Essen. Das Erstliga-Gros entledigt sich der Pflichtaufgaben in der 1. Runde des DFB-Pokals. Doch nach 1899 Hoffenheim scheitern auch der HSV und Bundesliga-Neuling Ingolstadt. Die Labbadia-Elf blamiert sich beim Regionalligisten Jena.
1899 Hoffenheim, der Hamburger SV und Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt 04 sind die ersten prominenten Verlierer bei den ewig reizvollen DFB-Pokalduellen zwischen Klein und Groß. Einen Tag nach Hoffenheim blamierte sich auch die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia und schied in der ersten Runde aus. Beim Nordost-Regionalligisten Carl Zeiss Jena unterlag der Bundesliga-Club am Sonntag verdient mit 2:3 (2:2, 0:1) nach Verlängerung
In einem verrückten Spiel besiegelte Johannes Pieles in der 106. Minute per Kopf das Aus des HSV. Zuvor hatten Justin Gerlach und Velimir Jovanovoc Jena zweimal in Front geschossen. Doch Hamburg hatte sich durch einen irregulären Treffer von Ivica Olic und Neuzugang Michael Gregoritsch (90.+4) zunächst noch in die Verlängerung gerettet.
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Tags zuvor hatte es bereits Hoffenheim erwischt. "Es war einfach zu wenig von uns. Wir waren viel zu träge, das müssen wir dringend abstellen", kommentierte Fußball-Lehrer Markus Gisdol das 0:2 des Erstligisten aus dem Kraichgau bei Zweitliga-Fastabsteiger 1860 München. Auch Erstliga-Aufsteiger Ingolstadt ist eine Woche vor seinem Bundesliga-Debüt weit von der Bestform entfernt. Das Team von Ralph Hasenhüttl scheiterte bei der SpVgg Unterhaching mit 1:2. Beide Tore für den bayrischen Regionalligisten erzielte Markus Einsiedler. Moritz Hartmann machte es mit dem Anschluss noch einmal spannend.
Schalke und Köln gegen unterklassige Konkurrenz mühelos weiter
Titelverteidiger VfL Wolfsburg nahm die Auftakthürde beim Drittligisten Stuttgarter Kickers mit 4:1 dagegen genau so problemlos wie Rekord-Cupgewinner Bayern München, der im Karlsruher Wildparkstadion allerdings glanzlos mit 3:1 beim Fünftligisten FC Nöttingen gewann. Arturo Vidal (Handelfmeter), Mario Götze und Robert Lewandowski schossen die Tore schon in der ersten Halfte.
Auch Bayer Leverkusen, Schalke 04, der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt kamen gegen unterklassige Konkurrenz mühelos weiter. Bayer siegte 3:0 beim Regionalligisten SF Lotte. Schalke ließ dem Zweitliga-Rückkehrer MSV Duisburg beim 5:0 keine Chance und siegte mit dem gleichen Resultat wie im Finale 2011. Köln setzte sich beim viertklassigen SV Meppen vor allem dank dreier Treffer des neuen Angreifers Anthony Modeste 4:0 durch. Die fünftklassigen Amateure des Bremer SV waren beim Pflichtspiel-Wiedereinstand von Frankfurt-Coach Armin Veh ein dankbarer Gegner: Die Hessen gewannen 3:0.
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Deutlich mehr Mühe hatten Borussia Dortmund, Werder Bremen und der VfB Stuttgart. Werder musste nach 90 torlosen Minuten bei Drittliga-Aufsteiger Würzburger Kickers in die Verlängerung, in der Neuzugang Anthony Ujah und Fin Bartels das schmeichelhafte 2:0 sicherten. Der BVB bekleckerte sich am Sonntag beim Drittligisten Chemnitzer FC nicht mit Ruhm. Dank Pierre-Emerick Aubameyang (25.) und Henrich Mchitarjan (82.) setzte sich die Elf von Thomas Tuchel aber mit 2:0 durch. Für den VfB Stuttgart war Drittligist Holstein Kiel ein unangenehmer Gastgeber: Nach dem 0:1 durch Rafael Czichos bewahrten erst Daniel Didavi und Daniel Ginczek den neuen VfB-Coach Alexander Zorniger vor einer unliebsamen Pflichtspiel-Premiere.
Böse überrascht wurden drei Zweitligaclubs
Das Hoffenheimer Aus bei den dauerkriselnden Münchner "Löwen" konnte auch der eingewechselte Bundesliga-Rückkehrer Kevin Kuranyi in seinem ersten Pflichtspiel für 1899 nicht verhindern. "Es war natürlich schön, wieder hier auf dem Platz zu stehen, aber ohne den Sieg ist das nichts wert", räumte Kuranyi ein.
