Rio de Janeiro. .

Wie gut, dass ihre Mutter und ihre beste Freundin am Dienstag noch einen Ausflug auf den Zuckerhut unternommen hatten. „Wir holen dort das Glück für dich ab“, versprachen sie Laura Vargas Koch. Das Ritual funktionierte. Die 26-jährige Judoka ist seit gestern die erste deutsche Judo-Medaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen in Rio. Die Berlinerin holte in der Klasse bis 70 Kilogramm im Kampf gegen die Spanierin Maria Bernabeu Bronze. Das Duell um den Einzug ins Finale hatte sie gegen Haruka Tachimoto verloren. Die Japanerin gewann anschließend Gold.

Rio scheint ein gutes Pflaster für Vargas Koch zu sein, denn auch ihren bisher größten Erfolg, WM-Silber 2013, hatte sie hier gefeiert. „Aber Olympia ist noch größer“, jubelte sie am Mittwoch. Damals war sie selbst vor ihrem Wettkampf auf den Zuckerhut gepilgert und hatte dies als gutes Omen in Erinnerung bewahrt.

Doch der wahre Grund für ihren Erfolg im vielleicht anstrengendsten Kampf ihres Lebens war ein anderer. „Mein Trainer Michael Bazynski hat mir gute Tipps von außen gegeben“, verriet sie noch völlig ausgepumpt von ihrem Kampf, der in die Verlängerung ging. Laura Vargas Koch ist es gewohnt, mit kniffligen Aufgaben umzugehen. Sie steht kurz vor dem Abschluss ihrer Doktorarbeit an der Universität Aachen. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Algorithmische und diskrete Mathematik. Aber, um es klarzustellen: „Die Olympia-Medaille ist mein größter Erfolg“, sagte die junge Frau, die eine deutsche Mutter und einen chilenischen Vater hat.

Endlich freute sich der Verbandschef

Auf der Tribüne freute sich Peter Frese mit, der Präsident des Deutschen Judo-Bundes. Vargas Koch ist die Erste, bei der sich der Verbandschef mit einem erfreulichen Ausgang nicht verrechnet hatte. Die mit großen Hoffnungen nach Brasilien gereisten deutschen Judoka hatten zuvor wenig positive Ergebnisse vorzuweisen gehabt. An den ersten drei Wettkampftagen war keiner der acht deutschen Starter über einen neunten Platz hinausgekommen.