Essen. Borussia Mönchengladbach hat eine sehr gute Hinrunde gespielt. Offen ist, ob die Mannschaft in der Rückrunde die Spannung hält

Matthias Ginter schüttelt mit dem Kopf. Während ihm die Sonne in den Nacken scheint, weil er es sich gerade auf der Terrasse des Mannschaftshotels im spanischen Jerez de la Frontera gemütlich gemacht hat. „Nee“, meint er, mit dieser grandiosen Hinserie habe er nicht gerechnet. Deswegen: „Wenn jetzt Ende wäre, dann würde ich den dritten Platz natürlich unterschreiben. Wir wollen an die starke Hinrunde anknüpfen. Wenn uns das gelingt, dann ist die Saison gut."

Die Qualifikation für die Champions League ist möglich

Damit das gelingt, hat sich Borussia Mönchengladbach im Januar in Spanien auf die Rückrunde vorbereitet, die ähnlich großartig werden soll wie die vergangenen 17 Partien. Die Borussia ist Tabellendritter, hat bereits 33 Punkte gesammelt. Vor allem aber hat sie begeistert, kombiniert, zahlreiche Tore (36) geschossen. Alle im Verein spüren, dass die Qualifikation für die Champions League wieder möglich ist.

Weil die Maßnahmen, die Trainer Dieter Hecking und Sportdirektor Max Eberl ausgetüftelt haben, griffen. Hecking impfte seiner Mannschaft mit dem 4-3-3 ein neues System ein, mit Alassane Pléa wurde ein wuchtiger Angreifer verpflichtet. Außerdem wurde die medizinische Abteilung erweitert, um Muskelverletzungen zu vermeiden. Bislang: ein Erfolg.

Trainer Dieter Hecking von Borussia Mönchengladbach
Trainer Dieter Hecking von Borussia Mönchengladbach © Getty Images

Gladbach soll variabler werden

Doch die Gladbacher haben schon häufiger eine Rückrunde vermasselt. Deswegen versuchte Hecking in der Wintervorbereitung, die Dreierkette zu optimieren. Seine Mannschaft soll variabler werden, wieder überraschen können. Außerdem führte er zahlreiche Einzelgespräche, versuchte, die Anspannung hochzuhalten. Nach der 1:2-Niederlage im ersten Testspiel gegen den Zweitligisten 1. FC Magdeburg schimpfte er über die Leistung seiner Spieler, kritisierte deren Einstellung. Hecking wollte erst gar nicht den Eindruck aufkommen lassen, dass sich irgendwer auf dem Erreichten ausruhen könne.

Das können seine Profis aber schon deswegen nicht, weil Eberl den Kader im Winter zusammengehalten hat. Der Konkurrenzkampf ist riesig. Gerade im Mittelfeld. Da haben in der Hinrunde vor allem Jonas Hofmann und Florian Neuhaus auf sich aufmerksam gemacht. Dafür wollen sich nun andere Profis wieder in Position bringen. Denis Zakaria etwa. Oder Michael Cuisance. Christoph Kramer versucht, Tobias Strobl zu verdrängen. Fabian Johnson macht Michael Lang als Rechtsverteidiger Konkurrenz.

Eberl kämpft um Harzard

Viel wichtiger ist aber, dass Offensivkünstler Thorgan Hazard mindestens bis zum Sommer am Niederrhein wirbelt. Was dann passiert, ist allerdings offen. „Ich habe mich noch nicht entschieden“, stellte der Belgier im Trainingslager klar. Sein Vertrag gilt bis Juni 2020. Eberl kämpft um eine Verlängerung. „Gladbach und er sind eine Erfolgsgeschichte, die hoffentlich noch lange andauert“, sagt der Sportdirektor. Hazard will sich erstmal auf Gladbach konzentrieren. „Wir waren zwei Jahre lang nicht in Europa. Das wollen wir ändern“, sagte er.

Trotzdem hat der Klub auf dem Transfermarkt Ruhe bewahrt. Auch „weil die Summen Dimensionen erreicht haben, die für uns nicht mehr möglich sind“, wie Eberl einräumte. So seien die gehandelten Innenverteidiger Andreas Christensen (FC Chelsea) und Reece Oxford (West Ham United) zu teuer. Außerdem müsse man bei einem Wintertransfer immer beachten, dass dieser das Mannschaftsgefüge durcheinanderbringen könne.

Denn derzeit stimmt die Mischung aus Erfahrenen und Emporkömmlingen. Die Führungsspieler sind zudem nach ihren Verletzungspausen zurückgekehrt. Lars Stindls verletztes Sprunggelenk hat der Belastung standgehalten. Matthias Ginter hat nach seinem Kiefer- und Augenhöhlenbruch die schützende Maske wieder abgelegt. Auch Jonas Hofmann mischt nach seiner Muskelverletzung im Hüftbeuger mit. „Ich bin voll da“, sagte der Mittelfeldspieler.

Die Gladbacher wissen um ihre grandiose Ausgangslage. Doch sie wissen auch, dass sie eine komplizierte Rückrunde erwartet. Oder wie es Matthias Ginter ausdrückt: „Es wird ein Hauen und Stechen.“