Essen. . RWE-Zugang Florian Bichler feierte einen traumhaften Einstadt vor heimischem Publikum. Von seiner Schnelligkeit profitiert auch Kai Pröger.
RWE-Neuzugang Florian Bichler verkörpert das, was man in seiner Heimat Bayern am liebsten mit „a Hund bist fei scho!“ übersetzt. Ein echter Schlawiner also, gedanklich schnell, trickreich, ein bisschen abgezockt – eine Kostprobe davon gab er Sonntag bei seinem Einstand an der Hafenstraße ab. Man könnte auch sagen, er hat beim 5:1-Sieg gegen den Erzrivalen Wuppertal die Westkurve im Sturmrausch erobert. Als ihm sechs Minuten vor Schluss RWE-Coach Karsten Neitzel mit der Auswechselung einen Sonderapplaus gewährte, prasselte der Beifall auf ihn nieder wie der längst ersehnte Gewitterregen.
Zwei Tore selbst erzielt, ein weiteres mit einem unwiderstehlichen Dribbling noch vorbereitet – mehr geht einfach nicht für den Anfang. So herrlich unkompliziert und direkt hatte sich der 27-Jährige auch an seinem ersten Arbeitstag bei Rot-Weiss präsentiert. Eher auf dem Münchner Land groß geworden, pflegt er daheim die Haustüre immer offen zu halten. Und auch hier in Essen ist er mitten in die Innenstadt gezogen, um ins großstädtische Leben einzutauchen. „Wenn ich über die Kettwiger Straße gehe, erkennt man mich noch nicht“, meinte er damals verschmitzt.
Zweifacher RWE-Torschütze lobt die Mannschaftsleistung
Nun, dass könnte sich seit Sonntag schlagartig geändert haben. „Ich lass mich überraschen, was da jetzt auf mich zukommt“, lachte er nach Schlusspfiff und heißt alle Schulterklopfer willkommen. Die Tür bleibe weiterhin offen, aber das sei momentan eher den tropischen Temperaturen geschuldet. Auch wenn der neue Wirbelwind die Hafenstraße im Handstreich erobert hat, bleibt er hübsch auf dem Teppich und hebt die besondere Mannschaftsleistung hervor: „Ich glaube, wir haben eine gute Mischung gefunden aus aggressivem Pressing, Abwarten und im richtigen Moment zuschlagen“, so der Ex-Elversberger, der trotz seiner mitreißenden Spielweise während der 90 Spielminuten kühlen Kopf bewahrte und wusste, wann er den Fuß vom Gas zu nehmen hatte.
Pokalkarten für Mittwoch werden knapp
Am morgigen Mittwoch trifft RWE im Naturstadion auf Victoria Mennrath. Aufgrund des begrenzten Kontingents von 200 Gästekarten und der bereits verkauften 107 Tickets rät RWE allen Fans, sich bereits im Vorverkauf ihr Ticket zu sichern.
Eine Tageskasse wird es am Spieltag in Mennrath voraussichtlich nicht geben.
Natürlich wird nicht immer dabei so eine Fußballgala herausspringen wie an diesem perfekten Sonntag, als fast jeder Schuss saß. „Ich glaube, die Leute wären auch zufrieden gewesen, wenn wir die Partie nur 1:0 gewonnen hätten, diese Spiele werden auch kommen. Aber wenn wir weiterhin so aggressiv und lauffreudig auftreten, wird es schwer werden, uns daheim zu schlagen“, schickt er gleich mal eine Kampfansage an die Konkurrenz. Die war am Sonntag auf der Haupttribüne zahlreich vertreten und verließ die einseitige Partie weit vor Schlusspfiff, die Gesichter zeigten sich dabei durchaus beeindruckt.
Mit der geballten Power von Florian Bichler, Marcel Platzek und Kai Pröger scheint RWE jederzeit in der Lage, ein Offensiv-Feuerwerk abzubrennen. Nicht zu vergessen Kevin Freiberger, der einzige Essener am Sonntag im Stadion mit traurigem Gesichtsausdruck, als er die Show an Krücken verfolgte.
Einer im Angriffstrio muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass er nun jemanden im Team hat, der ihm die Stellung als „Speedy Gonzales“ streitig macht. „Ich kenne Bichi schon länger und weiß, was das für ein Spielertyp ist. Letztendlich ist es für mich eine Entlastung, weil sich der Gegner nicht mehr nur auf eine schnelle Seite einstellen muss. Ich denke, dass ich davon auch profitieren werde“, freut sich Pröger eher über die Arbeitsteilung auf der anderen Seite.
Oder er setzt halt selbst zu einem Solo an, wie beim 3:0 genau in den Winkel, mit anschließendem Radschlag und gestandenem Salto Rückwärts. „Heute hat man uns angesehen, dass die Emotionen rausmussten, da kann man das mal machen“, hob das Turn-Ass den besonderen Stellenwert hervor.
Aber die Stürmer sind meist auch nur so gut, wie sie von den Nebenleuten eingesetzt werden. Da verdiente sich Kevin Grund auf der ungewohnten Zehner-Position diesmal eine Eins mit Sternchen. Der „Legende“, wie er wegen seiner langen Zugehörigkeit zum RWE-Team im Mannschaftskreis genannt wird, machte die Partie mit zwei vorbereiteten Toren sichtlich Spaß. Kevin Grund hat auch schon andere Zeiten an der Hafenstraße erlebt. „So einen Tag wie heute muss man auch mal richtig genießen.“ Stimmt.