Köln. . Mit einer gewissen Dramatik ließe sich die Situation einordnen. Das Aus droht beiden Gastgebern bei der Heim-Weltmeisterschaft. Frankreich hat in der in Paris spielenden Gruppe schon keine Chance mehr auf das Viertelfinale. Und Deutschland, der zweite Ausrichter, in der Kölner Gruppe, steht vor dem entscheidenden letzten Spiel.

Mit einer gewissen Dramatik ließe sich die Situation einordnen. Das Aus droht beiden Gastgebern bei der Heim-Weltmeisterschaft. Frankreich hat in der in Paris spielenden Gruppe schon keine Chance mehr auf das Viertelfinale. Und Deutschland, der zweite Ausrichter, in der Kölner Gruppe, steht vor dem entscheidenden letzten Spiel.

Doch die Gemengelage lässt sich auch umdeuten. „Das ist ein Finale, eine riesige Ausgangsposition, die sich die Mannschaft verdient hat“, sagt DEB-Präsident Franz Reindl vor der Partie am Dienstag gegen Lettland (20.15 Uhr/Sport1) in Köln. Das klingt positiver. Halt weniger nach Drama.

Aufruhr durch Hitler-Vergleich

Nur ein Sieg garantiert den Einzug in das Viertelfinale. „Solche Spiele machen Riesenspaß“, erzählt Kapitän Christian Ehrhoff. Bundestrainer Marco Sturm verspricht einen Energieschub: „Wir sind bereit für einen großen Abend.“

Gegen die Letten erlebte Sturm vor kurzer Zeit erst eine wichtige Partie. Im September traf sein Team zum Abschluss der Olympia-Qualifikation in Riga auf die Balten – und gewann 3:2. Sturm bezeichnet dieses Spiel als das beste, das bislang unter ihm absolviert worden ist. „Es war wahrscheinlich das Spiel mit dem größten Druck, das ich bislang für die Nationalmannschaft bestritten habe“, sagt Ehrhoff. Zum zweiten Mal in Folge nicht bei Olympia vertreten zu sein, hätte für den DEB einen verheerenden Imageschaden bedeutet. Das Team wendete diesen ab, und es vermieste Lettland das Heimturnier.

Nun ist das Szenario in mancherlei Hinsicht vergleichbar. „Die Letten wollen Revanche“, ahnt Sturm.

Das Tor des deutschen Teams hütete damals Philipp Grubauer. Auch diesmal wird er aufs Eis gehen, er trägt die Nummer 30 auf dem Trikot. Wie Superstar Leon Draisaitl kam Grubauer am Samstag in Köln an, nachdem er mit den Washington Capitals in den Play-offs der NHL ausgeschieden war.

„Natürlich schaut man zurück, aber die Karten werden neu gemischt“, sagt er. Sein Einsatz bei dieser WM schien nicht geplant gewesen zu sein. Sturm setzte auf Thomas Greiss, den anderen deutschen NHL-Torwart. Doch der verletzte sich leicht, und er verursachte mit seinem Verhalten in sozialen Netzwerken erheblichen Wirbel.

Das veranlasste sogar seinen Arbeitgeber, die New York Islanders, dazu, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Auf der Internet-Plattform Instagram hatte Greiss unter anderem einem Post mit einem Vergleich der US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton mit Adolf Hitler ein „Like“ gegeben und so Zustimmung geäußert.

Öffentliche Entschuldigung

„Diese Posts zu liken, war ein Fehler, und ich entschuldige mich noch einmal in aller Form“, wurde der Torhüter in der Mitteilung seines Klubs zitiert. Sturm sagte: „Er hat sich öffentlich entschuldigt, das ist gut so.“ Womöglich sitzt Greiss gegen Lettland sogar auf der Bank, Danny aus den Birken, der dritte Torhüter mit der Trikotnummer 33, wirkte zuletzt unsicher.

Sturm wird gut überlegen, was er tut. Um Risiken einzugehen, sind die Letten zu stark. Deren kanadischer Trainer Bob Hartley bewirkte einiges. „Sie spielen taktisch gut, warten auf Fehler des Gegners“, sagt Ehrhoff. Umso mehr dürfte es darauf ankommen, die Nerven zu behalten. „Ich erwarte einen großen Kampf“, sagt Draisaitl. Sturm spricht von einer „Schlacht bis zum bitteren Ende“. Das klingt doch wieder etwas nach Drama.