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Die größte Show der USA läuft von September bis Anfang Februar: Die Spiele der National Football League (NFL) sind massentaugliche Dauerbrenner wie hierzulande die Partien der Fußball-Bundesliga. In Deutschland ist immerhin der Super Bowl, das NFL-Finale, längst etabliert. So schalteten im vergangenen Jahr bis zu 1,5 Millionen Zuschauer ein, als der Deutsche Sebastian Vollmer mit den New England Patriots den Titel holte. Was aber seit August im Spartensender ProSiebenMaxx läuft, ist für Kommentator Frank Buschmann „vielleicht die größte TV-Sportsensation der vergangenen zehn bis 15 Jahre“.
Netman „Icke“ als Experte
Mit einem innovativen Konzept startete der Sender im Sommer, um erstmals eine komplette NFL-Saison im frei empfangbaren deutschen TV zu zeigen. Um Football in Deutschland massentauglich zu machen, steigt mit Beginn der Playoffs an diesem Wochenende auch Sat.1 wieder ein. „Ich hoffe, dass bis zu einer Million Zuschauer einschalten“, sagt Frank Buschmann, „wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass wir eine halbe Million Zuschauer haben, hätte ich das nie im Leben geglaubt.“
Neben seinen launigen Kommentaren und den Einschätzungen vom Team um Ex-Spieler Jan Stecker spielt Internet-Experte Christoph „Icke“ Dommisch eine tragende Rolle in der Sendung. Ein skurriler Langhaar-Typ, der als Netman die Tweets nicht stumpf vorliest, sondern die Zuschauer einbindet. „Icke hat viel Ahnung vom Sport und gibt den Fans das Gefühl, einer von ihnen zu sein“, so Buschmann.
So schaffen es die Anhänger von der Wohnzimmer-Couch über das Internet ins TV. Unter dem Hashtag #jedenverdammtensonntag hat sich die Sendung auf Twitter einen Namen gemacht. Der Titel entstammt dem fast gleichnamigen Football-Spielfilm mit Al Pacino aus dem Jahre 1999.
Der Erfolg der fünf deutschen Spieler in der NFL spielt dabei eine untergeordnete Rolle. „Natürlich thematisieren wir das, aber bei allem Respekt vor den Leistungen der Jungs: Einen richtigen Schub würde Football bekommen, wenn es einen deutschen Quarterback oder Wide Receiver in der NFL gäbe, der bei den Übertragungen ständig im Bild wäre“, betont Buschmann. Spielmacher und Passempfänger sind schließlich die Stars eines jeden Teams.
Den Schlüssel zum Erfolg der Sportart im deutschen TV, die Buschmann gern als „Schach mit Kühlschränken“ bezeichnet, sieht er darin, dass die Übertragung „keine Bundestagsdebatte mit einfachen Ergebnissen“ liefere. Im Gegenteil. Sport und Entertainment arbeiten in der NFL locker Hand in Hand.
Auch Schalke-Legende Ingo Anderbrügge, der als Kicker bei Rhein Fire Düsseldorf in den NFL-Europe-Saisons 2003 und 2004 spielte, glaubt, dass sich Football etablieren kann: „Die Deutschen müssen den Sport verstehen.“ Gleichzeitig könne auch der Fußball von der NFL lernen. „Wenn ich zum Bundesligaspiel ins Stadion gehe, passiert rund um das Spiel wenig. Da können die Vereine sich am Football orientieren“, so Anderbrügge.
Höhepunkt der NFL-Saison ist der 50. Super Bowl am 8. Februar im kalifornischen Santa Clara, Heimspielort der San Francisco 49ers. Buschmann: „Eigentlich habe ich getippt, dass die New England Patriots und die Carolina Panthers dort aufeinandertreffen. Mittlerweile habe ich daran aber meine Zweifel.“ Ohne Zweifel ist die nahe Zukunft der NFL in Deutschland. Auch in den kommenden beiden Spielzeiten werden Buschmann und Co. kommentieren. An jedem verdammten Sonntag.