Gelsenkirchen. Schalkes Jahrhunderttrainer Stevens ist für den aktuellen Trainer ein besonderer Bezugspunkt. Vor den Folgen des Erfolgs wird Tedesco aber nicht bange.
Die Vizemeisterschaft hinter dem FC Bayern geholt. Den Revier-Rivalen Borussia Dortmund mit einer unglaublichen Aufholjagd im ersten Derby erst zutiefst blamiert und dann das Rückspiel auch noch souverän gewonnen. Und vielleicht sogar am wichtigsten: die Fans für sich gewonnen und mit ihnen sowie der Mannschaft eine echte Einheit gebildet.
Für Domenico Tedesco hätte die erste Bundesligasaison beim FC Schalke 04 nur noch in Nuancen besser verlaufen können, wenn man den Bezug zur Realität nicht verliert. Der 32 Jahre alte Deutsch-Italiener hat bei den Gelsenkirchenern eine Euphorie erzeugt, mit der allerdings auch Erwartungen steigen. Das weiß auch Tedesco. „Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Es zählt nur die Aktualität“, sagt der S04-Trainer der Sport-Bild. „Kredit bei den Fans beanspruche ich aber auch nicht. Wir wollen daran gemessen werden, wie wir arbeiten.“
Huub Stevens lobt Domenico Tedesco
Das Urteil fällt nach den ersten zwölf Monaten bei Königsblau außerordentlich gut aus. In seiner reichen Erfahrung auf Schalke hat Jahrhunderttrainer Huub Stevens jedoch auch schon genug erlebt, um wissen, wie schnell sich der Wind drehen kann. Deswegen warnt der 64-Jährige den halb so alten Tedesco in der Sport-Bild auch vor: „Es wird bestimmt auch mal eine Phase kommen, in der es nicht so rund läuft. Dann musst du als Trainer standhaft sein, dich nicht beirren lassen.“
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Stevens sieht offenbar keinen Anlass, daran zu zweifeln. Im Gegenteil, der Niederländer lobt Tedesco über den grünen Klee: „Natürlich hatte Domenico in Expertenkreisen einen bestimmten Ruf. Den, dass er besonders gut mit jungen Leuten umgehen und einer Mannschaft in kurzer Zeit eine Spielidee vermitteln kann. Aber was hier in der vorigen Saison geschaffen wurde, ist unglaublich. Man darf nicht vergessen, dass ihm das fast mit der identischen Mannschaft gelang, die ein Jahr zuvor Zehnter geworden war. Darum großes Lob an Domenico.“
Der FC Schalke 04 soll bei Tedesco Geduld haben
Tedesco und Stevens pflegen eine besondere Beziehung, der Nachfolger von Markus Weinzierl zögerte von Anfang an nicht, von der Erfahrung des Schalker Eurofighter-Machers zu profitieren: „Es ist nicht immer einfach, einen alten Trainer um Ratschläge zu bitten“, sagt Stevens mit Bezug auf Weinzierl und Roberto Di Matteo. „Weil einige vielleicht immer noch denken: Der Alte will zurück. Aber ich werde nie mehr da unten als Trainer sitzen.“
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Geht es nach Stevens, hat Schalke sowieso in Tedesco den richtigen Mann für ein langes Wirken auf Schalke gefunden: „Wir sollten Domenico nicht mit den Erfolgen aus der Vergangenheit belasten. Aber klar ist auch: Wir wollen alle wieder Titel feiern. Das ist unser Streben. Das will jeder erreichen, der im Fußball arbeitet. Egal, ob Spieler oder Trainer. Und ich glaube, dass Domenico der richtige Trainer für Schalke ist, mit dem wir das wieder schaffen können. Dafür müssen wir uns jedoch alle Zeit geben, dürfen nie ungeduldig werden.“ (ab)