Böse überrascht wurden drei Zweitligaclubs: Der Karlsruher SC, erst in der Aufstiegsrelegation am Hamburger SV gescheitert, verlor im Baden-Württemberg-Derby beim fünftklassigen SSV Reutlingen nach drei Elfmetertoren und drei Roten Karten mit 1:3. Die SpVgg Greuther Fürth erwischte es mit 0:1 bei Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue. Union Berlin konnte trotz langer Führung das 1:2 beim ambitionierten West-Regionalligisten Viktoria Köln nicht verhindern.
Bei Erstliga-Rückkehrer Darmstadt 98 ist die Vorfreude auf die neue Spielzeit riesig. "Es herrscht eine positive Grundstimmung in der Stadt, jeder gibt uns gute Wünsche mit auf den Weg. Alle fiebern mit. Diese Euphorie soll uns auch ein Stück weit tragen", sagte Trainer Dirk Schuster nach dem 5:0 bei Regionalliga-Aufsteiger TuS Erndtebrück. Deutlich schwerer tat sich der FC Augsburg, der sich beim viertklassigen SV Elversberg erst in der Verlängerung mit 3:1 behauptete. "Es war zäh, aber wir haben unser Ziel erreicht. Ich hatte immer Vertrauen, dass wir weiterkommen", erklärte Trainer Markus Weinzierl.
Erstliga-Absteiger Paderborn bezwingt Regionalligisten Lübeck
Erstliga-Absteiger SC Paderborn hat den Regionalligisten VfB Lübeck in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokalwettbewerbs mit Mühe und Not bezwungen. Die Ostwestfalen besiegten den Viertligisten am Sonntag mit 2:1 (0:1) dank eines Eigentores von Lukas Knechtel (54. Minute) und eines Foulelfmeters von Mahir Saglik (59.). Der engagierte Regionalliga-Zehnte war vor 7558 Zuschauern an der Lübecker Lohmühle durch einen Kopfball von Stefan Richter (43.) in Führung gegangen.
Paderborns Trainer Markus Gellhaus vertraute der Elf vom 2:1-Erfolg in der Liga bei Fortuna Düsseldorf. Nach einer Großchance für Paderborns Saglik (23.), die Dennis Wehrendt auf der Linie klärte, war der Underdog aus Schleswig-Holstein die agilere Mannschaft. Nils Lange (35.) prüfte Torhüter Lukas Kruse, der den Ball über die Querlatte lenkte. Auch in der Schlussphase gaben sich die Norddeutschen nicht geschlagen. Ihnen fehlte bei der Chancenverwertung aber Fortune.
Für die Lübecker war es der erste Auftritt in einem nationalem Wettbewerb seit der Insolvenz im Dezember 2012. Weil ihnen ordentliche Trainerbänke fehlten, liehen sie sich die Sitzreihen beim Bundesligisten Hamburger SV.
FC Bayern mit Sommer-Kick im Pokal weiter - Nur 3:1 gegen Fünftligist
Der FC Bayern München hat nach einem müden Sommer-Kick beim Fünftligisten FC Nöttingen die zweite Runde im DFB-Pokal erreicht. Die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola hatte beim 3:1 (3:1) gegen den tapferen Außenseiter einige Probleme und blieb vor dem Bundesligastart am Freitag (20.30 Uhr/Sky) gegen den Hamburger SV vieles schuldig.
Arturo Vidal (5. Minute/Handelfmeter) brachte den deutschen Fußball-Rekordmeister am Sonntag planmäßig in Führung. Nach dem Ausgleich durch Niklas Hecht-Zirpel (16.) zerstörten Mario Götze (17.) und Robert Lewandowski (26.) noch vor der Pause die Hoffnungen des Außenseiters auf eine Sensation. 29 486 Zuschauer im ausverkauften Karlsruher Wildparkstadion hofften nach dem Wechsel vergeblich auf weitere Tore und Höhepunkte.
Guardiola ließ Neuzugang Sven Ulreich im Tor ran und verordnete Nationalkeeper Manuel Neuer ein Päuschen. Vidal und Joshua Kimmich, der im Test gegen den AC Mailand noch einen Pferdekuss erlitten hatte, liefen von Beginn an im Mittelfeld auf. Der frühere Leipziger konnte sich jedoch nicht für weitere Einsätze empfehlen. Der Spanier Thiago hatte zuletzt Magenprobleme und stand nicht im Kader. Arjen Robben saß zunächst auf der Bank.
