Dortmund. .
Mitternacht war fast erreicht, als der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund auf einer Schnellstraße vor den Toren von Mainz einen Stau produzierte. Bei der Einfahrt in eine Baustelle entpuppte sich das Vehikel als zu breit für die schmale, linke Fahrspur. Ein paar Minuten dauerte es, bis das Gefährt aus der Bredouille manövriert war und die Rückfahrt der Bundesliga-Fußballer fortgesetzt werden konnte. Sie hatten am Freitagabend mit 2:0 beim FSV Mainz 05 gewonnen, und dieser Sieg – so befanden es manche – erzählte ebenfalls ein wenig von der Wahrnehmung der eigenen Größe.
„Jeder hat eine Bescheidenheit entwickelt nach dem Motto: Jetzt wird das eben auf diese Weise gespielt. Wir haben die Zweikampfquote als das wichtige Element verstanden“, lobte Trainer Thomas Tuchel seine Spieler, dass sie sich nicht zu schade waren für einen dreckigen Sieg. „Solche Siege sind von großem Wert.“ Vor allem nach einer Serie von vier Pflichtspielen ohne Sieg.
Diese war aber nicht die einzige Serie, die zu Ende ging: Erstmals blieb Pierre-Emerick Aubameyang in dieser Saison ohne eigenen Treffer – und gerade deshalb stand der Stürmer exemplarisch für die gelobte Bescheidenheit. Saisonübergreifend hatte er in zehn Bundesligaspielen in Folge mindestens einmal getroffen, was die Einstellung eines Uraltrekordes von vor 31 Jahren (Schütze: Klaus Allofs) bedeutete. Doch anstatt sein eigenes Glück zu suchen, bereitete er beide Treffer durch Marco Reus und Henrikh Mkhitaryan (der Armenier verzichtet wohl aus Sicherheitsbedenken auf die Europapokalreise nach Aserbaidschan) vor. Das allein ist bemerkenswert, noch wertvoller werden diese Vorlagen dadurch, dass Aubameyang sich beide Male in guter Schussposition befand. Er hatte auch einen Elfmeter herausgeholt, auf dessen Ausführung er als Schütze Nummer 1 nicht bestand. Tuchel: „Ich bin begeistert von seiner Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und dafür sein Ego hinten anzustellen.“
Das wird in Zukunft gefragt sein, wenn für den BVB sechs Spiele in 18 Tagen anstehen, beginnend mit der Europa-League-Partie beim FK Qäbälä (Do.), endend mit dem Derby gegen Schalke. Spiele, nach denen klarer wird, ob sich Schwarzgelb in die richtige Spur einsortiert hat.