Köln. . Die Mitspieler wies er vorsorglich an, nichts in den Mülleimer zu werfen. Felix Schütz brauchte das Ding für sich. Besser: für seinen Schläger. In jeder der beiden Drittelpausen steckte er den Stock in den Eimer. Aus Aberglaube. In Nordamerika machen sie das ab und zu auch so, um die Eishockey-Götter zu beschwören, dass doch ein „Garbage Goal“, also ein „Müll-Tor“ oder vielmehr ein dreckiges Tor gelingen möge.
Die Mitspieler wies er vorsorglich an, nichts in den Mülleimer zu werfen. Felix Schütz brauchte das Ding für sich. Besser: für seinen Schläger. In jeder der beiden Drittelpausen steckte er den Stock in den Eimer. Aus Aberglaube. In Nordamerika machen sie das ab und zu auch so, um die Eishockey-Götter zu beschwören, dass doch ein „Garbage Goal“, also ein „Müll-Tor“ oder vielmehr ein dreckiges Tor gelingen möge.
Es hat geklappt, im fast letzten Moment.
Den Puck ins Netz gestochert
Schütz, der in Schweden spielt, hat ein Gespür für wichtige Tore. „Ich bin sehr glücklich und glaube, dass wir es verdient hatten“, sagte er. Diesmal stocherte er den Puck 33 Sekunden vor der Schlusssirene aus dem Gedränge heraus ins Netz und gab dem deutschen Eishockey-Team mit dem 3:3 gegen Lettland die Chance, ins Viertelfinale der Heim-Weltmeisterschaft in Köln einzuziehen. Und Schütz (29), der alte Held, der über Jahre eine Stütze des Teams ist, ebnete damit einem neuen Helden den Weg.
Dieser betrat die Szenerie nicht erst im Penaltyschießen gegen die Letten. Frederik Tiffels sorgt seit Wochen dafür, dass sein Name jeden Tag ein bisschen bekannter wird. „Mir ist erst heute Morgen durch den Kopf gegangen, was da passiert ist“, sagt Tiffels einen Tag nach seinem entscheidenden Treffer, der das 4:3 gegen Lettland markierte und den vierten Platz in der Gruppe sicherte.
Dank ihm tritt Deutschland nun an diesem Donnerstag im Viertelfinale gegen den Titelverteidiger an (20.15 Uhr, Sport 1). „Es ist sehr cool, gegen Kanada zu spielen“, sagt Tiffels voller Vorfreude.
Vor einem Monat war sein Name noch nicht mal allen Teamkollegen ein Begriff. Tiffels kommt aus Köln, stand früher mit seinem Vater und Dauerkarte bei den Haien in der Halle. Gemeinsam mit Leon Draisaitl ist er aufgewachsen, viele Jahre im Nachwuchs durchlebten die beiden 21-Jährigen zusammen. „Unsere Mütter waren in der selben Klasse“, erzählt Draisaitl. Die beiden Jungs gingen 2012 nach Nordamerika, um dort Eishockey zu spielen. An unterschiedliche Orte, mit unterschiedlichem Erfolg. Während Draisaitl nun ein NHL-Star ist und sich unter großer öffentlicher Beachtung entwickelte, tat der andere das fast unbemerkt.
Starke Spiele für Michigan
Weil Bundestrainer Marco Sturm in den USA lebt, übersah er Tiffels nicht. Er beobachtete ihn die ganze Saison bei dessen Team der Western Michigan University und nominierte ihn dann für die WM.
„Er war eine Überraschung, auch für uns. Von ihm kann sich der eine oder andere etwas abschauen“, sagt Sturm. Enorme Schnelligkeit bringt Tiffels ins Spiel, er ist technisch sehr versiert, bei jeder Partie fällt er auf. Gegen Russland traf er bereits einmal. Wer ihn beobachtet, der ahnt, dass er den Sprung in die NHL, wo er von den Pittsburgh Penguins gedraftet wurde, bald schaffen kann. „Ich glaube schon, dass diese WM ein Schub für meine Karriere und für mein Selbstvertrauen ist“, erzählt der Stürmer. In Sommer stehen für ihn Entscheidungen an. Ein starker Auftritt gegen Kanada dürfte die Optionen noch vergrößern.