Moskau. Russland hat erstmals von offizieller Seite ein systematisches Doping bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi zugegeben.

Die russische Anti-Doping-Agentur Rusada hat einem Medienbericht zufolge erstmals die Vertuschung systematischen Dopings im Gastgeberland der Olympischen Winterspiele 2014 zugegeben. "Es war eine institutionelle Verschwörung", sagte die Rusada-Chefin Anna Anzeliowitsch der "New York Times". Sie sei schockiert gewesen von den Enthüllungen dazu, die Regierung sei jedoch nicht involviert gewesen. Weitere Zitate von Anzeliowitsch gab es in dem am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Bericht nicht.

Der Chefermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), Richard McLaren, hatte Russland in seinen beiden 2016 vorgelegten Berichten Staatsdoping vorgeworfen und von einer "institutionellen Verschwörung" über mehrere Jahre und sportliche Großereignisse hinweg gesprochen. Es seien Beweise für die Vertuschung von Doping-Fällen bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi gefunden worden.

Russland bestritt bislang Doping-Unterstützung

Russland hatte die Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen. "In Russland hat es nie ein staatliches Dopingsystem oder Doping-Unterstützung gegeben, das ist einfach unmöglich", sagte der russische Präsident Wladimir Putin zuletzt.

Putin hatte im Juli die Gründung einer neuen Anti-Doping-Kommission in Russland angeordnet. Deren Chef Witali Smirnow sagte nun der "New York Times": "Aus meiner Sicht, als früherer Sportminister und Präsident des Olympischen Komitees, haben wir eine Menge Fehler gemacht." Man müsse die Gründe dafür finden, warum junge Sportler Doping-Mittel nähmen und sich für diesen Weg entscheiden würden.

Disziplinarverfahren gegen 28 russische Teilnehmer

McLarens zweiter Report hatte die Vorwürfe gegen Russland diesen Monat nochmals erhärtet. Moskau habe über alle Behörden und Institutionen hinweg den Sportbetrug unterstützt und gefördert.

Das Internationale Olympische Komitee leitete kurz vor Weihnachten ein Disziplinarverfahren gegen 28 russische Teilnehmer der Spiele in Sotschi wegen Dopingverdachts ein. Der Ski-Weltverband und der Biathlon-Weltverband sperrten daraufhin einige russische Athleten vorläufig.

Langläufer wehren sich gegen Doping-Sperren

Olympiasieger Alexander Legkow und sein Langlauf-Kollege Jewgeni Below wollen noch vor dem Start der Tour de Ski am Silvestertag die Aufhebung ihre vorläufigen Dopingsperren beantragen. Zuvor hatte Trainer Oleg Perewozschikow die Namen von vier der sechs vom Ski-Weltverband FIS gesperrten Langläufer öffentlich gemacht. Neben Legkow und Below seien noch Maxim Wylegschanin, hinter Legkow 2014 in Sotschi Olympiazweiter über die 50 Kilometer, sowie Alexej Petuchow betroffen, sagte der Coach am Dienstag in einem Interview der russischen Nachrichtenagentur TASS. Julia Iwanowa, die WM-Dritte im Sprint von 2013, war zuvor selbst in die Offensive gegangen. (dpa)