München. .
So richtig zuversichtlich haben die Leverkusener nicht geklungen vor ihrer Reise zum FC Bayern, jedenfalls, als die Strapazen gegen Lazio Rom noch nicht allzu lang zurücklagen. Als „das brutalste Spiel, das man in Europa haben kann“, bezeichnete Roger Schmidt das Topspiel der Bundesliga an diesem Sonnabend, zumal zu diesem Zeitpunkt.
Die Bayern hätten sich ja die ganze Woche ausgeruht, befand der Trainer, „wir rollen dann ein in München und werden versuchen, bis dahin wieder einigermaßen frisch zu sein“. Auch Stefan Kießling erweckte zunächst nicht den Eindruck, als glaube er nach der erfolgreichen Qualifikation für die Champions League, nun den nächsten Auftritt auf höchstem Niveau folgen lassen zu können. Der Angreifer sorgte sich gar nach seinen Sprints im Minutentakt, ob er es aufrecht bis zu seinem Dienstwagen schaffen werde.
Nach allem, was man weiß, wird Bayer 04 aber mindestens elf Aufrechte zusammenbekommen, die es mit dem Meister aufnehmen wollen. Vermutlich sehen sie in der Partie sogar ein bisschen mehr als nur den Vergleich der beiden hinter Borussia Dortmund am eindrucksvollsten gestarteten Bundesligisten. Es ist für beide Teams ja auch so etwas wie ein Stresstest für die Champions League, in der es Leverkusen unter anderem mit dem FC Barcelona und AS Rom zu bekommen wird.
Die Münchner haben es vergleichsweise komfortabel getroffen, und womöglich ist Leverkusen sogar die größere Herausforderung als Olympiakos Piräus oder Dinamo Zagreb. Das scheint auch Arturo Vidal zu ahnen, der von 2007 bis 2011 bei Bayer in Europas Fußball eingeführt wurde und es in seinem vierten Jahr bei Juventus Turin bis ins Finale der Champions League gegen Barcelona brachte. In diesem Sommer ist er nun zum FC Bayern übergesiedelt, um dort mindestens ähnlich erfolgreich zu sein. Und der Ligavergleich mit seinem ehemaligen Arbeitgeber wird weitere Aufschlüsse liefern, wie gut sein neues Gefüge bereits funktioniert. „Leverkusen spielt sehr aggressiv“, hat der 28 Jahre alte Chilene erkannt, „ab der ersten Minute Pressing, wir müssen aufpassen.“
Die Abwehrsorgen der Bayern
Auf Vidals Qualitäten als Zweikämpfer und Balleroberer dürfte es also besonders ankommen, aber auch auf seine Resistenz bei Ballbesitz gegen Schmidts fleißige Störenfriede. Vor allem dann, wenn es Bayer 04 tatsächlich erneut gelingen sollte, ähnlich unermüdlich den Aufbau zu sabotieren wie gegen Lazio. Erschwerend kommt für die Münchner hinzu, dass ihnen mehr als die halbe Verteidigung abhanden gekommen ist. Medhi Benatia muss mit einer Muskelblessur ebenso pausieren wie Jérôme Boateng nach seiner gelb-roten Karte in Hoffenheim. Javier Martínez und Holger Badstuber befinden sich nach ihren Verletzungen noch im Aufbau.
Doch ganz so falsch lag Schmidt trotzdem nicht, als er die Bayern als ausgeruhtes Team bezeichnete. Als die Leverkusener sich noch zu erholen versuchten vom Lazio-Spiel, schlenderte Vidal entspannt an der Isar entlang. Danach stand noch ein 45-minütiger Frisörtermin an, um den Kampf-Iro in Form zu halten. „Wie vor jedem Spiel“, erzählte Vidal. Das allerdings klang fast nach Freizeitstress.