Berlin.
17 Punkte nach acht Spielen hatte Hertha BSC bis zu diesem 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln noch nie. Doch über den starken Startrekord der Berliner Bundesliga-Geschichte sprach nach dem dramatischen Spielverlauf niemand. „So ein Chaos in den letzten 15 Minuten habe ich noch nicht erlebt, seit dem ich hier bin: Latte, Pfosten, da war der liebe Gott im Olympiastadion“, sagte Hertha-Trainer Pal Dardai stattdessen. Über den vierten Sieg im vierten Heimspiel der Saison aber konnte sich auch der Ungar freuen: „Nach dem 1:1 hat die Mannschaft Moral gezeigt.“ Platz zwei ist die vorläufige Belohnung.
Auch das Überraschungsteam aus Köln konnte die Hertha-Festung nicht knacken. Die Rheinländer rutschten mit weiter 15 Punkten von Platz zwei auf vier zurück. Top-Torjäger Vedad Ibisevic (13. Minute) und Niklas Stark (74.) sorgten am Samstag für den Berliner Sieg gegen die Kölner, die erstmals in dieser Spielzeit verloren. Das achte Saisontor von Anthony Modeste (65.) reichte vor 60 576 Fans nur zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Dann hatten die Kölner auch Pech. Der Pfosten verhinderte in der Schlussphase gleich zweimal einen weiteren Kölner Treffer.
„Unsere Mannschaft wollte unbedingt gewinnen, das war der Schlüssel“, sagte Ibisevic. Mitchel Weiser hatte das Führungstor des Bosniers eingeleitet. Nach einem Zweikampfgewinn gegen Nationalspieler Jonas Hector, wobei die Kölner ein Handspiel monierten, sprintete der Ex-Münchner davon. Seine präzise Eingabe verwertete Ibisevic aus elf Metern mit einem Klasse-Schuss ins lange Eck. Es war sein sechstes Saisontor, mit insgesamt 98 Treffern ist er jetzt der sechstbeste ausländische Torschütze in der Bundesliga-Historie.
„Der Ärger ist extrem groß, sicherlich hätten wir hier nicht verlieren müssen“, bemerkte Kölns Kapitän Matthias Lehmann:
Aufregung in der Schlussphase
„Pfosten, Latte, das tut wirklich weh, weil hier ein Punkt drin war. Viel aufzuarbeiten gibt es eigentlich nicht. In der zweiten Halbzeit können wir uns gar keinen Vorwurf machen, da haben wir richtig gut gespielt.“ Doch als in der Nachspielzeit Schiedsrichter Frank Willenborg aus Osnabrück einen Treffer des eingewechselten Kölners Artjoms Rudnevs wegen eines vorangegangenen Foulspiels an Marvin Plattenhardt nicht anerkannte, war die Aufregung groß. „Das Gesamtpaket regt einen auf, natürlich waren die Gegentore unnötig“, bemerkte FC-Torwart Timo Horn.
Die Berliner begannen mit dem neuen Spielmacher Salomon Kalou stark. Dardai hatte den Ivorer in die Zentrale beordert, da nach den verletzten Vladimir Darida und Ondrej Duda auch Valentin Stocker wegen seiner Rot-Sperre fehlte. Der 31 Jahre alte Kalou kam schnell in die Partie.
„Das ist ein Qualitätsmerkmal der Mannschaft, dass wir alle dran glauben“, sagte Berlins Innenverteidiger Sebastian Langkamp. Denn als sich die Gäste in der zweiten Halbzeit für ihre verstärkten Bemühungen mit dem 1:1 belohnten, rafften sich die Gastgeber noch einmal auf. Einen weiten Freistoß von Weiser brachte Julian Schieber per Kopf ins Angriffszentrum. Stark köpfte aus kurzer Distanz ein.