Duisburg. . Trainer Torsten Lieberknecht hält große Stücke auf Joseph-Claude Gyau. Der US-Amerikaner freut sich auf das Duell mit dem Hamburger SV.
Was Trainer an Spielern so loben. Torsten Lieberknecht, oberster Fußballlehrer beim Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg, findet an seinem Mittelfeldspieler Joseph-Claude Gyau einiges gut: seine Dynamik und seine Schnelligkeit zum Beispiel. Aber auch: „sein Lächeln“ und das Aufblitzen „seiner weißen Zähne.“ Solche Qualitäten hebt gemeinhin eher Heidi Klum hervor, wenn sie Germany’s next Topmodell sucht.
Vor dem Heimspiel am Freitag gegen den Tabellenführer Hamburger SV verwundert der Verweis auf gute Miene indes keineswegs. Der Coach will das böse Spiel beim 1:4 in Heidenheim aus den Köpfen schütteln. Zumal es in einer Reihe mit dem 0:4 gegen Kiel steht. 13 Punkte nach 16 Spielen – da hat man gemeinhin nichts zu lachen. Optimismus ist deshalb nach den heftigen Rückschlägen erste Zebra-Pflicht. Gyau steht für das Motto des Tages: „Ich hab’ Spaß. Ich geb‘ Gas.“
„Waren tot und sind jetzt voll dabei
Lieberknecht spricht eben deshalb von seiner „Freude“ auf das Spiel gegen den Spitzenreiter vor mehr als 26.000 Zuschauern und „dass sich die Spieler darauf freuen sollten wie ich auch.“ Der Coach betont das Vertrauen in die Spieler und schaut auf das bereits Erreichte. „Der MSV war mit zwei Punkten tot und ist jetzt voll dabei“, so der Trainer. „Wir stehen über dem Strich“, fügt er hinzu. Man habe den Anschluss geschafft und werde ihn behalten – egal, was nun in den beiden nächsten Heimpartien gegen Hamburg und Dresden passiere.
Gyau strahlt diese Zuversicht aus und sagt dann auch an den richtigen Stellen genau das Richtige: „Das ist ganz großes Spiel gegen den Tabellenersten. Für solche Momente lebt jeder, der Fußballer geworden ist“, beschreibt er seine Gefühlslage vor dem Duell gegen einen erlegten Dino. Auf die Frage, ob sich die Mannschaft der Gefahr bewusst sei, mit zwei weiteren Niederlagen vor Weihnachten wieder in ein Loch zu fallen, erklärt er: „Als Spieler sollte man nicht darauf schauen, was alles schief laufen kann.“ Außerdem sei ja noch nicht einmal das erste Spiel gespielt.
Ein gutes Herz
Der Mann habe ein gutes Herz, sagt Lieberknecht über seinen Flügelmann. Positive Energie wird gerade dringend gebraucht. Denn die Fakten fordern selbst geübte Optimisten heraus. Der HSV stellt sich als beste Auswärtsmannschaft vor: Aus sieben Spielen holte der Absteiger 19 von möglichen 21 Punkten. Der neue Trainer Hannes Wolf kann als Bilanz sechs Siege und ein Remis vorweisen. Der MSV präsentiert sich derweil als die schlechteste Heimmannschaft der Liga von sieben Spielen gingen sechs verloren. Der MSV hat den schwächsten Sturm (14 Tore) und die zweitschlechteste Abwehr (28 Tore).
Die Ausfallliste ist so lang, dass Pressesprecher Martin Haltermann sie vor dem Statement des Trainers ausrollt: Innenverteidiger Dustin Bomheuer hat einen Muskelfaserriss, Sebastian Neumann eine schwere Knieprellung. Kevin Wolze ist gesperrt. John Verhoek plagt sich mit einem Virus. Boris Tashchy hat weiter Leistenprobleme. Thomas Blomeyer nach Verletzungspause gerade erst wieder im Training.
Bomheuers Ausfall schmerzt
Besonders schmerzhaft sind die Ausfälle von Innenverteidiger Bomheuer, der „eine überragende Saison“ bislang gespielt habe und Kapitän Kevin Wolze. Da ist der zweite Anzug aus sehr dünnem Stoff.
Dass den Hamburgern vermutlich Aaron Hunt verletzt fehlt, wiegt die Übermacht des Favoriten und die Probleme der Hausherren keinesfalls auf. Fast müssen sich alle Besitzer eines Zebratrikots fragen, warum sie sich am Freitag durch heftigen Verkehr zur Schauinsland-Reisen-Arena quälen sollen. Aber wirklich nur fast: Lieberknecht weiß nämlich, was sein Kollege Wolf den Durchreisenden zur Mahnung und Warnung mit auf den Weg gibt: „Der MSV hat schon mal einen Spitzenreiter geschlagen.“ Das 2:1 in Köln gelang aus fast noch aussichtsloserer Lage, nach zwei Punkten aus acht Spielen und in der Höhle des Geißbocks.
Ob der 26-jährige Gyau von Anfang an dabei sein wird oder als Joker stechen soll, wollte der Trainer des MSV übrigens nicht verraten. Ist auch nicht wichtig. Selbst wenn der Mann fürs schnelle Offensivspiel erst nach dem Schlusspfiff sein strahlend weißes Lächeln auf dem Rasen zeigt, wäre das noch früh genug. Es gilt ja bekanntlich: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.