Gelsenkirchen. . Für zehn Millionen Euro Ablöse kam er im Sommer vom Bundesliga-Konkurrenten Mainz 05 und gibt jetzt in Schalkes Mittelfeld den Takt an.

Bei der Saison-Generalprobe des FC Schalke 04, beim 1:1 im letzten Testspiel gegen Twente Enschede, legte sich Johannes Geis den Ball zum Freistoß zurecht. Dann lief er an, stellte den Fuß in Schräghaltung und zirkelte die Kugel aus 28 Metern zielgenau ins Netz. Sein erstes Tor für seinen neuen Klub, der sich nach solchen Treffern so sehr gesehnt hatte.

Spieler und Torhüter des MSV Duisburg wussten also, was auf sie zukam. Und doch waren auch sie machtlos, als Geis eine Woche später beim 5:0-Sieg im DFB-Pokal sein eigenes Tor kopierte. Wieder ein Freistoß aus der Ferne, wieder ein Schuss mit der rechten Innenseite, wieder hinein ins Vergnügen.

Schalke 04 hat einen neuen Schnibbelkönig, und nicht nur das: Der 22-Jährige, der von Mainz 05 zu den Königsblauen kam, glänzt mit Standards, aber auch mit Strategie. Er ist ein Strippenzieher auf der im modernen Fußball bedeutungsvollen Sechser-Position, der zentralen Schaltstelle vor der Abwehr. Er gibt im Mittelfeld den Takt an, er zeigt Qualitäten, die in der vergangenen Saison schmerzlich vermisst worden waren. Damals wurde mit Quer- und Rückpässen der Spielaufbau verschleppt, heute erkennt Geis die Lücken, um Bälle in die Tiefe schicken zu können.

Vorfreude auf das Heim-Debüt

Die zehn Millionen Euro Ablöse, die Schalke nach Mainz überwies, scheinen gut investiert worden zu sein: Schließlich gilt der talentierte U-21-Nationalspieler noch lange nicht als ausgereift, die Perspektive ist vielversprechend. Weil Schalke einen solchen Spielertypen dringend brauchte, ist er nach den ersten Eindrücken ausgiebig gelobt worden. So sehr, dass André Breitenreiter bereits auf das Bremspedal tritt: „Ich finde, wir sollten den Ball flach halten, was die Erwartungshaltung angeht“, sagt der Trainer. „Johannes wird nicht jede Woche tolle Freistoßtore erzielen. Der Start hat ihm Selbstvertrauen gegeben, aber ich bitte grundsätzlich darum, bei jungen Spielern keinen Hype aufkommen zu lassen.“

Noch gibt Geis keinen Anlass zu der Annahme, dass er die Bodenhaftung verlieren könnte. Der Junge hat momentan einfach einen Riesenspaß daran, in einer neuen Mannschaft eine wichtige Rolle übernehmen zu können. Den 3:0-Erfolg bei Werder Bremen zum Bundesliga-Start ordnete er total korrekt ein: „Man kann nicht meckern bei einem solchen Auswärtssieg“, meinte er, „aber wir haben noch viel Luft nach oben, wir müssen noch viel mehr machen. Wir wollten das Duisburg-Spiel vergolden, das ist uns gelungen. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass am Anfang nicht schon alles rund lief.“

Vertrauen in Trainer und Team

Johannes Geis hat schon das nächste Spiel vor Augen, wie ein Windhund vor dem Rennen wartet er darauf, am Samstag gegen Darmstadt 98 (ab 15.30 live bei uns im Ticker) zum ersten Mal für Schalke 04 in der Bundesliga zu Hause spielen zu können. „Jetzt freue ich mich richtig auf mein erstes Spiel in der Arena“, sagt er, denn er erwartet eine außergewöhnliche Atmosphäre: „Die Fans haben ja gesehen, dass wir uns reinhauen.“

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So etwas will man hören auf Schalke, wo noch im Mai die Stimmung auf Gefrierschrankwerte heruntergekühlt war. Nach der Partie in Bremen stand auch Geis im Kreis, als Schalke demons­trativ gemeinsam feierte: „Das zeigt, dass wir ein Team sind, wir gewinnen und verlieren zusammen.“ Solche Aktionen sind André Breitenreiter wichtig, Johannes Geis schwärmt: „Das macht der Trainer weltklasse!“ Breitenreiter sei „ein Kumpel-Typ“, aber „wenn es auf den Trainingsplatz geht, fordert er sehr viel von uns. Ein harter Hund. Ihm ist es egal, wer Star ist und wer nicht. Er lässt uns spüren, dass die Trainingsleistung zählt.“

Nun kommt also Darmstadt. Ein Aufsteiger, ein Außenseiter – und deshalb gefährlich. Johannes Geis aber vertraut dem Chef und dem Team: „Der Trainer wird schon dafür sorgen, dass wir auch diesen Gegner nicht unterschätzen.“