Essen. . Tennis-Experten trauen Aufsteiger Alexander Zverev bald Grand-Slam-Gewinne zu. Beim Hopman Cup in Australien feilt der Deutsche an seiner Form.

Während der große Star des Tenniszirkus’ aus der Schweiz einflog und sich zunächst entspannt mit nackten Füßen am Strand fotografieren ließ, drosch der Deutsche ein paar Kilometer entfernt längst auf die Bälle. Roger Federer ist mit seinen 36 Jahren nur noch Tennisgenießer, Alexander Zverev dagegen ist ein Tennisarbeiter. Jeder Tag ohne Training ist für ihn ein verlorener Tag. Deshalb ließ er sogar Weihnachten in der Heimat sausen und machte sich früh auf den Weg nach Australien. Als Erster von allen Spielern, die für den Hopman Cup in Perth (bis 6. Januar) gemeldet haben.

Alexander Zverev ist immer noch erst 20. Trotzdem spricht aus ihm Erfahrung, wenn er Sätze sagt wie diese: „Jedes Jahr, in dem ich meine Saison hier gestartet habe, wurde sehr gut. Hoffentlich geht das so weiter. Hoffentlich wird diese Saison noch besser.“

Im Team mit Angelique Kerber

Bei der inoffiziellen Mixed-Weltmeisterschaft tritt der Vierte der Weltrangliste gemeinsam mit Angelique Kerber an. Unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen im Team Deutschland kaum sein. Da wartet eine ehemalige Nummer eins, die nach einem enttäuschenden Jahr in die Erfolgsspur zurückfinden möchte. Eine Grand-Slam-Gewinnerin, für die in den zurückliegenden zwölf Monaten schon das Erreichen einer zweiten Runde Fortschritt bedeutete. Die von Julia Görges und 19 weiteren Spielerinnen in der Weltrangliste eiskalt überholt wurde. Und neben ihr steht Alexander Zverev, der einen Einbruch, wie ihn Kerber nach ihrem Erfolgsjahr 2016 erlebt hat, unbedingt vermeiden möchte.

Auch interessant

Auch wenn er manchmal schon so redet wie ein alter Hase, den Durchbruch hat die deutsche Tennishoffnung erst 2017 geschafft. Alexander, der jüngere der beiden Zverev-Brüder auf der Tour, gewann fünf Turniere und qualifizierte sich für die Tennis-WM. Doch dort und bei den vier Grand-Slam-Turnieren kam er nicht weit.

Auch deshalb nimmt er den Hopman Cup besonders ernst. Das Turnier markiert den Startpunkt der heißen Phase der Australian-Open-Vorbereitung. Das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres beginnt am 15. Januar. Dort will Alexander Zverev zeigen, dass er auch auf der ganz großen Bühne zu den besten Profis der Welt zählt. Kenner wie die amerikanische Tennislegende John McEnroe trauen ihm Grand-Slam-Titel durchaus zu. Und auch Zverevs Konkurrenten auf dem Platz nicken solche Vorhersagen hochachtungsvoll ab.

Bezweifelt werden die Fähigkeiten des Hamburgers kaum. „Für mich ist er jetzt schon der Beste in der Welt“, sagt sein zehn Jahre älterer Bruder Mischa gar. Schon in einigen Monaten könne Alex die Nummer eins der Welt werden. In solche Äußerungen fließt natürlich der Familienbonus ein.

Becker: Ein ungeschliffener Diamant

Zurückhaltender äußert sich da schon Boris Becker. Der Chefberater der Männer im Deutschen Tennis-Bund versucht möglicherweise, etwas Druck von dem jungen Topspieler zu nehmen. Er rief für Zverev ein „Jahr der Konsolidierung“ aus. Natürlich habe er das Talent, die Nummer eins zu werden. Doch er müsse noch herausfinden, was sein Lieblingsbelag und seine größte Stärke sind, sagt Becker. „Ich habe von Zverev als ungeschliffenem Diamanten gesprochen. Er ist noch sehr ungeschliffen.“

Außerdem gibt es da noch jemanden, der ein gewaltiges Wörtchen mitsprechen wird. Sein Name: Roger Federer, 19 Grand-Slam-Titel, Held in Tennisschuhen. Er dürfte auch 2018 der Mann sein, den es bei den großen Turnieren zu schlagen gilt. Da kann er sich noch so oft am Strand herumtreiben.