Ascona. .
Am Montag regnete es in Ascona. Aber rechtzeitig zur Ankunft des Weltmeisters soll am Lago Maggiore die Sonne scheinen. Für Joachim Löw startet nach der Einkleidung seines erweiterten EM-Kaders an diesem Dienstag in Frankfurt mit dem Abflug ins Trainingslager wieder die Zeit, in der er als Bundestrainer am besten und intensivsten arbeiten kann: Endlich hat er die Nationalspieler knapp zwei Wochen ganz für sich. Im schweizerischen Ascona kann der 56-Jährige in aller Ruhe und Abgeschiedenheit an Fitness, Taktik und Mannschaftsgeist arbeiten, um 47 Tage später in Paris möglichst den nächsten glänzenden EM-Pokal in den Händen zu halten.
Löw hat nach zehn Jahren als Bundestrainer Erfahrung darin, die Spieler mit einem gigantischen Stab aus Betreuern und Fitmachern in einen Topzustand zu bringen. „Das ist uns vor den Turnieren immer gelungen, und auch diesmal wird es so sein“, kündigte er an.
Ein Ü30-Trio kennt das Hotel schon
„Wir brauchen den vierten Stern, als Weltmeister haben wir ihn ja schon“, meinte Teammanager Oliver Bierhoff vor dem Start in die heiße Phase des EM-Sommers. Europameister wurde Deutschland in den Jahren 1972, 1980 und 1996, nach 20 Jahren soll nun der vierte Titel her. Löw mahnte als Gejagter unter den 24 EM-Teams: „Wir sind stark, aber auch nicht unbesiegbar.“
Löw residiert mit seiner Auswahl im Luxushotel Giardino, dort hatte die deutsche Nationalmannschaft schon während der EM 2008 in Österreich und der Schweiz gewohnt. Lukas Podolski, Mario Gomez und Bastian Schweinsteiger waren damals schon dabei. Das Ü30-Trio gehört zu dem 27-Mann-Aufgebot, das Löw in einer Woche um vier auf 23 Turnierspieler reduzieren muss.
„Es gibt keinen potenziellen Streichkandidaten. Ich habe keine Tendenz“, versicherte Löw. Der Bundestrainer will gezielt den Konkurrenzkampf anheizen. Auch dafür hat er die vier Nachwuchs-Asse Julian Weigl (Borussia Dortmund), Leroy Sané (Schalke), Joshua Kimmich (FC Bayern) und Julian Brandt (Bayer Leverkusen) berufen. Den Ausleseprozess sieht Löw „entspannt“, er sagte: „Die Struktur der Mannschaft und das taktische Korsett stehen.“ 14 Weltmeister sind noch dabei. Elf Spieler haben noch gar keine Turniererfahrung, Löw hat also eine Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Frische gefunden.
Der Bundestrainer ist glücklich darüber, dass er 25 von 27 Spielern von Angang an dabei hat. Toni Kroos (Champions-League-Finale am Samstag mit Real Madrid) und Lukas Podolski (türkisches Pokalfinale am Donnerstag mit Galatasaray Istanbul) stoßen erst später hinzu. Bis zum 7. Juni, dem Einzug ins EM-Quartier in Frankreich, soll sich die Mannschaft finden. Löw: „Es geht darum, eine Einheit zu bilden – und ein bedingungsloses Miteinander.“