Köln. Die Handball-Weltmeister von 2007 besuchten die Kabine, in der sie damals den Titel feierten. Sie warfen einen Blick zurück, schauten aber auch nach vorne.
Der Raum ist knapp 50 Quadratmeter groß. 26 Plätze gibt es. Breite Holzbänke mit roten Lederpolstern. Es ist eine von vielen der durchaus großzügig bemessenen Umkleidekabinen in der Köln-Arena. Und doch ist dieser Raum anders. Nicht optisch, aber gefühlt. Es sind 50 Quadratmeter, auf denen deutsche Sportgeschichte geschrieben wurde. Heiner Brand tritt ein und sieht sich um. Henning Fritz ist schon da und zeigt auf den Platz, auf dem er einst gesessen hatte. Sie sind zurück. In der Kabine, in der die deutschen Handballer im Februar 2007 den Weltmeistertitel feierten.
Fritz war lange ein Wackelkandidat
Der Besuch von Weltmeistertrainer Brand (66) und seiner beiden Torhüter Fritz (44) und Carsten Lichtlein (38) ist kein zufälliger. Das Trio ist gekommen, um einen Blick zurück zu werfen, gleichzeitig aber auch nach vorne zu schauen. Köln wird im kommenden Jahr erneut Schauplatz einer Weltmeisterschaft sein. Ab dem 19. Januar wird die Hauptrunde in der Domstadt gespielt. Mit dem deutschen Team, wenn die Vorrunde in Berlin erfolgreich verläuft. „Wir haben auch jetzt eine gute Nationalmannschaft. Wenn alle an einem Strang ziehen, können wir weit kommen“, sagt Heiner Brand. „Locker bleiben“, gibt Henning Fritz seinen Nachfolgern mit auf den Weg. „Wir hatten 2007 eine durchwachsene Vorrunde. Aber wir haben zusammengehalten – und dann kam die weitere Euphorie.“
Fritz war zuvor noch ein Wackelkandidat. Der Welthandballer des Jahres 2004 kämpfte bis zur WM mit inneren Dämonen, war erschöpft und antriebslos. Erst Jahre später gab es in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für das Thema Burnout. Fritz setzte auf ein spezielles Schallwellen-Verfahren – und Trainerfuchs Brand weiter auf seinen Routinier. Bis zur Hauptrunde in Dortmund hatten sich die Leistungen des Torhüters stabilisiert. In der Finalrunde in Köln wuchs Fritz über sich hinaus.
Papierkronen und Schnurrbärte
Viertelfinale gegen Spanien: ein Krimi. Fritz hielt überragend, und erst Sekunden vor Schluss sicherte Torsten Jansen mit seinem Treffer zum 27:25 das Weiterkommen. Halbfinale gegen Frankreich: ein Nervenspiel. Zwei Verlängerungen. Eine Minute vor Schluss verwandelte Markus Baur einen Siebenmeter zum 32:31, im Gegenzug ließen die Franzosen den Ball fallen. Finale gegen Polen: die Krönung. Bereits vier Minuten vor Ende erhoben sich die Fans von ihren Sitzen und feierten den WM-Titel.
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Auch Heiner Brand erlebte die finalen Minuten vor dem 29:24-Endstand als „den Höhepunkt dieser WM. Da war klar, dass wir das gewinnen. Und plötzlich drehe ich mich um, und die Spieler laufen mit aufgeklebten Schnurrbärten umher“, sagt Brand und muss bei diesen Erinnerungen auch mehr als elf Jahre später noch lachen.
Jene Bilder gingen um die Welt: Spieler hüpften mit Papierkronen und Plastikbärten nach Ende eines Turniers umher, das als Wintermärchen bekannt wurde. Wie Brand ist Fritz heute als TV-Experte tätig, Lichtlein spielt noch in der Bundesliga beim VfL Gummersbach. Sie sprechen über die alten Zeiten und hoffen auf neue gute im Januar. Auf diesen magischen 50 Quadratmetern in Köln.