Düsseldorf. . Stabhochsprung-Ass Raphael Holzdeppe hat ein großes Ziel: Olympiasieg in Rio. Vorher will er die sechs Meter überfliegen. Am liebsten in Düsseldorf.

Aus einem Leichtathletik-Hallenmeeting der Extraklasse ragt am Mittwoch (ab 18 Uhr) in Düsseldorf der Stabhochsprung-Wettbewerb heraus. Raphael Holzdeppe, Weltmeister 2013, trifft auf zwei weitere Weltmeister, den Kanadier Shawn Barber und Kostadinos Filipidis aus Griechenland. Vor dem Wettbewerb spricht Holzdeppe über seinen großen Traum vom Olympiasieg in Rio, über seinen Rekordplan für Düsseldorf und verrät, warum er sich für das neue Anti-Doping-Gesetz stark macht.

Herr Holzdeppe, wie haben Sie die Triumphe von Angelique Kerber und der Handballer erlebt? Wird man angesichts dieser Euphorie als Leichtathlet nicht neidisch, weil Ihre Sportart zuletzt vor allem durch Doping-Skandale aufgefallen ist?

Holzdeppe: Die Siege waren riesige Erlebnisse, die mich als Sportler auch vor dem Fernseher gefesselt haben. Mein Puls ist richtig hoch geschnellt. Ich bin aufgesprungen und musste mich vor Anspannung bewegen. Zur Leichtathletik: Es ist gut, dass der Doping-Skandal in den Medien noch präsent ist, weil noch längst nicht alles aufgeräumt ist. Aber die Leichtathletik macht jetzt auch wieder positive Schlagzeilen. Das beste Mittel sind starke Leistungen von sauberen Athleten. Davon gab es schon viele in dieser Hallensaison. Das gibt neues Vertrauen in unsere Sportart.

Ihre Hallensaison läuft bisher hervorragend. Was haben Sie vor der olympischen Saison verändert?

Holzdeppe: Gar nichts. Ich habe genau da weiter gemacht, wo ich nach der WM im Sommer aufgehört habe. Ich hatte bislang keine Verletzungen, alles ist super gelaufen. Und ich bin in dieser Hallensaison noch längst nicht am Ende.

Ihr nächster Start ist am Mittwoch in Düsseldorf, wo Sie auf zwei Weltmeister treffen. Was ist Ihr Ziel?

Holzdeppe: In Düsseldorf habe ich bisher noch nie gewonnen. Das soll sich ändern. Die Form stimmt und bisher bin ich in dieser Saison in allen drei Wettkämpfen Erster geworden. Diese Serie soll nicht abreißen.

Haben Sie sich eine bestimmte Höhe zum Ziel gesetzt?

Holzdeppe: Ich bin in die Hallensaison mit dem Vorsatz gegangen, die Sechs-Meter-Marke abzuhaken. Ich will den deutschen Hallenrekord von Danny Ecker mit genau sechs Metern aus dem Jahr 2001 verbessern. Als potenzielle Orte habe ich Düsseldorf und Karlsruhe ins Auge gefasst.

Also ist in Düsseldorf der Sechs-Meter-Sprung drin?

Holzdeppe: Ja klar, sonst hätte ich das nicht gesagt. Es muss an diesem Tag natürlich alles stimmen.

Ist die Zeit reif für den großen Sprung?

Holzdeppe: Die Zeit ist schon seit einigen Jahren reif. Bisher konnte ich nur noch nicht hundertprozentig umsetzen, was ich drauf habe.

Wollen Sie die sechs Meter möglichst vor den Olympischen Spielen in Rio abhaken, um sich dann ganz auf das Ergebnis zu konzentrieren?

Holzdeppe: In Rio zählt einzig und allein das Ergebnis. Jedem Springer ist es doch völlig egal, ob er mit 5,80 oder 6,00 Metern Olympiasieger wird.

Vor vier Jahren haben Sie mit 22 Jahren schon Olympia-Bronze geholt, 2013 sind Sie Weltmeister geworden. Ist dann bei Olympia die Goldmedaille das logische Ziel?

Holzdeppe: Der Olympiasieg ist mein großer Traum. Wenn ich gesund bleibe, werde ich nicht nach Rio fliegen, um wieder Bronze zu gewinnen.

Einige Leichtathleten haben zuletzt eine Verfassungsklage gegen das neue Anti-Doping-Gesetz angekündigt. Wegen der Besitzstrafbarkeit haben sie Angst, dass ihnen heimlich Dopingmittel in die Tasche gepackt werden und sie dann dafür gesperrt werden könnten. Empfinden Sie auch solche Angst?

Holzdeppe: Nein. Ich glaube, es ist geklärt, dass auch der Nachweis erbracht werden muss, dass man die Dopingmittel auch benutzen wollte. Ich finde das neue Gesetz gut. Der eine oder andere, der vielleicht ans Dopen denkt, wird durch das Gesetz hoffentlich davon abgebracht. Früher ist man für ein Vergehen zwei Jahre gesperrt worden, jetzt kann man ins Gefängnis kommen. Eine Haftstrafe ist abschreckender als eine Sperre.