Zürich. Jan Ullrich hat auf die aktuellen BKA-Ermittlungen zu seiner Doping-Vergangenheit gelassen reagiert. Der Tour-de-France-Sieger von 1997 will die "Diskussion nicht befeuern".
Jan Ullrich hat mit Gelassenheit auf die publik gewordenen Ermittlungen des Bundeskriminalamts (BKA) über seine mutmaßliche Doping-Vergangenheit reagiert. "Ich möchte diese Diskussion nicht zusätzlich befeuern, werde aber wie angekündigt zu gegebener Zeit meine Sicht der Dinge erläutern", teilte der Toursieger von 1997 auf seiner Internetseite mit. Für Ullrich sei alles eine "Wiederholung von bereits bekannten Vorwürfen".
Zu eventuellen strafrechtlichen Konsequenzen aufgrund der BKA-Ermittlungen, veröffentlichte Ullrich, der Doping stets bestritten hat, eine Stellungnahme seines Anwalts Marcus Hotze. "Die geäußerte Vermutung, unserem Mandanten drohe eine Freiheitsstrafe ist ebenso unsinnig wie die Behauptung, er habe eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben. Dem ist tatsächlich nicht so. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass ein von Jan Ullrich wegen einer unwahren Tatsachenbehauptung verklagter Prozessgegner versucht, durch aktive Pressepolitik über eine für ihn ungünstige Verfahrenslage hinwegzutäuschen."
Der von Hotze erwähnte Prozessgegner ist offenbar der Heidelberger Molekular-Biologe Werner Franke. Dem Wissenschaftler wurde untersagt, öffentlich zu behaupten, Ullrich habe 35.000 Euro an den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes gezahlt. Laut BKA-Akten habe Ullrich sogar 80.000 Euro überwiesen. Ein endgültiges Urteil in der Causa Ullrich gegen Franke steht noch aus, der nächste Verhandlungstermin wurde vom Hamburger Landgericht noch nicht anberaumt.
Ermittlungen gegen Schmid und Heinrich bald zu Ende
Dagegen stehen die Ermittlungen gegen die früheren Telekom-Ärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich vor dem Abschluss. "Es findet demnächst eine Besprechung zwischen der Staatsanwaltschaft Freiburg und dem BKA statt", sagte er: "Wir warten den Ermittlungsbericht des BKA mal ab, dann erhalten die Verteidiger der beiden Ärzte Akteneinsicht und Gelegenheit zur Stellungnahme. Wir hoffen, dass wir das Verfahren noch dieses Jahr erledigen können - wie auch immer."
Gegen die Ärzte wird wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz und Versuch der Körperverletzung ermittelt. Allerdings dürfte die Körperverletzung schwer nachzuweisen sein, da davon auszugehen ist, dass Heinrich und Schmid die Fahrer des Telekom-Rennstalls mit deren Zustimmung dopten.
Schmid und Heinrich praktizieren nach wie vor als Ärzte. Schmid arbeitet in der Abteilung Innere Medizin einer Klinik in Baden-Württemberg, Heinrich soll in den USA tätig sein. Das Regierungspräsidium Stuttgart wird nach Abschluss der Ermittlungen entscheiden, ob den Medizinern die Approbation entzogen wird. (sid)