Rom. . Der alte Padrone leidet. Nicht still, das war nie die Art von Silvio Berlusconi, sondern gut vernehmbar in seiner Lieblingszeitung. „Elf neue Spieler – was soll das? Die Mannschaft funktioniert nicht! Gefällt mir nicht, wie die spielen“, schimpfte Berlusconi im Corriere della Sera über seine alte Liebe AC Mailand.
Der alte Padrone leidet. Nicht still, das war nie die Art von Silvio Berlusconi, sondern gut vernehmbar in seiner Lieblingszeitung. „Elf neue Spieler – was soll das? Die Mannschaft funktioniert nicht! Gefällt mir nicht, wie die spielen“, schimpfte Berlusconi im Corriere della Sera über seine alte Liebe AC Mailand.
Berlusconi ist 81 Jahre alt. Er war viermal Ministerpräsident Italiens. Er ist ein milliardenschwerer Medienmogul, er ist vorbestraft wegen Steuerhinterziehung und bekannt für seine sogenannten Bunga-Bunga-Parties mit vielen jungen Damen. Viele Jahre lang war er auch Präsident des Fußballvereins AC Mailand, den er 1986 kaufte. Im April diesen Jahres trennte sich Berlusconi von seinem Lieblingsspielzeug und verkaufte den Verein an den chinesischen Elektronik-Konzern Suning. Schuld daran seien seine Kinder gewesen.
Die hätten ihn mehr oder weniger zum Verkauf seines Klubs an die Chinesen gezwungen, sagt der 81-Jährige. Die Konsequenz: Trotz Investitionen von 230 Millionen Euro im Sommer für elf neue Spieler ist der siebenmalige Champions-League-Sieger vor dem Derby am Sonntag (20.45 Uhr/Dazn) gegen den ebenfalls aus dem Reich der Mitte alimentierten Stadtrivalen Inter Mailand nur Siebter. Mit schon neun Punkten Rückstand auf Tabellenführer SSC Neapel ging Milan in den achten Spieltag. Für Berlusconi ein Unding.
Mehr Masse als Klasse
Für all das „schöne Geld“, sagt er, „hätte man auch einen Weltklassespieler kaufen können“. Doch Milan holte Masse statt Klasse, unter anderem Hakan Calhanoglu für 22 Millionen Euro aus Leverkusen und Ricardo Rodriguez für 18 Millionen aus Wolfsburg. Der neue Star und Kapitän der Mannschaft, Leonardo Bonucci von Juventus Turin, ist seiner Ablöse in Höhe von 42 Millionen Euro bislang nicht gerecht geworden. Einst Stürmerschreck der Serie A, irrlichtert der italienische Nationalspieler über den Platz.
Bonucci dem altgedienten Riccardo Montolivo als Kapitän vorzuziehen, sei ein Fehler gewesen, meint Berlusconi – einer von vielen des Trainers Vincenzo Montella. Der 43-Jährige war engagiert worden, als der Patron noch im Amt war, aber, sagt Berlusconi: „Da war ich im Krankenhaus, zwischen Leben und Tod.“ Montella sei beratungsresistent. Dessen Konter: „Ich höre mir Ratschläge immer an, aber seine waren nicht gut.“
Trainer in der Kritik
Sollte Montella das Derby verlieren, würde seine Trainerbank bedenklicher wackeln als ohnehin schon. Als möglicher Nachfolger ist der nach der Trennung vom FC Bayern arbeitslose Carlo Ancelotti im Gespräch, doch der ehemalige Milan-Coach wiegelte zuletzt ab.
Montella hält vor dem Derby gegen den Tabellendritten an den hohen Zielen fest. „Ich will nach Europa, egal was Inter macht“, sagt er. Platz vier und damit die Champions League sind „nur“ vier Punkte weg, schon die Europa League wäre für die chinesischen Investoren eine Enttäuschung – 740 Millionen Euro ließen sie sich ihre Anteile kosten. „Wir werden wieder groß werden. Wir haben eine enorme Verantwortung gegenüber den Tifosi“, sagte Präsident Li Yonghong.