Kailua Kona.
Vor der Tortur beim Ironman auf Hawaii stand für Sebastian Kienle und Jan Frodeno ein Medien-Marathon an. Interviews, Pressekonferenzen, Sponsorentermine - die Freunde waren in den Tagen vor dem Start zum legendären Kampf gegen Wellen, Wind und Hitze am Samstag (18.25 Uhr MESZ) in Kailua Kona so gefragt wie selten. Es schien, als reduziere sich auf Big Island die 39. Auflage des Triathlon-Klassikers mit 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,1 Kilometer Radfahren und einem Marathon-Lauf auf den Zweikampf zwischen WM-Titelverteidiger Kienle und seinem Herausforderer Frodeno.
„Zu so einem Duell muss es ja erst einmal kommen. Beide müssen so einen Tag haben, dass sie etwa gleichauf sind“, sagt Frodeno. „Das hat in diesem Jahr ganz gut geklappt. Aber es kann bei uns beiden in beide Richtungen ausschlagen.“
Der Olympiasieger weiß, wovon er spricht. Schon im vergangenen Jahr hatten viele mit einem Zweikampf zwischen dem 34-Jährigen und seinem Kumpel gerechnet. Doch eine Reifenpanne und eine Zeitstrafe warfen Frodeno zurück. Am Ende der über achtstündigen Qualen im Paradies mitten im Pazifik wurde der gebürtige Kölner Dritter. Kienle holte sich als vierter Deutscher den Titel.
In diesem Jahr hat er sich endgültig in die Rolle des Top-Favoriten gesiegt. Bei seinen beeindruckenden Auftritten bei der Ironman-EM im Juli in Frankfurt/Main und der WM über die halb so lange 70.3-Strecke im August in Zell am See verwies er Kienle beide Male auf Rang zwei.
Dass er seinen „absolut besten Tag“ braucht, um den Titel zu erneut zu gewinnen, weiß Kienle. Er traut Frodeno in diesem Jahr alles zu: „Er hat das Zeug, das Rennen zu gewinnen.“ Selbst die Acht-Stunden-Bestmarke könne er brechen.
Für Deutschland gehen in dem Feld der 56 Profis acht Athleten an den Start. Podiums-Chancen werden dem Vorjahres-Sechsten Nils Frommhold eingeräumt. Auch Andreas Böcherer – Dritter der Ironman-EM –, Routinier Andreas Raelert oder Boris Stein werden Plätze zumindest unter den Top Ten zugetraut.
„Aus deutscher Sicht sind wir hervorragend aufgestellt“, sagte Kienle. „Selbst wenn Jan und ich einen rabenschwarzen Tag haben sollten oder technisches Pech, sind da noch einige Eisen im Feuer.“