Zagreb. . Der Mann mit den Nerven aus Stahl war auch am Tag danach nicht aus der Ruhe zu bringen. Immer wieder musste Tobias Reichmann schildern, wie er am Montagabend die Titelträume der deutschen Handballer bei der EM in Kroatien gewahrt hatte. Wie er in der hochdramatischen Schlussphase gegen Slowenien an den Siebenmeterpunkt getreten war und den Ball zum 25:25-Unentschieden ins Tor gehämmert hatte. Immer wieder versicherte der 29-Jährige schelmisch lächelnd: „Ich hatte einfach ein gutes Gefühl.“

Der Mann mit den Nerven aus Stahl war auch am Tag danach nicht aus der Ruhe zu bringen. Immer wieder musste Tobias Reichmann schildern, wie er am Montagabend die Titelträume der deutschen Handballer bei der EM in Kroatien gewahrt hatte. Wie er in der hochdramatischen Schlussphase gegen Slowenien an den Siebenmeterpunkt getreten war und den Ball zum 25:25-Unentschieden ins Tor gehämmert hatte. Immer wieder versicherte der 29-Jährige schelmisch lächelnd: „Ich hatte einfach ein gutes Gefühl.“

Der Morgen danach war auch ein Morgen der Erleichterung. Fest stand nun, dass der Protest der Slowenen von der Europäischen Handballföderation abgelehnt wurde. „Ich kann die Slowenen verstehen. Ich hätte mich auch an jeden Strohhalm geklammert“, sagte Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes. Damit war ein Schlussstrich unter die hektische Schlussphase gezogen, nach der sogar eine Spielwiederholung drohte.

Spielende am Montag, die Deutschen hatten ihre zweite Vorrunden-Partie scheinbar mit 24:25 verloren. Doch Torhüter Silvio Heinevetter protestierte, als sich die Slowenen in den Armen lagen. Auch der Oberschiedsrichter schaltete sich von der Tribüne aus ein. Denn der Slowene Blaz Blagotinsek hatte beim deutschen Wiederanwurf kurz vor dem Abpfiff Paul Drux behindert. Seit 2016 wird dies in den finalen 30 Sekunden mit einem Siebenmeter bestraft.

Unsportlicher slowenischer Trainer

Der Videobeweis kam ins Spiel, 2015 war die Technik bei der WM in Katar kurz vor Turnierbeginn eingeführt worden. Minutenlang sichteten die Unparteiischen die TV-Bilder. Als Reichmann schließlich zum Siebenmeter antrat, redeten die gegnerischen Spieler auf ihn ein. Sloweniens Trainer Veselin Vujovic tanzte – ganz unsportlich – gar im Tor, um den Deutschen zu verunsichern. Der aber blieb cool. „Ich bin ja schon ein paar Jahre dabei und habe viele Situationen erlebt, in denen es drauf ankommt. Aber trainieren kann man das nicht“, gab Reichmann zu. „Am Ende ist man einfach froh, dass die Wurf-Entscheidung richtig war.“

Mit einer Niederlage und einem Unentschieden haben die Slowenen kaum noch Aussicht auf das Erreichen der Finalrunde, weshalb sie gestern einen vorzeitigen Turnierausstieg erwägten. Der abgewiesene Protest gegen die Videobeweis-Entscheidung und vermeintliche Benachteiligungen bei der 24:25-Auftaktpleite gegen Mazedonien sorgten offensichtlich für jede Menge Frust.

Auch die Deutschen haben Konsequenzen aus der Partie gezogen, war die erste Halbzeit doch enttäuschend. Von der aggressiven Deckung der Slowenen hatte sich das Team von Bundestrainer Christian Prokop zu sehr beeindrucken lassen, die eigene Abwehrleistung war mangelhaft. „Wir kamen immer einen Schritt zu spät und haben leichte Gegentreffer kassiert. Dadurch sind auch unsere Torhüter nicht gut ins Spiel gekommen“, sagte Reichmann. „Die Abwehr hatte ein paar Lücken zu viel.“

Finn Lemke nachnominiert

Abhilfe kommt heute beim dritten und letzten Vorrundenspiel gegen Mazedonien (18.15 Uhr/ARD) von der MT Melsungen. Aus dem Bundesligaklub, für den auch Reichmann spielt. Sein Teamkollege Finn Lemke, Abwehrchef beim deutschen EM-Triumph 2016 und beim Olympia-Bronze-Gewinn 2016, kam gestern Abend aus dem Melsunger Trainingslager. Der 25-Jährige rückt für den Leipziger Bastian Roscheck in den Kader.

Prokop hatte Lemke überraschend nicht mit nach Kroatien genommen. Nun aber zeigte die Partie gegen Slowenien, dass die körperliche Präsenz des 2,10-Meter-Hünen dringend benötigt wird. „Gerade weil wir gegen Mazedonien mehr Wurfgewalt aus dem Rückraum und ein vermehrtes Spiel über den Kreis erwarten. Körperlich wird er uns mit seiner Größe und seinen langen Armen enorm helfen“, meint Reichmann.

Der Rechtsaußen selbst wird gegen Mazedonien wieder auf seine Sprungkraft vertrauen. Und wenn es drauf ankommt auf seine Nervenstärke bei Siebenmetern.