gewinnen können. Friedhelm Funkel genoss es erkennbar, dass es nun endlich geklappt hatte, und vor allem: wie.
Funkel: Ich glaube, ich träume
„Das war ein ganz starker Auftritt unserer Mannschaft“, bilanzierte Funkel hocherfreut. „Ich glaube, ich träume. Acht Punkte vor Schalke, das ist einfach sensationell. Die Leistung war unglaublich konzentriert und engagiert. Das war bisher ganz klar unsere beste Saisonleistung.“
Wer wollte dem 65-Jährigen da widersprechen?
Seine Taktik war voll aufgegangen. „Wir wussten, dass wir im Schnelligkeitsbereich Vorteile haben“, erzählte Funkel. „Und das hat die Mannschaft grandios ausgenutzt.“
Fortuna-Angreifer Lukebakio sicher vom Punkt
Die Düsseldorfer mussten nur auf Fehler der total verunsicherten Schalker warten, um die Partie mit gezielten Pässen in die Tiefe auf die sprintstarken Angreifer entscheiden zu können. Ein erstes Kontertor durch Dodi Lukebakio wurde in der 21. Minute noch per Videobeweis aberkannt, doch nach einem weiteren Videobeweis nach einem Handspiel von Schalkes Abwehrspieler Matija Nastasic versenkte Lukebakio den Elfmeter sicher zum 1:0 (35.).
Als die Schalker in Hälfte zwei kopflos nach vorne rannten, stachen die Düsseldorfer zu. Dawid Kownacki, der im Winter von Sampdoria Genua gekommen war und den ebenfalls interessierten Schalkern eine Absage erteilt hatte, traf erstmals für seinen neuen Klub (62.), der überragende Benito Raman erhöhte auf 3:0 (68.), bevor erneut Kownacki auch beim 4:0 Schalkes Abwehr bloßstellte (84.).
Aus Pokal-Pleite Lehren gezogen
Jedes Mal profitierten die Düsseldorfer von Fehlpässen, jedes Mal schalteten sie sofort um, jedes Mal waren die Steilpässe fein anzusehen, und jedes Mal behielten die Stürmer Übersicht und Nerven. Genau so hatte sich Friedhelm Funkel das vorgestellt.
Der Trainer erinnerte an das Pokal-Achtelfinale vor einem Monat, das die Schalker mit 4:1 gewonnen hatten. „Daraus haben wir unsere Lehren gezogen“, sagte er. „Wir haben auf die Schnelligkeit unserer drei Stürmer und auf Umschaltsituationen gesetzt. Und als die dann auch kamen, haben wir sie gnadenlos ausgespielt.“
Das Selbstbewusstsein, diese so genannten tödlichen Pässe zu spielen, hat er seinen Profis eingeimpft. Er glaubt an sie, sie glauben an ihn. Seine Strategie ist erfolgreich, weil er es schafft, alle mitzunehmen.
Funkel zu Gast im Doppelpass
„Unser Erfolg basiert auf Teamgeist“, sagte Funkel am Sonntagmorgen als Gast der Sport1-Talkrunde Doppelpass in München. Dabei wurde auch das zum Teil entwürdigende Hin und Her angesprochen, das sich während der Trainingslager-Tage in Marbella abgespielt hatte. Weil Funkel eine Vertragsverlängerung nicht von einer Liga-Zugehörigkeit abhängig machen wollte und der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer das bevorstehende Aus verkündete, kamen Funkel die Tränen, als er sagte: „Das ist meine letzte Trainerstation, weil ich niemals wieder eine Mannschaft finde, die charakterlich so stark ist.“ Nach einer Aussprache wurde der im Sommer auslaufende Vertrag mit Funkel dann doch um ein Jahr verlängert.
Funkel wurde auch ein schlechtes Verhältnis zum im Dezember installierten neuen Sportvorstand nachgesagt, doch dazu stellte er klar: „Mit Lutz Pfannenstiel verstehe ich mich hervorragend. Und da er jetzt als Sportvorstand da ist, habe ich weniger mit Robert Schäfer zu tun.“ Aber auch mit dem sei er auf einem guten Weg: „Da ist nichts zurückgeblieben.“
Großes Lob – und eine Mahnung
Dem Trainer ist ohnehin nichts wichtiger als die Mannschaft. Sie begreift, was er will, und deshalb lobte er sie nicht nur für den tollen Auftritt auf Schalke. „Was die Jungs in den letzten Wochen und Monaten auf den Platz gebracht haben, ist einfach unglaublich“, sagte der Routinier.
Dass Fortuna Düsseldorf noch absteigen wird, glaubt jetzt keiner mehr. Pflichtgemäß aber nimmt Friedhelm Funkel trotzdem die Rolle des Mahners ein. „Wir freuen uns, dass wir jetzt 31 Punkte haben, aber wir benötigen noch einige, um unser Ziel zu erreichen“, sagte der Trainer. Andere Aussagen hätten auch nicht zu ihm gepasst.