Nachlässigkeiten im Passspiel, Konzentrationsmängel im Aufbau, fehlender Druck - Guardiola bekam so manches von seiner Mannschaft geboten, was ihm nicht gefallen konnte. Der Oberligist wehrte sich nach Kräften, war bissig und versuchte immer wieder, schnell vor Ulreichs Tor zu kommen.
Eigentlich begann mit Vidals verwandeltem Handelfmeter alles nach Plan, doch die Hausherren wollten sich keinesfalls abschießen lassen. Völlig verdient glich Hecht-Zirpel vorübergehend aus. Ulreich konnte nur abklatschen lassen, dann war die Nöttinger Nummer Zehn zur Stelle und verewigte sich in den Vereinsannalen.
Postwendend Götze und dann Lewandowski verabschiedeten die Münchner, die in den vergangenen sechs Spielzeiten immer mindestens das Pokal-Halbfinale erreicht haben, immerhin entspannt in die Halbzeit.
Mit Robben ab der 55. Minute wollte Guardiola mehr Tempo und Zielstrebigkeit ins Münchner Spiel bringen - trotz klarer Spielvorteile blieb der Rekordpokalsieger aber weiter vieles schuldig. Es mangelte vor allem an klaren Toraktionen. Der nicht immer überzeugende Ulreich musste sogar in der 79. Minute mit einem Reflex und in den Schlusssekunden den Anschlusstreffer verhindern.
SC Freiburg sicher in nächster Pokal-Runde - Vier Petersen-Tore
Der SC Freiburg ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und sicher in die 2. Runde des DFB-Pokalwettbewerbs eingezogen. Beim Hamburger Fußball-Oberligisten Barmbek-Uhlenhorst setzte sich der Bundesliga-Absteiger am Sonntag in Norderstedt mit 5:0 (2:0) durch. Vor 4600 Zuschauern erzielte Torjäger Nils Petersen (2., 45., 61., 63. Minute) vier Treffer, einmal war Julian Schuster (71.) für den SCF (71.) erfolgreich.
Die Gäste entwickelten von der ersten Minute an viel Offensivdruck. Nach einem Zuspiel von Maximilian Philipp gelangte Petersen in den Strafraum und sorgte für die frühe Führung. Die Gastgeber fanden nur langsam in das Spiel. Direkt vor dem Halbzeitpfiff erhöhte Petersen im Nachschuss auf 0:2. Philipp hatte zuvor nur den Pfosten getroffen.
In der zweiten Halbzeit schwanden bei den Hanseaten mehr und mehr die Kräfte, so dass Freiburg nun die komplette Spielkontrolle übernahm. Petersen und Schuster nutzten dies für drei weitere Treffer. Beste Gelegenheit der Gastgeber im zweiten Durchgang war ein Freistoß von Marc Henry Lange, der aber knapp über das Tor strich.
5:3 im Elfmeterschießen: Favorit Sandhausen mit Glück gegen Bahlingen
Der SV Sandhausen hat erst im Elfmeterschießen eine Blamage im DFB-Pokal verhindert. Nach torlosen 90 Minuten plus Verlängerung gegen das Regionalliga-Team des Bahlinger SC kam der Fußball-Zweitligist am Sonntag zu einem 5:3 (0:0, 0:0, 0:0). Der Bahlinger Pierre-Christoph Göppert traf mit seinem Schuss nur die Unterkante der Latte, Sandhausen-Stürmer Andrew Wooten traf hingegen. Der Favorit aus Sandhausen erreichte trotz der enttäuschenden Vorstellung zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte die zweite Pokal-Runde.
Gegen den Regionalliga-Aufsteiger musste Sandhausen in einer schwachen Partie fast 70 Minuten in Unterzahl spielen. Kapitän Stefan Kulovits sah nach 53 Minuten die Gelb-Rote Karte. Von den Leistungen der beiden Saisonsiege in der 2. Liga war Sandhausen vor 3890 Zuschauern weit entfernt.
Bahlingen agierte auf Augenhöhe und brachte das Team von Trainer Alois Schwartz immer wieder in Verlegenheit. Die wenigen richtig klaren Gelegenheiten konnten die Gastgeber aber nicht zu einem Treffer nutzen - wie in der 101. Minute, als Göppert nur um Zentimeter zu hoch zielte. Sandhausens Jakub Kosecki hatte die klarste Chance für Sandhausen nach 19 Minuten vertändelt, als er im Strafraum zu viele Haken schlug.
