Wolfsburg. .

André Breitenreiter stand über weite Strecken ganz nah am Spielfeldrand, die Hände hatte Schalkes Trainer hinter dem Rücken verschränkt. Was er zu sehen bekam, konnte ihm überhaupt nicht gefallen: Denn seine Mannschaft verlor das Bundesligaspiel am Freitag beim VfL Wolfsburg glatt mit 0:3 (0:1) und spürte dabei am eigenen Leibe überaus deutlich, wie weit der Weg zu einem echten Top-Team noch ist.

Die Wolfsburger zeigten sich dagegen gänzlich unbeeindruckt vom Verlust ihres besten Spielers Kevin De Bruyne, bei dessen Rekord-Wechsel zu Manchester City „nur noch Kleinigkeiten” zu regeln seien, wie VfL-Manager Klaus Allofs vor dem Anpfiff erklärte – er rechnete stündlich mit dem Vollzug. Obwohl Deutschlands „Fußballer des Jahres” ebenso wie Ivan Perisic, den es zu Inter Mailand zieht, gar nicht mehr im Kader war und das Spiel im Stadion nur als Zuschauer verfolgte, saß Weltmeister André Schürrle gegen Schalke nur auf der Bank – der VfL hatte auch ohne die drei Offensivspieler eine beeindruckende Qualität und brachte die gekonnt auf den Platz.

Schalke läuft nur hinterher

Schalke lief von Beginn an nur den Gegenspielern hinterher und alsbald auch einem Rückstand. Dafür zeichnete in der 17. Minute der Holländer Bas Dost verantwortlich, der eine Rechtsflanke von Christian Träsch mit einer Direktabnahme humorlos zur verdienten 1:0-Führung ins Tor drosch. Die komplette Gäste-Abwehr war in dieser Szene nicht im Bilde, aber vor dem Tor konnten die Wolfsburger den Ball über schier unendlich lange 20 Stationen ungehindert durch die eigenen Reihen laufen lassen. Am Ende der Fehlerkette standen Linksverteidiger Sead Kolasinac sowie im Zentrum die zu weit vom Schützen entfernten Roman Neustädter und Joel Matip.

Breitenreiter hatte seine Mannschaft auf drei Positionen neu formiert ins Spiel geschickt: Sead Kolasinac, Sascha Riether und Leroy Sané erhielten die Start-Plätze von Junior Caicara, Marco Höger und Franco Di Santo. Schalkes Trainer ist bei der Aufstellung immer für eine Überraschung gut, doch diesmal hatte es nicht funktioniert. Denn seine Mannschaft bekam nie einen Zugriff auf den Gegner, so dass auch des Trainers Hoffnung, bei Gegenstößen die Schnelligkeit von Sané auszuspielen, sich nicht erfüllte. Nur einmal lief das Spiel in Halbzeit eins aus Schalker Sicht so schnell, wie man sich das vorgestellt hatte: Eine Kombination über Julian Draxler und Sead Kolasinac schloss Leroy Sané in der 23. Minute ab, aber die Wolfsburger warfen sich mit vereinten Kräften in den Schuss. Julian Draxler spielte übrigens auf der Nummer zehn -- seiner Lieblingsposition. Mögliche Interessenten an dem Nationalspieler, so heißt es, soll Manager Horst Heldt nur noch bis zum heutigen Samstagabend anhören wollen.

Eine ganz starke Szene hatte Julian Draxler in der 56. Minute, als er Klaas-Jan Huntelaar in Szene setzte, dessen Hereingabe Naldo mit letztem Einsatz klärte – Eric-Maxim Choupo-Moting hätte den Ball nur noch einschieben müssen.

Kolasinac verursacht Elfmeter

Doch der Ausgleich wäre nicht verdient gewesen, und nur ganz kurze Zeit später machten die „Wölfe” alles klar. Erst verwandelte Ricardo Rodriguez einen Elfmeter zum 2:0 (59.) – Kolasinac hatte Luiz Gustavo rustikal gefällt und seine eigene Aufstellung damit endgültig zum Fehlgriff gemacht. Und in der 61. Minute drückte der von Klaas-Jan Huntelaar nicht genügend attackierte Timm Klose eine Ecke mit dem Fuß zum 3:0 ins Netz. Das war deutlich – und verdient.