Essen. . Die Chinese Super League ködert Fußball-Stars mit hohen Angeboten. Auch die Bundesliga ist betroffen. Das Ziel: WM-Gastgeber 2026 oder 2030 werden.

Jörg Albertz hat einmal von einem Kulturschock gesprochen, als er rückblickend seinen China-Aufenthalt beschrieb. Vor genau 13 Jahren wechselte der damalige Bundesliga-Profi des Hamburger SV zu Shanghai Shenhua, 2003 nahm er sogar die Auszeichnung als Spieler des Jahres in China entgegen. Er galt einst als Abenteurer. Und als Außenseiter.

Doch mittlerweile unternimmt der chinesische Fußball gewaltige Anstrengungen, prominente Belegschaft zu locken. Chelsea-Profi Ramires, für kolportierte 32 Millionen Euro zu Jiangsu Suning gewechselt, ist der neue Königstransfer für die 2004 gegründete Chinese Super League.

Werder lässt Lukimya nach China ziehen

Auch Weltmeister Lukas Podolski, derzeit beim türkischen Erstligisten Galatasaray Istanbul angestellt, soll laut Bild-Zeitung ein dickes Angebot aus China bekommen haben: Neun Millionen Euro soll er jährlich verdienen. Assani Lukimya ist dem Ruf des Geldes bereits gefolgt: Er wechselte von Werder Bremen zu Liaoning Whowin FC.

Der Bundesligist erhielt rund zwei Millionen Euro Ablöse, Lukimya soll geschätzt dreimal so viel verdienen wie bislang. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass das Geld keine Rolle gespielt hat“, sagte der Deutsch-Kongolese. Ein weiteres Millionen-Angebot für Stürmer Anthony Ujah soll Werder laut Sportbild jedoch abgelehnt haben. Angeblich hatte Guangzhou Evergrande eine zweistellige Millionensumme geboten.

Vorbilder für die gezüchtete Basis

Fußball ist zum Großprojekt für Chinas Staatsoberhaupt Xi Jinping geworden: Erst soll die Liga international mithalten können, dann die Nationalmannschaft gestärkt werden – und schlussendlich die WM 2026 oder 2030 in China stattfinden. Diesem übergeordneten Ziel dienen alle Anstrengungen, erzählen Insider aus der internationalen Sportvermarktung.

Die meisten Klubs sind im Besitz großer Firmen, die locker Etats von 150 Millionen Euro und mehr stemmen. Leistungszentren werden aus dem Boden gestampft, Fußball ist an Schulen zum Pflichtfach geworden.

Und die herangezüchtete Basis braucht Vorbilder, weshalb die Chinese Super League diesen Winter schon 150 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat – und damit sogar die englische Premier League in den Schatten stellt. Vor dem Deal mit Ramires hatten schon dessen brasilianische Landsleute wie Paulinho (für 14 Millionen zu Guangzhou Evergrande) und der zuvor bei Schalke gehandelte Renato Augusto (für acht Millionen zu Peking Guoan) Arbeitsverträge unterzeichnet. Der Plan ist einfach: Die Ausländer sollen das Niveau heben und damit die Einheimischen besser machen. Denn die Nationalmannschaft dümpelt nur auf Platz 82 der Fifa-Weltrangliste herum.

Frankfurt lehnt Angebot für Meier ab

Abonnementmeister Evergrande, 2015 Champions League Sieger Asiens, vertraut dabei nach dem italienischen Weltmeistertrainer Marcello Lippi Brasiliens ehemaligen Nationalcoach Luiz Felipe Scolari. An Position fünf der teuersten Einkäufe taucht übrigens der ehemalige Hoffenheimer Demba Ba (für 13 Millionen nach Shanghai) auf.

Das Winter-Transferfenster in China ist noch bis Ende Februar geöffnet. Agenten erzählen, sie würden mit schwindelerregenden Vertragsangebote konfrontiert. Dem Frankfurter Bundesliga-Torschützenkönig Alexander Meier lag gerade ein mit sieben Millionen Euro Gehalt dotiertes Angebot vor. „Ich habe mit Heribert Bruchhagen darüber geredet“, erzählt der 33-Jährige, „innerhalb einer Minute war das Thema vom Tisch.“ Doch nicht jeder widersteht dem Reichtum im Reich der Mitte.