Erhard Wunderlich gefiel sich in der Rolle des Superstars.

Wunderlich war während seiner ganzen Karriere der Größte – nicht nur wegen seiner Körperlänge von 2,04 Metern. Sondern auch wegen seiner außergewöhnlichen Wurfkraft, seinem exzellenten Auge für das optimale Anspiel, vor allem aber in seiner eigenen Wahrnehmung. Der 1956 in Augsburg geborene Rückraum-Riese, wegen seiner bayerischen Wurzeln überall „Sepp” genannt, schaffte mit seinem überragenden Talent schon mit 20 Jahren den Sprung in die erste Mannschaft des VfL Gummersbach.

Er war der Jüngste im Weltmeister-Team von 1978, das in Dänemark unter „Magier” Vlado Stenzel das legendäre Finale gegen Russland (20:19) gewann. Auch wenn er dort auf der linken Rückraumposition noch die „zweite Geige” hinter Jo Deckarm spielte, kam Wunderlich schon auf eine Menge Einsatz-Zeit.

Von da an spielte er sich immer weiter in den Vordergrund. Mit dem VfL Gummersbach gewann er national und international alles, was es zu gewinnen gibt: Insgesamt holte er mit den Bergischen 13 Titel, wurde zweimal Torschützenkönig der Bundesliga (81/82 und 82/83) und galt dann als „bester Handballer der Welt”.

Als erster Deutscher wechselte er 1983 zum FC Barcelona, wo ihm ein Dreijahresvertrag 2,5 Millionen Mark einbringen sollte. Damals eine im Handball utopische Summe.

Nach nur einem Jahr kehrte Wunderlich aber wieder in die Heimat zurück. „Anpassungsschwierigkeiten” hieß es aus Spanien. „Die haben nicht gehalten, was versprochen worden war”, maulte Wunderlich, der den Katalanen immerhin zum Europapokalsieg bei den Pokalsiegern verholfen hatte.

Von 1984 bis 1989 spielte er beim TSV Milbertshofen, wo ihn Mäzen Ulrich Backeshoff mit einer lukrativen Vertretung für Kopiersysteme installiert hatte, und beendete seine Karriere 1991 beim VfL Bad Schwartau.

Mit der Nationalmannschaft holte Wunderlich 1984 in Los Angeles Olympia-Silber, wurde von Simon Schobel nach dem Abstieg aus der A-Gruppe bei der WM 1986 in der Schweiz aber ausgemustert. Sein damaliger Teamkollege Uli Roth beschrieb das Verhältnis der Mannschaft zu dem eigenwilligen Superstar mal so: „Der Sepp ist kein sportliches Problem, sondern ein menschliches.”