Hagen. .
Im Deutschen Fußball-Bund rumort es. Das heutige Treffen der Führungsspitze in Frankfurt birgt reichlich Zündstoff, nachdem die Amateure durch die voreilige Kür von Reinhard Grindel zum Nachfolge-Kandidaten des im Zuge der WM-Affäre zurückgetretenen Präsidenten Wolfgang Niersbach den Verbandsfrieden mit den Profis empfindlich gestört haben. Grindel ist Bundestagsabgeordneter der CDU. Der ehemalige Fernseh- und Radiojournalist ist seit zwei Jahren außerdem Schatzmeister des DFB.
„Wir fühlen uns brüskiert“, sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stellvertretend für die Profivereine dem „kicker“ in Anbetracht von Grindels Nominierung. Hintergrund ist die Zweidrittelmehrheit, die die Landesverbände bei einem außerordentlichen Bundestag besitzen. Es sei natürlich das Recht der Amateure, sagte Watzke, „aber vielleicht hätte man das im Vorfeld auch einmal diskutieren können“. Außerdem sagte er: „Wenn man meint, man müsste uns vor vollendete Tatsachen stellen, muss man sich im Klaren sein, dass der größte Wert des DFB, die Nationalmannschaft, von Spielern gebildet wird, die wir bezahlen.“
Die Basis in den Fußballkreisen sieht die Vorwürfe der Profis mit gemischten Gefühlen. „Ich finde die Äußerung von Herrn Watzke nicht richtig“, sagt Bernd Henneböle, Kreisvorsitzender in Arnsberg: „Die Nationalmannschaft ist das Aushängeschild, aber er vergisst vielleicht, wo auch er herkommt. Schließlich ist Watzke noch immer Präsident von RW Erlinghausen. Erstaunlich, dass er so eine Äußerung tätigt.“
Marko Michel, Kreisvorsitzender aus Siegen, gibt dem BVB-Geschäftsführer hingegen Recht: „Wir sitzen in einem Boot, es wäre besser gewesen, man hätte sich erstmal zusammengesetzt. Der Amateursport lebt von den Aushängeschildern Bundesliga und Nationalmannschaft.“
Für Peter Clausnitzer (Kreisgeschäftsführer Hagen/Ennepe-Ruhr) ist die Hierarchie beim DFB hingegen eine andere: „Der größte Wert ist die Nachwuchsförderung. Wenn es die nicht gäbe, hätten die auch keine Spieler. Deswegen ist es wichtig, dass der Präsident eher auf der Seite der Amateure steht. Wenn ich in der Minderheit wäre, würde ich auch so reagieren.“ Außerdem könne es ja sein, dass das endgültige Ergebnis „vielleicht doch ein anderes ist“.
Für den Kreisvorsitzenden aus dem Hochsauerlandkreis, Michael Schütte, ist die Nominierung keine voreilige Kür: „Herr Grindel wurde durch die Landesverbände gewissenhaft aufgestellt. Ich glaube nicht, dass das ein Schnellschuss ist. Das wäre auch nicht gut. Das Hauptziel muss sein, dass endlich Ruhe beim DFB einkehrt.“
Andreas Joswig, Vorsitzender des Fußballkreises Iserlohn, steht nicht komplett hinter Entscheidung der Landesverbände. „Ich kenne Herrn Grindel nicht, das soll auch kein Vorbehalt sein, aber ich weiß nicht, warum man in dieser Personalie jetzt so eine Eile hat“, sagt er. Außerdem ärgert Joswig: „Ich habe ein Interview von Herrn Grindel gelesen, in dem es um die Transparenz der DFB-Finanzen gegangen ist. Herr Grindel hat gesagt, dass er nur einem Gremium von 250 Leuten Rechenschaft schulde. Aber was ist denn mit den sieben Millionen an der Basis? Die Basis möchte auch Transparenz.“