Göttingen. .

Er dürfte ausgesprochen ungern Recht behalten haben. Vor David Bell hatte Johan Roijakkers gewarnt, der Kapitän von Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen könne Spiele im Alleingang entscheiden. Und Bell tat genau dies im spannenden Schlussviertel bei der BG Göttingen. 25 Punkte trug der US-Guard zum Hagener 94:84 (54:41)-Sieg bei. Allerdings nicht vornehmlich durch seine gefürchteten Dreier, sondern durch 15 verwandelte Freiwürfe. Aus Furcht vor Bells Treffsicherheit hatten die Gastgeber stetig gefoult. „Das war wichtig, um sich in der Liga zu stabilisieren“, freute sich der Phoenix-Teamkapitän.

Vor dem Spiel hatten beide Teams etwas Geheimniskrämerei betrieben, gerade Göttingen den Einsatz von Marque Perry nach dessen Muskelfaserriss als unwahrscheinlich beschrieben. Doch der US-Spielmacher war dabei und stand sogar in der Startformation, gab ebenso wie auf der Gegenseite D.J. Covington sein Bundesliga-Debüt. Für Hagens von einem Bänderriss genesenen Center musste Ersatz Tommy Lee Smith auf die Bank. Eine Woche läuft sein Kurzfristvertrag noch, dann wird der 35-Jährige Hagen wieder verlassen.

Smith sah, wie die Gastgeber durch Neuzugang Terrell Everett in Führung gingen, doch schnell konterte Phoenix. Beim 2:8 (3. Minute) hatte Brandon Jefferson seinen ersten Dreier getroffen, nach zwischenzeitlichem Ausgleich der Göttinger durch den starken Harper Kamp ließ es Covington – gerade erstmals eingewechselt – per Dunking zum 8:14 mächtig krachen (5.). Weniger glücklich waren seine folgenden Offensiv-Aktionen, von Shane Edwards ließ sich der sprunggewaltige Kraftprotz gar zweimal blocken.

Doch die Göttinger 20:17-Führung war nach der ersten Viertelpause auch schnell wieder Geschichte, denn Phoenix erhöhte in der Defensive die Intensität. Jetzt zog der kleine Jefferson das Tempo an, nach etlichen Fastbreaks lagen die Hagener plötzlich deutlich vorn (20:30, 13.).

Und BG-Coach Johan Rojiakkers bat zweimal in schneller Folge zur Auszeit. Es wirkte nur begrenzt, denn offensiv hatten die Gäste jetzt ihren Rhythmus gefunden. Der erste Distanztreffer durch Perry (31:39, 17.) ließ die Gastgeber etwas hoffen, doch Phoenix setzte sich dank Jefferson, dem von Ivan Elliott mustergültig bedienten Owen Klassen und David Bells Dreier mit der Sirene bis zur Pause wieder auf 35:49 ab. Auch weil die Gäste diesmal weit hochprozentiger trafen als ihr Gegner. Lediglich Center Kamp bereitete ihnen einige Probleme.

Das setzte sich nach dem Wechsel fort, auch wenn die Hagener den Vorsprung zunächst souverän verteidigen konnten. Beim 47:63 durch Covington (25.) hatte sich daran nichts verändert, beim 53:69 (27.) durch das Dreipunktspiel des Centers auch nicht. Doch allmählich trafen die Göttinger besser aus der Distanz, dank des nun immer stärker werdenden Perry kamen sie schon bis zum letzten Wechsel heran.

Nervenstarke Hagener

Und dann wurde es richtig spannend: Bis zum 72:75 (35.) kamen die Gastgeber heran, die Kulisse war da. Doch die Gäste behielten die Nerven, Klassen ließ sie wieder auf 72:81 wegziehen. Und da war dann noch Bell. Die Göttinger David Godbold und Terrell Everett kassierten gegen ihn ihr fünftes Foul, der Hagener verwandelte nervenstark. Und konnte anschließend mit den 100 mitgereisten Fans feiern.