Leipzig. Nach den neuen Enthüllungen im Fall Jan Ullrich muss der ehemalige Radstar nun auch um seine Olympia-Medaillen fürchten. IOC-Präsident Jacques Rogge will die Akten einsehen.
Nachdem die Ermittlungen des Bundeskriminalamts an die Öffentlichkeit gelangt sind, muss Rad-Star Jan Ullrich wieder um seine beiden Olympiamedaillen bangen. "Ich will diese Akten, ich will jede einzelne Seite", sagte Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olmypischen Komitees (IOC), der Süddeutschen Zeitung. Ullrich hatte bei den Spielen von Sydney im Jahr 2000 Gold im Straßenrennen und Silber im Zeitfahren gewonnen.
2004 gewann Ullrich bei den Spielen keine Medaille
Das IOC hatte bereits im Mai 2007 eine Disziplinarkommission berufen, die sich mit dem Doping-Skandal um das Team Telekom und mögliches Doping bei Olympia beschäftigen. Die Ermittlungen des BKA begrenzten sich nach derzeitigem Kenntnisstand auf den Zeitraum zwischen 2003 und 2006. Ullrich nahm 2004 zwar auch an den Olympischen Spielen teil, gewann aber keine Medaille.
Unterdessen will die Hamburger Staatsanwaltschaft noch in diesem Jahr entscheiden, ob gegen Ullrich ein Verfahren wegen falscher eidesstattlicher Versicherung eröffnet wird. Das teilte ein Sprecher mit. Bei einem Schuldspruch drohen bis zu drei Jahre Haft.
Franke-Anwalt glaubt nicht an einen neuen Prozess
Anwalt Michael Lehner, dessem Mandanten Werner Franke die Behauptung, Ullrich habe an den Dopingarzt Eufemiano Fuentes 35.000 Euro überwiesen, untersagt worden war, glaubt jedoch nicht so recht an einen neuen Prozess. "Ich bin da sehr skeptisch", sagte Lehner der Tageszeitung Die Welt: "Ob die Staatsanwaltschaft das Buch noch einmal aufmacht, ist fraglich."
Größere Chancen sehe Lehner da in einer Anzeige Frankes wegen Prozessbetrugs. Ohnehin steht ein endgültiges Urteil in der Sache Ullrich gegen Franke noch aus. Die Ermittlungen des BKA dürften nun Wasser auf die Mühlen des Molekularbiologen Franke sein. Ein neuer Termin am Hamburger Landgericht steht allerdings noch aus.
Staatsanwaltschaft stellte Verfahren im April 2008 ein
Die Staatsanwaltschaft Bonn, für die das BKA ermittelte, hatte das Verfahren gegen Ullrich gegen eine Zahlung von 250.000 Euro im April 2008 eingestellt. Dass dies geschah, obwohl laut der Ermittler erwiesen war, "dass Ullrich das Dopingsystem des spanischen Arztes Dr. Fuentes nutzte, um sich vertragswidrig mit leistungssteigernden Mitteln und Methoden auf seine Wettkämpfe vorzubereiten", bezeichnete Franke als Justizskandal.