Gelsenkirchen. . Am Dienstag hat die U23 des FC Schalke 04 die Vorbereitung auf die Rückrunde aufgenommen. Wir haben mit Cheftrainer Onur Cinel gesprochen.

In der Knappenschmiede sind mehrere Fotos zu sehen, auf denen Onur Cinel mit seiner Mannschaft ausgelassen feiert. Entstanden sind die Fotos im Mai 2015, als die Schalker A-Jugend Deutscher Meister wurde. Gut zweieinhalb Jahre später ist der 32-Jährige nicht mehr Co-Trainer der U19, sondern schon fast ein Jahr lang Cheftrainer der Schalker U23.

Das Saisonziel nach dem Abstieg im Sommer in die Oberliga lautet: der sofortige Wiederaufstieg in die Regionalliga. Nach der Hinrunde stehen die Königsblauen nur auf Rang sieben, die Plätze eins und zwei, die zum Aufstieg berechtigen, sind aber in Reichweite. Im Interview spricht Onur Cinel am Tag des Trainingsauftakts im neuen Jahr über die Hinrunde, Telefonate mit Domenico Tedesco und einen perfekten Tag Ende Mai.

Haben alle Spieler ihre Hausaufgaben in der Winterpause erledigt?

Onur Cinel: Ja, alle Spieler hatten einen Heimtrainingsplan. Mit den Werten der Leistungsdiagnostiken sind wir sehr zufrieden. Die Spieler sind fit, sodass wir schnell im Bereich der Schnellkraft arbeiten können. Wir haben nach der langen Pause aber auch wieder Bock darauf, mit dem Ball zu arbeiten.

Welche Trainings-Schwerpunkte legen Sie in der Wintervorbereitung?

Cinel: Neben der Athletik, die sehr wichtig ist, wollen wir daran arbeiten, unsere defensive Stabilität beizubehalten. Unser Fokus liegt aber auch auf dem Offensivspiel, das im Spielaufbau schon anfängt. Wir wollen noch mehr Toraktionen haben und effizienter werden. Was die Anzahl der geschossenen Tore betrifft, hinken wir im Vergleich zu den Topmannschaften etwas hinterher.

Warum hat sich Ihre Mannschaft teilweise so schwer getan?

Cinel: Das eine oder andere Spiel haben wir nicht gewonnen, weil wir es trotz großer Überlegenheit verpasst haben, ein Tor zu erzielen, oder uns noch klarere Torchancen herauszuspielen. Wir wollen unser Offensivspiel insgesamt verbessern. Die Qualität dazu haben wir.

Muhamed Alawie, der als Torschützenkönig der Regionalliga Süd/Südwest kam, hat erst drei Tore erzielt. Auch vom ehemaligen Oberhausener Arnold Budimbu werden Sie sicher mehr erwartet haben.

Cinel: Menschlich passen beide hervorragend zu uns. Sie sind extrem wichtig für die Mannschaft. Sportlich sind wir auch zufrieden, sie hängen sich voll rein. Natürlich ist bei ihnen noch Luft nach oben, aber das gilt ja auch insgesamt für uns. Unabhängig von uns haben beide Spieler einen sehr hohen Anspruch an sich selbst. Entsprechend sind sie nach den Spielen stinksauer, in denen nicht alles geklappt hat.

Spüren Sie bei den anderen Vereinen, die nicht wie Schalke unter Profibedingungen arbeiten, Schadenfreude, weil Ihre Mannschaft nur auf Rang sieben steht?

Cinel: Von Schadenfreude würde ich nicht sprechen. Aber natürlich spüren wir, dass einige Mannschaften gegen uns noch motivierter sind und mehr Laufleistung zeigen als in den Spielen zuvor, die wir uns auf Video anschauen. Damit haben wir aber gerechnet. In unseren Analysen spielt das keine Rolle, weil der Fokus vor allem auf uns gerichtet ist.

Gibt es Gewinner der Hinrunde?

Cinel: Einen klaren Gewinner sehe ich nicht. Wir haben aber schon Spieler, die konstant gute Leistungen gezeigt haben. Dazu zähle ich Patryk Dragon und Jonas Carls.

Was würde mit der U23 passieren, wenn sie den Aufstieg verpasst?

Cinel: Unsere Vorstellung ist die, dass wir aufsteigen. Daran glauben wir auch. Wir sehen aber, dass es keine Selbstverständlichkeit ist. Nach dem Spiel gegen Lippstadt habe ich mit Domenico Tedesco telefoniert, der mir sagte, dass diese Partie kein Oberliga- sondern absolutes Regionalliga-Niveau hatte – von beiden Mannschaften. Wir sehen, dass sich unsere Spieler auch in der Oberliga weiterentwickeln.

Gibt es Signale von anderen Clubs, ob diese sich eine Saison in der Regionalliga überhaupt leisten wollen oder können?

Cinel: Das weiß ich nicht genau.Ich weiß aber, dass Rot-Weiss Ahlen gerne sofort zurück in die Regionalliga möchte. Bei einigen anderen Vereinen denke ich auch, dass sie die Auflagen erfüllen können. Wir zählen die Mannschaften aber nicht, die hoch wollen oder können. Wir wollen den Aufstieg aus eigener Kraft schaffen.

Welche Vereine sind Ihre größten Konkurrenten?

Cinel: Der 1. FC Kaan-Marienborn, der ja schon ein großes Polster hat. Aber die Tabelle ist eng, entsprechend sind es viele Clubs, die mit einer kleinen Serie ganz oben angreifen könnten.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Domenico Tedesco?

Cinel: Die Zusammenarbeit läuft sehr gut. Wir haben häufig Kontakt. In einem noch engeren Austausch bin ich mit Co-Trainer Peter Perchtold. In der Hinrunde war der Profikader sehr klein, sodass viele Spieler aus der U23 bei den Profis mittrainiert haben. Die Zusammenarbeit ist von beiden Seiten sehr erfolgreich.

Patryk Dragon, den Sie gelobt haben, hat große Teile der Vorbereitung bei den Profis absolviert.

Cinel: Patryk hat zuvor auch schon häufig bei den Profis mittrainiert. Das bringt ihn nach vorne - fußballerisch, aber auch von seiner Motivation her. Patryk hat sich das verdient, das gibt ihm Aufwind. Er freut sich, wenn er oben mittrainieren darf. Es geht nicht um die Liga, sondern um die Qualität der Spieler.

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Mit Marko Pjaca und Cedric Teuchert haben zwei Offensivspieler den Profikader in der Winterpause verstärkt. Gibt es Überlegungen, beispielsweise Fabian Reese häufiger in der U23 einzusetzen?

Cinel: Gerald Asamoah (Anm. d. Red: Manager der Schalker U23) und ich haben noch in dieser Woche einen Termin mit Manager Christian Heidel und Sportdirektor Axel Schuster, bei dem wir bestimmt auch darüber sprechen werden.

Am 27. Mai 2018 findet der letzte Oberliga-Spieltag statt. Wie sieht Ihr perfekter Tag für Sie aus?

Cinel: Ich stehe ausgeschlafen auf und bereite das Spiel in gewohnter Manier vor. An meinem perfekten Tag haben wir den Aufstieg schon geschafft, machen gegen Sprockhövel ein weiteres richtig starkes Spiel und verabschieden uns mit einem Sieg aus der Oberliga in die Regionalliga.