Baden-Baden. . Bei Olympia in Rio sorgten Kira Walkenhorst (26) und ihre Partnerin Laura Ludwig (30) für die höchsten TV-Quoten der Spiele in Deutschland, nun wurden die Beachvolleyballerinnen von den Sportjournalisten auch zur Mannschaft des Jahres gewählt. Im Interview spricht die Essenerin Walkenhorst über Opfer für den Leistungssport, vertauschte Rollen und Toleranz gegenüber Homosexualität.
Bei Olympia in Rio sorgten Kira Walkenhorst (26) und ihre Partnerin Laura Ludwig (30) für die höchsten TV-Quoten der Spiele in Deutschland, nun wurden die Beachvolleyballerinnen von den Sportjournalisten auch zur Mannschaft des Jahres gewählt. Im Interview spricht die Essenerin Walkenhorst über Opfer für den Leistungssport, vertauschte Rollen und Toleranz gegenüber Homosexualität.
Frau Walkenhorst, für die vielen Galas und Ehrungen mussten Sie sich ständig neue Kleider zulegen in den vergangenen Wochen, oder?
Kira Walkenhorst: Allerdings. Das Blöde ist, dass man die Sachen ja nicht zweimal anziehen kann. Für die Sportlerwahl in Baden-Baden musste also wieder etwas Neues her. Auch diese viel zu engen Schuhe (lacht und schlüpft heraus).
Was bedeutet Ihnen diese Wahl?
Das ist eine der größten Auszeichnungen überhaupt, daher der perfekte Abschluss eines unglaublichen Jahres. Alle Sportler hier haben ja Unglaubliches geleistet. Jeder hätte die Auszeichnung verdient. Aber dass wir sogar vor den Handballern liegen, ist auch für unseren Sport insgesamt etwas Besonderes.
Kürzlich feierte der Film „Der Weg zu Gold“ Premiere, der die vergangenen zwei Jahre von Ihnen und Laura Ludwig dokumentiert. Wie war es, sich selbst auf der Leinwand zu sehen?
Ich fand die ersten Minuten schrecklich.
Weil es da um Sie und die Operation an Ihrem Knie ging?
Das war schon emotional, schlimm war aber eher, meine eigenen Stimme zu hören. Ich habe kurz überlegt, ob ich rausgehe, aber nach ein paar Minuten war ich so in der Story drin und hab mich an Dinge erinnert, die ich so gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Das Gold zum Schluss hat doch einiges überwogen, da war es schön, die Achterbahnfahrt der zwei Jahre auf dem Weg dorthin noch einmal zu sehen.
Was bedeutet es langfristig für Ihr Knie, dass der Meniskus herausgenommen worden ist?
Die Gefahr ist natürlich größer, dass Knochen und Knorpel bei unserer hohen Belastung in Mitleidenschaft gezogen werden, jetzt, wo der Meniskus als Puffer weg ist.
Sie hätten den Meniskus auch nähen lassen können…
Dann hätte ich die Olympischen Spiele verpasst. Ich hatte schon so viel investiert, der Traum war zum Greifen nah, daher habe ich mir die Frage nicht gestellt. Sportlerknie sind extrem belastet, meine waren auch schon vorgeschädigt, aber so lange ich schmerzfrei spielen kann, interessiert mich erstmal nicht, was in 20 Jahren ist.
Gerade trainieren Sie allein, Ihre Partnerin Laura Ludwig hat sich einer Schulter-Operation unterzogen. Ein Rollentausch?
Ja, wir dachten, wir probieren mal etwas Neues aus (lacht). Warum sollte es anders laufen als in den vier Jahren davor? Klar, eine OP ist immer blöd, aber schlussendlich hat Laura sich auch gefreut, dass es gemacht wurde, damit sie wieder ohne Schmerzen spielen kann.
Seit zweieinhalb Jahren sind Sie mit der Hamburger Stützpunkt-Trainerin Maria Kleefisch liiert, haben die Beziehung auch offen im Film präsentiert. Stand die Frage im Raum, das nicht zu tun?
Nein. Das bin ich, und das gehört zu mir. Wenn jemand ein Problem damit hat, interessiert mich das nicht – es sei denn, es wären meine Eltern oder jemand aus dem nahen Umfeld gewesen. Bisher habe ich aber nur positive Erfahrungen gemacht, das darf gern weiterhin so sein.
Auf der Tour gibt es einige Spielerinnen, die sehr offen mit ihrer Homosexualität umgehen. Herrscht im Beachvolleyball eine besondere Toleranz?
Ich glaube, bei Frauen ist es ohnehin offener als bei Männern, sei das im Fußball, Handball oder Volleyball. Ich kann nicht verstehen, warum, aber ich bin froh, mich nicht verstecken müssen, denn das würde ich nicht einsehen. Ich habe aber auch noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Das kommt bei den Männern vermutlich häufiger vor, leider.
Wenn Sie die Kira von 2013 mit der Kira heute vergleichen, was fällt auf Ihnen?
Ich bin nicht mehr die Kleine neben Laura, die größten Titel haben wir jetzt zusammen geholt. Das gibt Sicherheit.
Welche Bedeutung hat die WM vom 28. Juli bis 6. August in Wien?
Das ist ein Titel, der uns noch fehlt. Wenn wir sportlich das Niveau aus dem vergangenen Jahr abrufen können, haben wir auch eine Chance. Für die Motivation ist es super, gleich das nächste Ziel vor Augen zu haben.
Direkt im Anschluss an die Weltmeisterschaft kommen Sie zum World-Tour-Stop nach Hamburg...
Es wäre natürlich cool, mit einer WM-Medaille zurückzukehren.