Gelsenkirchen. Schalke hat Sidney Sam nun doch begnadigt. Nachvollziehbar - wenn man das Thema nüchtern betrachtet, findet WAZ-Redakteur Manfred Hendriock.
Zugegeben, im ersten Moment fragt man sich schon: Was soll denn diese Rolle rückwärts? Sidney Sam wird ab heute wieder auf Schalke trainieren. Aber wenn man das Thema ganz nüchtern betrachtet, kann man Gründe finden, um die Begnadigung nachzuvollziehen.
Erstens ist Sam früher nie als Stinkstiefel aufgefallen. Auf Schalke schwamm er im negativen Fahrwasser von Kevin-Prince Boateng mit und war das Bauernopfer, als Manager Horst Heldt kurz vor Saisonschluss ein Zeichen setzten wollte.
Zweitens: Sam hat sich nach seiner Suspendierung nichts zuschulden kommen lassen und sich – im Gegensatz zu Boateng – weiter auf dem Schalker Vereinsgelände fit gehalten. Auch im Urlaub soll er an seiner Physis gearbeitet haben.
Sam hat großes Potenzial
Drittens: Wenn man es schafft, ihn in die Mannschaft zu integrieren, hat er großes Potenzial – Armin Veh wollte ihn nicht umsonst nach Frankfurt holen, und in Leverkusen war er Nationalspieler. Schalke stand vor der Wahl, dieses Kapital brach liegen zu lassen – oder es noch einmal zu nutzen. Das Für und Wider haben sie abgewogen, auch in Gesprächen mit der Mannschaft, die Zeichen gegeben hat, dass Sam keiner ist, der die Aufbruchstimmung gleich wieder kaputt macht.
Nur ein Gedanke darf bei der Begnadigung keine Rolle gespielt haben: Nämlich der, dass Schalke ohne Farfan und womöglich Draxler die Spieler ausgehen. Dann hätte Schalke gleich den nächsten Fehler gemacht. Wenn man aber von Sam überzeugt ist, kann man die Rolle rückwärts nachvollziehen.
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