Essen. Der sich anbahnende Wechsel von Shinji Kagawa wird den Dortmunder Fans weh tun, entspricht aber den Gesetzen des Profifußballs. Ein Kommentar.

Wofür haben sie ihn nicht alles besungen auf der Dortmunder Südtribüne? Für seine mitreißenden Leistungen in den letzten Meisterjahren des BVB. Für seine erinnerungswürdigen Auftritte in den Derbys gegen Schalke, die ihn in dieser außergewöhnlichen Kategorie von Bundesligaspielen zu einem Helden werden ließen. Und auch für seine Rückkehr aus Manchester vor viereinhalb Jahren. Shinji Kagawa verkörpert noch immer den Glauben an das Gute in dem Sport, der früher auch nicht immer besser war.

Sehnsucht nach Fußballromantik

Durch Spieler wie den Dortmunder Publikumsliebling hoffen die Anhänger weiterhin, dass sich das Ende der Fußballromantik noch irgendwie hinauszögern lässt. Und es balsamiert die Fanseele, sich mit solch persönlichen Geschichten wie der von Kagawa sowie Schweigegelübden, Auswärtsspielboykotten oder anderen Protestaktionen gegen sogenannte Plastik-, Werks- und Mäzenenklubs abzugrenzen. Aber natürlich wissen aber auch die meisten von ihnen, dass die Romantik dem Realismus längst unterlegen ist. Denn streng genommen hat ja der Profifußball mit seiner Gewinnmaximierung und nüchternen Nutzbarkeitsanalyse von Sportlern längst nichts mehr mit der Ach-damals-war’s-so-schön-Sentimentalität gemein.

Shinji Kagawas Abschied – ob nach Monaco oder sonst wohin – ist sehr wahrscheinlich. Viele Dortmunder Fans werden es zweifelsohne bedauern, Shinji Kagawa vermutlich nie wieder in Schwarz und Gelb auflaufen zu sehen. Die Vereine können es sich nicht erlauben, für mehrere Millionen Euro Jahresgehalt Maskottchen zu beschäftigen, die sportlich nur der zweiten Mannschaft weiterhelfen würden. Anders herum hat der Japaner stellvertretend für viele seiner Berufskollegen beim Wechsel 2012 zu Manchester United nichts anderes getan, als kühl seine Vorteile abzuwägen und auszunutzen. Auch das ist nicht verwerflich. Kagawa werden trotzdem alle Borussen auf ewig wohlgesonnen bleiben – denn es wird ein Unterschied sein, ob man aus Manchester oder München zurück zum BVB gekommen ist.