Kailua Kona. Nach seinem beeindruckenden Sieg beim Ironman auf Hawaii nahm Jan Frodeno seine Frau Emma Snowsill erst in den Arm, dann küsste der neue Triathlon-König von Kona ihren Baby-Bauch.

"Es war ein schöner Moment, publik zu machen, dass wir im Februar Eltern werden", sagte der neue Weltmeister der "Eisenmänner" am Samstag (Ortszeit) nach der über achtstündigen Tortur auf Big Island und zeigte so neben seinem sportlichen auch sein privates Glück: "Ich bin derzeit auf Wolke sieben oder neun oder 35."

Bis kurz vor dem Ziel auf dem berühmten Alii Drive in Kaiilua Kona kämpfte sich der überragende Triathlet des Jahres durch die extreme Hitze, den Wind und die hohe Luftfeuchtigkeit. Kein Risiko wollte der als Top-Favorit gehandelte Frodeno eingehen. Selbst das Abklatschen mit den Zuschauern vermied der 34-Jährige.

"Aufgrund der Historie des Rennens, bei der schon viele kurz vor dem Ziel noch verreckt sind, habe ich bis auf den Zielteppich durchgezogen", sagte er. "Hier kann alles passieren. Als ich im Ziel war, war es eine Mischung aus Glück, Freude, Realität und Surrealität."

Am Ende hatte der Vorjahres-Dritte nach 8:14:40 Stunden langen Qualen 3:03 Minuten Vorsprung vor dem überraschend starken Andreas Raelert. Dritter wurde der US-Amerikaner Timothy O'Donnell. Das von vielen erwartete Duell zwischen Frodeno und Titelverteidiger Sebastian Kienle war schon zu Beginn der Laufstrecke entschieden. Kienle musste sich am Ende mit Platz acht begnügen. Der Freiburger Boris Stein wurde Zehnter.

Spätestens mit seinem Triumph beim Vater aller Ironman-Rennen zählt der Saarbrücker zu den ganz Großen in seinem Sport und setzte historische Marken. Sieben Jahre nach seinem Olympiasieg in Peking gewann er nun in Hawaii - das schaffte bis dato keiner.

Auch gelang es noch niemandem, in einem Jahr die Ironman-Europameisterschaft sowie die WM auf der halb so langen 70.3-Strecke und in Hawaii zu gewinnen. Und das nur zwei Jahre nach seinem Umstieg von der Kurzstrecke auf die längeren Strecken. Zudem ist er der fünfte Deutsche nach Thomas Hellriegel (1997), Normann Stadler (2004 und 2006), Faris Al-Sultan (2005) und Sebastian Kienle (2014), der das schwerste Triathlon-Rennen der Welt gewann.

Für Frodeno war der härteste Arbeitstag des Jahres optimal gelaufen. Nach den 3,86 Kilometer langen Schwimmen im Pazifik lag Frodeno schon mit an der Spitze, nach den 180,2 Kilometern auf dem Rad war er ganz vorn. Auf der Marathonstrecke war er nicht noch aufzuhalten. "Mir war beim Laufen klar: Wenn ich ein Polster herauslaufe, wird es schwer für die anderen, das bei der Hitze wieder aufzuholen", erklärte er.

Zum Zweikampf mit seinem Kumpel Kienle kam es nur auf dem Rad - beim Laufen machten die Beine des 31 Jahre alten Vorjahres-Champions nicht mehr mit. "Das macht den Sieg im letzten Jahr zu was Besonderem", sagte er dem Hessischen Rundfunk. "Ich bin megahappy, dass ich an so einem Tag gefinisht habe. Wenn mir das nicht gelungen wäre, hätte ich ein halbes Jahr Depressionen." Frodeno würdigte den Freund: "Er ist ein echter Champion. Er sucht nicht nach Ausreden."

Immerhin darf sich Kienle damit trösten, dass er gemäß einem mit Frodeno gepflegten Ritual vom neuen Weltmeister zu einem opulenten Mahl eingeladen wird. Zum dritten Mal in diesem Jahr schon.

Dass es dennoch zum deutschen Doppel-Erfolg kam, lag an Raelert. Selbst ein Raddefekt konnte den 39-Jährigen nicht stoppen. In den vergangenen beiden Jahren hatte er auf Hawaii Pech: 2013 zwang ihn ein eingeklemmter Nerv zur Aufgabe, 2014 schleppte er sich mit Magenproblemen ins Ziel und wurde 769.

"Ich habe bewiesen, dass ich noch zur Weltspitze gehöre", sagte der Rostocker nach seinem fünften Podiumsplatz auf Hawaii seit seinem Debüt 2009 und kündigte an, trotz seiner dann 40 Jahre auch 2016 noch einmal zu starten. "Mit dem zweiten Platz kann ich nicht aufhören. Vielleicht erfülle ich mir noch einmal den Traum vom Sieg."

Frodeno und er hatten zu gemeinsamen Zeiten auf der olympischen Strecke oft trainiert und sich gegenseitig gepusht. "Er ist eine Maschine. Ich habe schon vor dem Start viel von ihm erwartet", meinte Frodeno. Und noch etwas verbindet sie: "Heute haben die werdenden Väter zugeschlagen", sagte Frodeno. Denn auch Andreas Raelert erwartet mit seiner Frau im kommenden Jahr das erste Kind.

Bei den Frauen machte Daniela Ryf einen Traum für sich wahr. Die ebenso wie Frodeno favorisierte Schweizerin deklassierte die Konkurrenz und ließ die Britin Rachel Joyce mehr als 13 Minuten hinter sich. Dritte wurde Liz Blatchford aus Australien. Titelverteidigerin Mirinda Carfrae aus Australien gab wegen Rückenbeschwerden auf der Radstrecke auf. Die deutschen Starterinnen konnten nicht in den Kampf um den WM-Titel eingreifen.