Washington. . Kurz vor der Rente spielt der Quarterback-Altstar am 8. Februar im Super Bowl. Dass sein Gegenspieler Brady scheiterte, lag am Deutschen Vollmer
Das 50. Endspiel um die Meisterschaft in der nordamerikanischen Football-Profiliga NFL hält eine Paarung bereit, die zu Saisonbeginn nicht viele auf dem Zettel hatten: Denver Broncos gegen Carolina Panthers. Das Team um Cam Newton aus Charlotte deklassierte im Halbfinale die Arizona Cardinals mit 49:15. Zuvor hatten sich die Broncos unter Führung von Altstar Peyton Manning mit einem 20:18 gegen Titelverteidiger New England Patriots die Finalteilnahme gesichert. Manning gegen Newton – verschiedener könnten die Hauptcharaktere in der Nacht zum Montag, 8. Februar (0.30 Uhr MESZ), im kalifornischen Santa Clara kaum sein.
Brady von Vollmer allein gelassen
In Denver standen mit Peyton Manning (39) für die Gastgeber und Ober-Patriot Tom Brady (38) die dominierenden Quarterbacks der Gegenwart auf dem Feld. Im 17. Aufeinandertreffen wollte Brady, der 2002, 2004, 2005 und 2015 die Vince-Lombardi-Trophäe in den Händen hielt, die Weichen für einen fünften Titel stellen. Manning, der vor seinem Wechsel nach Colorado für die Indianapolis Colts auflief und dort 2007 seinen bisher einzigen Titelring erkämpfte, suchte in seinem mutmaßlich letzten Halbfinale den krönenden Karriere-Abschluss: noch einmal das Super-Bowl-Ticket lösen.
Manning, Rekordhalter für meisten Touchdown-Pässe (539), erfüllte sich seinen Traum, weil Bradys Spiel von Beginn an unter einem miserablen Stern stand. Der Ehemann des Models Gisele Bündchen wurde von seinen Bodyguards häufig allein gelassen.
„Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll“, erklärte der aus Düsseldorf stammende Offensive Lineman Sebastian Vollmer (31), der 2015 als erster Deutscher den Super Bowl gewann und seiner einzigen Aufgabe, Brady zu schützen, nur sporadisch nachkam. Dazu fehlte dem Patriots-Star die Präzision bei Pässen: Als New England im Anschluss an einen Touchdown zum 18:20 mit einem missglückten Zwei-Punkte-Versuch kläglich die Verlängerung verpasste.
Auch der aus einer Football-Dynastie stammende Manning spielte nicht überragend. „Dieser Sieg war irgendwie so wie die gesamte Saison – nicht leicht“, meinte er. Aber der Broncos-Spielmacher wirkte trotz eines von Formtiefs und Verletzungen geprägten Jahres aufgeladen wie ein Duracell-Hase. Trainer Gary Kubiak, der erst vor den Play-offs den talentierten Ersatzmann Brock Osweiler durch den Veteranen ersetzt hatte, durfte sich bestätigt fühlen. Peyton Manning hat zwar die allerbesten Zeiten hinter sich, ihm wird jedoch im Endspiel ein Last-Minute-Sieg zugetraut. Und danach der Ritt in die Abendsonne des Ruhestands.
Newton arrogant und genial
Eine große Karriere noch vor sich hat Cam Newton: schwarz, 26 Jahre jung, bärenstark, einer der Extrovertierten in der kleinen Gilde der Spielgestalter. Der trotz 1,95 Meter enorm antrittsschnelle Sprinter hat die Panthers aus Charlotte/North Carolina mit beeindruckender Kaltschnäuzigkeit zum Sieg geführt. „Ich will kein Lob, das war ein Team-Sieg. Unser Weg ist noch nicht zu Ende“, so Newton.
Wie in der regulären Saison, in der Carolina nur eins von 16 Spielen verlor, und wie im Play-off-Viertelfinale gegen die Seattle Seahawks blieb der zwischen Arroganz und Genie pendelnde Großverdiener (120 Millionen US-Dollar für fünf Jahre) und MVP-Kandidat seiner Hochrisiko-Spielweise treu: Er steuerte zwei Touchdowns bei, sprang wie ein geschmeidiges Raubtier zweimal über seine Gegner hinweg in die Endzone. Peyton Manning dürfte schon beim Zusehen schwindelig geworden sein.