Dortmund.
Tugba Sahin stand nicht auf dem Spielberichtsbogen. Auch auf dem Statistikzettel nach der Partie war sie nicht notiert, in den Zusammenfassungen der TV-Anstalten kam sie nicht vor. Und doch hatte sie ihren Beitrag geleistet zum 2:0-Sieg von Borussia Dortmund gegen den FC Porto im Hinspiel der Europa-League-Zwischenrunde.
Das hatte natürlich mit ihrem Ehemann Nuri zu tun, der noch lange nach Schlusspfiff geradezu beseelt in den Katakomben des Dortmunder Stadions stand. 355 quälend lange Tage hatte der Mittelfeldspieler nicht an einem Fußballspiel teilgenommen – und nun stand er auch zur eigenen Überraschung in der Startelf: Als er zu Hause aufbrach, hatte er nichts für einen möglichen Einsatz eingepackt. „Ich hatte Glück, dass meine Frau auf die Idee kam, meinen Koffer zu packen und in mein Auto zu tun“, sagte er.
Immer wieder gab es Rückschläge
Sahin spielte anstelle des erkrankten Ilkay Gündogan. Ob er auch im Bundesliga-Topspiel beim Tabellendritten Bayer Leverkusen am Sonntag um 15.30 Uhr auflaufen wird, blieb offen – nur so viel wollte Sahin sagen: „Ich habe mich überraschend gut gefühlt.“ Das war nach der langen Pause nicht unbedingt zu erwarten: Am 28. Februar 2015 hatte der Mittelfeldstratege beim 3:0-Sieg gegen Schalke 04 letztmals in einem Fußballspiel mitgewirkt. Dann wurde erst eine Zerrung diagnostiziert, im Anschluss ein kleiner Faserriss und schließlich eine Sehnenansatzreizung im Adduktorenbereich – und die erwies sich als hartnäckig. Mehrfach stand er vor einem Comeback, mehrfach warfen ihn Schmerzen zurück.
Ungewissheit nagt am Gemüt
Die Ungewissheit nagte am Gemüt des türkischen Nationalspielers. „Ich war fast ein Jahr nicht im Stadion“, sagte er. „Mir ging das alles zu nah.“ Die Aufholjagd in der letzten Rückrunde unter Jürgen Klopp, die starken Auftritte unter dessen Nachfolger Thomas Tuchel – all das nahm Sahin nur aus der Ferne wahr. Gegen Porto aber spielte er, als sei er nie weg gewesen. Es war auch dem Rückkehrer zu verdanken, dass der BVB den portugiesischen Vizemeister nach allen Regeln der Fußballkunst dominierte.
Trainer Tuchel konnte also zwei gute Nachrichten mitnehmen: Durch Sahin steht ihm eine weitere Option im ohnehin hochkarätig besetzten Mittelfeld zur Verfügung. Und mit der erstaunlich reifen Leistung beendete der BVB rechtzeitig vor dem anstehenden Topspiel in Leverkusen das Gerede, dass eine Krise aufkommen könnte.