Gelsenkirchen. .
Als Martin Fourcade seinen letzten Schuss voll ins Schwarze gesetzt hatte, nahm er seine rechte Hand vom Gewehr und reckte die Faust als Geste des Triumphs in die Höhe. Einige Meter weiter sprang seine Partnerin Marie Dorin-Habert vor Freude in die Höhe und klatschte Beifall. Das französische Biathlon-Duo setzte sich vor 40 000 Zuschauern bei der World Team Challenge in der Schalker Arena mit einem Vorsprung von 12,6 Sekunden vor den Tschechen Gabriela Soukolova/Ondrej Moravec und 22,2 Sekunden vor den Deutschen Vanessa Hinz/Simon Schempp durch.
14 000 Euro Siegprämie
In ihrer Steuererklärung für das ablaufende Jahr müssen die Franzosen nach diesem Erfolg jeweils weitere 14 000 Euro angeben. Insgesamt wurden die zehn Teams im Winter-Wunderland Schalke mit einem Preisgeld von 156 000 Euro belohnt.
Auf dem Papier zählte das französische Duo ohnehin zu den Favoriten. Fourcade ist der derzeit beste Biathlet der Welt. Der 27-Jährige ist Doppel-Olympiasieger und holte schon sechs WM-Goldmedaillen. Dorin-Habert sicherte sich bei der WM 2015 in Kontiolahti/Finnland zweimal Gold und zweimal Silber, obwohl sie erst fünf Monate vorher Mutter geworden war.
„Ich war mit meinem Schießen nicht ganz zufrieden”, sagte Marie Dorin-Habert und gab ihrem Partner einen anerkennenden Klaps auf die Schulter: „Ich bin froh, dass ich mit Martin laufen durfte. Er hat einen Super-Job gemacht. Die Strecke war sehr schwer und ein bisschen gefährlich.”
Bei der 14. Auflage des Biathlon-Spektakels hatten die Organisatoren die Veranstaltung runderneuert. Es gab nicht nur einen neuen Pokal für das Sieger-Team, es war vor allen Dingen eine völlig neue Strecke zu bewältigen. Die Zeiten des beschaulichen Gleitens über die Loipe sind vorbei. Biathlon auf Schalke wird nicht länger nur beim Schießen entschieden. Der sogenannte Ruhrpott-Gletscher, ein ziemlich steiler Anstieg, verlangte selbst den besten Biathleten der Welt einiges ab. Und bei der anschließenden Abfahrt gingen die Spezialisten vorsichtshalber in den Schneepflug. Trotzdem verloren einige Asse wie Weltmeister Erik Lesser die Balance, so dass sie auf allen Vieren im Gelsenkirchener Kunstschnee lagen.
„Die Strecke ist wirklich viel schwieriger geworden”, sagte auch Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner, die als ARD-Expertin auf Schalke das Rennen verfolgte und die Loipe zuvor getestet hatte. „Es gibt keinen Moment, in dem sich die Sportler mal ausruhen können.” Mit der neuen Strecke haben die Organisatoren den Glücksfaktor minimiert und die Veranstaltung sportlich dadurch erheblich aufgewertet.
Aber nicht alles ist neu auf Schalke. Und das ist gut so, denn die Stimmung ist immer noch einmalig. So hat es auch Simon Schempp empfunden. Der Staffelweltmeister von 2015, der derzeit beste deutsche Biathlet, war zum ersten Mal in Gelsenkirchen. „Ich habe in jeder Sekunde diese unglaubliche Stimmung aufgesaugt”, sagte der 27-Jährige. „Jetzt weiß ich, wie sich die Fußballer hier immer fühlen. Der Beifall hallt durch das Dach umso mehr.” Als sehr schwer hatte Schempp die Strecke ebenfalls empfunden. „Die Abfahrt hatte es in sich. Vor allen Dingen auf der letzten Runde, wenn du schon blau bist, ist es nicht einfach.”
Schempp hatte sich im Gegensatz zu vielen Zuschauern nicht mit Glühwein gestärkt. Blau heißt bei Biathleten, dass sie als Folge der Belastung schwere Beine bekommen. Müde Beine, aber beste Stimmung: Simon Schempp hätte am Montag am liebsten gleich einen Vertrag für 2016 unterschrieben.