Gelsenkirchen. . Schalkes Fan-Liebling ist nach 21 Monaten Verletzungspause wieder da, es fehlt nur die Spielpraxis. Weinzierls Entscheidung fällt kurzfristig.
Als Schalke 04 Anfang September bei der Uefa seine Spielerliste für die Europa League melden musste, war Atsuto Uchida noch ganz weit weg – bei seinem Vertrauensarzt Yoichi Katori in Japan. Niemand konnte damals seriös abschätzen, wann „Uchi“ jemals wieder Fußball spielen können würde, aber dennoch meldete ihn Schalke für Einsätze im Europapokal. Was damals ziemlich vermessen wirkte, wird an diesem Donnerstag (21.05 Uhr) vielleicht Realität: Denn es besteht Hoffnung, dass der seit 21 Monaten verletzt fehlende Uchida im Europa-League-Spiel bei RB Salzburg sein Comeback feiern kann. „Ich habe ihn im Sommer ja nicht umsonst auf die Liste gesetzt“, lacht Axel Schuster, Schalkes Sportdirektor.
Salzburg-Spiel taugt für den Test
Uchida trainiert seit einigen Wochen wieder voll mit der Mannschaft, er macht alle Übungen mit. „Was ihm fehlt, ist die Spielpraxis“, verdeutlicht Schuster, aber das könnte sich nun ändern: Denn weil Schalke in der Europa League schon als Gruppenerster durch ist, kommt dem Spiel in Österreich keine so große Bedeutung mehr bei. Trainer Markus Weinzierl kann bei den Stammspielern die Belastung dosieren und den Reservisten zu Spielpraxis verhelfen. So kamen gegen Nizza die Talente Thilo Kehrer, Bernard Tekpetey, Fabian Reese oder Donis Avdijaj zum Einsatz. „Wir haben ja schon dem einen oder anderen Spieler in der Europa League die Chance gegeben, Praxis zu sammeln, und alle haben das Vertrauen zurückgezahlt“, erklärt Schuster und sagt: „Warum also jetzt nicht Uchida?“
Die Entscheidung darüber trifft Weinzierl aber erst nach den beiden abschließenden Trainingseinheiten am Dienstag und am Mittwoch. Er will sich noch einen letzten Eindruck verschaffen, wie weit der Verteidiger schon wieder ist.
Letzter Einsatz war gegen Real Madrid
Ganz ohne Beschwerden ist der japanische Publikumsliebling noch nicht, aber im Vergleich zu dem, was „Uchi“ in den vergangenen Jahren durchgemacht hat, ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Seit letztes Spiel bestritt der heute 28-Jährige am 10. März 2015 im Champions-League-Duell bei Real Madrid: Damals wurde er beim denkwürdigen 4:3-Sieg in den Schlussminuten eingewechselt – die Verletzung an der Patellasehne im rechten Knie quälte ihn aber schon lange vorher. Deswegen flog er einige Tage später nach Japan, um sich dort am Knie operieren zu lassen – gegen den Rat der Schalker Ärzte, die eine konservative Behandlung empfohlen hatten.
Im Grunde begann die Leidensgeschichte des Abwehrspielers aber schon vorher, vor fast drei Jahren – im Februar 2014, als er sich eine komplizierte Muskelverletzung zuzog, die er in seiner Heimat behandeln ließ. Damals wollte er unbedingt für die WM im Sommer 2014 fit werden, und das gelang ihm auch: In Brasilien absolvierte er drei Spiele – allerdings war der Preis dafür hoch. Uchida kehrte angeschlagen zurück, fortan machte ihm die Patellasehne zu schaffen. Die Rede war davon, dass dies eine Reaktion auf die Belastung sei, die Uchida auf sich genommen hatte, um die WM zu spielen.
Jeder würde es Uchida gönnen
Zwar kehrte er Ende 2014 für einige Spiele auf den Platz zurück, doch ganz weg waren die Schmerzen nie. Ein halbes Jahr später schickte Schalke ihn daher zu Dr. Müller-Wohlfahrt nach München, aber auch der konnte ihn nicht von der Operation in Japan abhalten. Gespielt hat der Verteidiger seitdem nicht mehr, obwohl er im vergangenen Winter für einige Wochen auf den Trainingsplatz zurückkehrte – damals ohne Erfolg.
Doch nun könnte es noch einmal klappen: Seitdem der 28-Jährige seit Ende September wieder auf Schalke trainiert, geht es kontinuierlich aufwärts, und das Spiel in Salzburg könnte die richtige Gelegenheit sein, ihn noch ein Stück näher an die Mannschaft heranzuführen. Sportdirektor Schuster weiß um den Stellenwert, den „Uchi“ auf Schalke hat: „Es gibt hier keinen, der ihm das nicht gönnen würde.“