Essen. .

Sterne-Koch Nelson Müller als Augenzeuge auf der Ehrentribüne weiß nun auch, was es heißt, wenn der „Pott überkocht“. Doch am Ende hieß es doch: „Essen ist fertig.“ Nach 120 Minuten plus Elfmeterschießen gab sich Regionalligist Rot-Weiss Essen mit 1:3 dem Zweitligisten Fortuna Düsseldorf geschlagen. 17 500 Zuschauer im ausverkauften Stadion Essen hatten einen jederzeit packenden Pokalfight erlebt. Wenn doch nur alle torlosen Partien in 90 Minuten so ereignisreich wären! Am Ende gab es nur prasselnden Applaus von den Rängen für die Verlierer. „Das war heute Hafenstraße, so, wie wir sie lieben, leider hat sich die Mannschaft am Ende nicht belohnt“, bedauerte RWE-Vereinschef Michael Welling, der auch aus ökonomischen Gründen gerne noch eine weitere Pokalrunde mitgenommen hätte.

Chancen dazu besaßen die Essener genügend. Unheimlich gallig und taktisch hervorragend eingestellt hatte RWE-Coach Jan Siewert seine Elf auf den Favoritenvorbereitet. Die Düsseldorfer hatten schon nach 22 Minuten Riesenglück, dass Schiedsrichter Daniel Siebert vor der Gästekurve nicht den Mut zum Elfmeter hatte: Nach einem Foul an Marcel Platzek blieb der Schuh des RWE-Stürmers wie als Beweismittel im Strafraum liegen, doch der Referee ignorierte dies geflissentlich und verlegte den „Tatort“ nach außerhalb.

Der Zweitligist blieb in der ersten Halbzeit vieles schuldig, agierte im Angriff viel zu fahrig. Einzelne Nadelstiche setzte der Gast durch den ansonsten enttäuschenden Ya Konan (30.) und den auffälligen Mathis Bolly (32.), die knapp die Führung verpassten.

Auch nach dem Wechsel gehörte dem Team von Trainer Frank Kramer nur eine kurze Phase anfangs der zweiten Hälfte, ehe der Viertligist wieder Chef auf dem Platz war. Und zum Ende der Partie sogar in Überzahl: Nach einem Foul von hinten an Marwin Studtrucker (84.) sah der bereits gelbverwarnte Lukas Schmitz die Ampelkarte und gab sich auch nach Abpfiff uneinsichtig: „Ich hab es mir noch einmal angeschaut, einen saubereren Zweikampf als den meinen gibt es nicht“, beteuerte er. Auch Trainer Kramer hatte sich gegenüber dem Gefoulten echauffiert, meinte aber zumindest hinterher: „Jetzt ist das Spiel vorbei, die Emotionen sind raus, dann ist alles wieder gut.“

Er hatte auch allen Grund großzügig zu sein, zehn Düsseldorfer wankten mit den letzten Kräften durch die Verlängerung, nachdem der beste Mann auf dem Platz, Marcel Platzek, in der 90. Minute das Siegtor noch auf dem Fuß hatte, aber haarscharf am linken Pfosten vorbei zielte.

So kam es zur Elfmeter-Lotterie, in der es die Essener wie die großen Münchner Bayern machten – leider wie in ihrem Elfmeterschießen gegen den BVB. Die ersten beiden RWE-Schützen, Benjamin Baier und Richard Weber, trafen das Tor nicht, und der Dritte, Amar Cekic, scheiterte mit seinem Versuch an Torhüter Lars Unnerstall.

So nutzte es auf der anderen Seite dem Ex-Düsseldorfer Robin Heller überhaupt nichts, dass er die schwachen Strafstöße von Ya Konan und Mike van Duinen parierte. Überglücklich purzelten die Gäste nach dem letzten verwandelten von Michael Liendl übereinander. Fortuna – im wahrsten Sinne!