Hamburger SV blamiert sich: Pokal-Aus bei Viertligist Jena
Der Hamburger SV hat sich im DFB-Pokal blamiert. Der Fußball-Bundesligist unterlag am Sonntag in der ersten Runde beim Viertligisten Carl-Zeiss Jena mit 2:3 (2:2, 0:1) nach Verlängerung. Johannes Pieles erzielte in der 108. Minute das entscheidende Tor für die Thüringer. Der HSV hatte sich zuvor mit Glück in die Verlängerung gerettet. Neuzugang Michael Gregoritsch schoss in der vierten Minute der Nachspielzeit das 2:2 (0:1) für die Hanseaten. Justin Gerlach (15. Minute) und Velimir Jovanovic (58.) hatten für Jena getroffen. Vor dem Tor von HSV-Angreifer Ivica Olic (48.) zum zwischenzeitlichen 1:1 war der Ball klar im Toraus gewesen.
Bundesliga-Neuling Ingolstadt mit Pokal-Aus bei Viertligist Haching
Der FC Ingolstadt hat sich knapp eine Woche vor seinem Bundesliga-Debüt im DFB-Pokal blamiert. Die Ingolstädter verloren am Sonntag bei der nur viertklassigen SpVgg Unterhaching mit 1:2 (0:1) und vermasselten damit ihrem Coach Ralph Hasenhüttl den 48. Geburtstag. Trotz erheblicher Feldvorteile fanden die Gäste gegen den beherzt verteidigenden Fußball-Außenseiter aus Haching keine Lücke und flogen damit wie schon im Vorjahr in Magdeburg gleich in der ersten Pokalrunde raus. Ein Doppelpack von Stürmer Markus Einsiedler (30./47. Minute) besiegelte vor 6500 Zuschauern die Pleite. Moritz Hartmanns Anschlusstor in der 82. Minute kam für die Gäste zu spät.
Die unter erheblichen finanziellen Nöten leidenden Gastgeber, die nach dem Abstieg aus der 3. Liga in dieser Saison auch in der Regionalliga um den Klassenverbleib kämpfen werden, feierten dagegen ihren ersten Sieg im DFB-Pokal seit 2011. Damit dürfen sie auf ein weiteres Heimspiel gegen einen deutschen Spitzenverein hoffen.
Die Ingolstädter waren standesgemäß das spielbestimmende Team, in ihrem gewohnten 4-3-3-System liefen die Gäste auf das gegnerische Tor an. Bei brütenden Temperaturen scheiterten aber die meisten Bemühungen im Abschluss: Lukas Hinterseer vergab per Kopf (9.), Hartmann traf weder mit einem Gewaltschuss (12.) noch nach einem Eckball mit einem Kopfball (18.) den gegnerischen Kasten.
In der Abwehr wurden die Schanzer von zurückhaltenden Gastgebern lange kaum gefordert - bis sie sich den Rückstand selbst einbrockten: Nach einem schlampigen Pass von Neuzugang Markus Suttner auf Benjamin Hübner eroberte Einsiedler das Leder und überwand FCI-Torhüter Ørjan Nyland clever. Der norwegische Schlussmann der Gäste, der vor dem letztjährigen Stammkeeper Ramazan Özcan den Vorzug erhalten hatten, hatte zuvor keine einzige Parade zeigen müssen.
Ingolstadts Coach Hasenhüttl hatte vor der Rückkehr zu seinem ersten Verein als Trainer betont, keine Sorgen um die Chancenverwertung zu haben: "Ich habe keine Angst, dass wir nicht auch in diesem Jahr viele Tore machen werden." Dann wurde er vor der Pause enttäuscht, als die Hachinger einen Kopfball von Marvin Matip auf der Linie klärten. Hartmanns Volley-Nachschuss landete am Außennetz (40.).
Zum eigenen Unvermögen vor dem Tor kam dann auch noch Pech: Noch vor dem Seitenwechsel erhielt Unterhachings Kapitän Jonas Hummels trotz eines Fouls als letzter Mann nur die Gelbe Karte. Kurz nach der Pause schließlich schockte Einsiedler den Bundesligisten ein zweites Mal - obwohl er beim Pass von Alexander Piller deutlich im Abseits stand.
Hasenhüttl versuchte es dann schon mit unorthodoxen Methoden, brachte Abwehr-Neuzugang Romain Brégerie als kopfballstarken Stürmer - aber gegen die konzentrierte Abwehr Hachings war bis auf den Gewaltschuss von Hartmann kurz vor Schluss kein Durchkommen.