Berlin. . Wenn es wie prognostiziert war, dann hielten sich die miesen Gefühle von Matthias Ginter am Sonntagmorgen in Grenzen. „Der Junge wird morgen wieder aufwachen, und alles wird okay sein“, hatte André Schürrle nach der 1:2-Niederlage von Borussia Dortmund bei Hertha BSC über seinen Mannschaftskollegen mit angebrachter Milde gemutmaßt.

Wenn es wie prognostiziert war, dann hielten sich die miesen Gefühle von Matthias Ginter am Sonntagmorgen in Grenzen. „Der Junge wird morgen wieder aufwachen, und alles wird okay sein“, hatte André Schürrle nach der 1:2-Niederlage von Borussia Dortmund bei Hertha BSC über seinen Mannschaftskollegen mit angebrachter Milde gemutmaßt.

Ein Missgeschick

Dass diese Einschätzung überhaupt nötig wurde, lag daran, dass der Verteidiger Ginter nicht seinen besten Tag beim Verteidigen erwischt hatte. Den ersten Berliner Treffer bereitete er mit einem Ballverlust und allzu zaghaftem Zweikampfverhalten vor. „Ein Missgeschick“, verharmloste Trainer Thomas Tuchel. Vor dem zweiten Tor durch einen direkt verwandelten Freistoß von Marvin Plattenhardt beging der Nationalspieler das Foul. „Wir hatten die Möglichkeiten, das Ganze auszumerzen, das haben wir leider nicht geschafft“, sagte Schürrle und lenkte so furchtlos den Fokus von Ginter auch auf seine eigene Leistung.

Der Weltmeistertor-Vorbereiter von 2014 durfte wie sein Kollege mal wieder von Beginn an spielen, tat sich aber ebenfalls schwer, größere Argumente für seinen Trainer zusammenzutragen, dies zu wiederholen. Ginter und Dortmunds Rekordtransfer (knapp 30 Millionen Euro) Schürrle standen damit stellvertretend für ein Phänomen, das nicht zum ersten Mal zu besichtigen war: dass Tuchel eben nicht immer vollkommen sorglos ein paar seiner Besten ersetzen kann in der Hoffnung, die Stellvertreter seien ebenso verlässlich. Zu gemäßigter Rotation in der Liga gibt es nach beschwerlichen Champions-League-Spieltagen kaum eine Alternative. Doch genau dann ereilen den BVB die Misserfolgserlebnisse mit bedenklicher Zuverlässigkeit.

„Wir wollten Berlin auf Abstand halten, nun sind sie wieder mittendrin im Rennen um die Champions-League-Plätze“, sagt Sportdirektor Michael Zorc und spricht von einem „ärgerlichen Nachmittag“, an dem Schwarz-Gelb aber an Kleinigkeiten gescheitert sei, nicht an Grundlegendem. „Das gleiche Spiel kann man mit 2:1 gewinnen“, meint Zorc, „aber wir hatten vor dem Tor nicht die letzte Killer-Mentalität.“ Gonzalo Castro, Pierre-Emerick Aubameyang und André Schürrle vergaben gute Chancen, um zu ­reparieren, was hinten schief ­gelaufen war. Zum Beispiel bei ­Matthias Ginter.

Nicht den Stab brechen

2014 kam der frisch gekürte Weltmeister ohne Einsatz für zehn Millionen Euro zum BVB, doch noch hat er nicht die Rolle, die er sich wünschte und die man ihm zutraute. Hat sich der BVB nicht mehr von ihm erwartet? „Im Spiel gegen Berlin ja. Ansonsten brauchen wir nach einem Fehler nicht den Stab über ihn zu brechen“, sagt Zorc. Das dürfte die letzten zarten Beschwerden Ginters erstmal lindern.