Essen. Der neue Co-Trainer beim FC Schalke ist ein alter Bekannter. Kann es klappen mit ihm und seinem jungen Chef? Ein Kommentar
Januar 2011, Trainingslager in Belek, Türkei. Die Spieler des FC Schalke 04 machten sich warm, beim üblichen Spielchen Fünf gegen Zwei gab es auch mal einen Schuss durch die Beine, auch mal eine Grätsche ins Nichts. Aber keiner lachte. Und es sprach auch keiner. Die Stimmung war trotz angenehmer Temperaturen eisig. Der Cheftrainer hieß Felix Magath, Spieler auch über den Faktor Begeisterung mitzunehmen zählte nicht zu seinem Konzept. Magath stand fast während des gesamten Trainings mit verschränkten Armen schweigend am Rand. Die Kommandos für die Spieler kamen von einem Hochsitz, auf dem Seppo Eichkorn saß, der Co-Trainer. Es waren Kommandos im schneidigen Ton eines Feldwebels.
Seppo Eichkorn, der Mann auf dem Beifahrersitz
Wer arbeitet schon gerne in einem solchen Klima? Die meisten Schalker Spieler waren sehr, sehr froh, als Felix Magath schon zwei Monate später gehen musste. Seppo Eichkorn aber, damals jahrelang Magaths enger Vertrauter während dessen Zeiten in Stuttgart, München, Wolfsburg und Schalke, durfte bleiben. Er passte sich auch Ralf Rangnick, auch Huub Stevens, auch Jens Keller an. Dem Mann auf dem Beifahrersitz machte es nichts aus, dass die Chefs am Steuer häufig in ganz anderen Spuren fuhren als ihre Vorgänger. Er sah sich stets, so erzählte er es, als deren „Zuarbeiter und Berater“. Sein Anspruch war nicht, „der Bestimmer und Entscheider“ zu sein. Es drängte ihn auch nicht in die Öffentlichkeit.
Tedesco kann von Eichkorn profitieren
Aber kann jemand, der Magaths Methoden mitmachte, Methoden also, die einem angestaubten Muster von Menschenführung folgten, heute ein aufrichtiger Partner eines offenen, kommunikativen, modernen Trainers wie Domenico Tedesco sein? Vermutlich ja. Zeiten ändern sich, Menschen ändern sich, lernen auch hinzu. Dass Seppo Eichkorn fast 30 Jahre älter ist als sein neuer Chef, davon wird Domenico Tedesco profitieren können. Denn bei allem Ehrgeiz fehlt dem 33-Jährigen noch viel Erfahrung. Es wird auch Zeit, dass er mehr Unterstützung erhält.