Essen/Magdeburg. . Schwergewichts-Boxer Francesco Pianeta spricht vor dem WM-Kampf in Magdeburg über Gegner Ruslan Chagaev, seine Krankheit und Amateurfußball in Gelsenkirchen.

Die Sparringskämpfe sind vorbei, Francesco Pianeta hat das Trainingscamp verlassen. Der Schwergewichtsboxer aus Gelsenkirchen sucht Entspannung. Am Samstagabend wird sein Puls wieder steigen. Dann geht es für Pianeta um die WBA-Weltmeisterschaft. Vor 26 Monaten kämpfte der Deutsch-Italiener schon mal um einen Titel. Damals schickte ihn Wladimir Klitschko in Runde sechs auf die Bretter. Nun fordert Pianeta den Usbeken Ruslan Chagaev heraus. Vor dem Kampf in Magdeburg (23 Uhr/Sat.1) spricht der 30-Jährige über Komplimente von Klitschko, seine schwere Erkrankung und Pläne im Gelsenkirchener Amateurfußball.

Was ist seit dem Klitschko-Kampf passiert?

Francesco Pianeta: Danach musste ich eine Pause einlegen. Ich brauchte Zeit, um die seelischen Schmerzen zu verarbeiten. Mittlerweile sind die Wunden verheilt. Zwei Aufbaukämpfe konnte ich danach schon gewinnen. Jetzt steht eine große Aufgabe an. So Gott es will, werde ich die auch meistern.

Wladimir Klitschko glaubt offenbar an Sie. Er hat damals nach dem Kampf gesagt: „Der wird eines Tages Weltmeister!“ Was bedeutet das für Sie?

Pianeta: Im ersten Moment habe ich die Worte gar nicht wahrgenommen. Ich war bei der Pressekonferenz einfach nur enttäuscht. Doch im Nachhinein tut so ein Kompliment natürlich gut. Nun muss ich seinen Worten aber auch meine Taten folgen lassen und den Titel holen.

Ihr Gegner hat 2007 mit einem Sieg gegen den „russischen Giganten“ Nikolaj Walujew für Furore gesorgt. Sind die Bilder von damals Warnung genug für Sie?

Pianeta: Gesehen habe ich den Kampf damals und erkannt, was Ruslan Chagaev taktisch kann. Aber seitdem sind acht Jahre vergangen. In diesem Zeitraum hat Chagaev seinen Stil verändert. Nun trifft er mal wieder auf einen Gegner, der auch in Rechtsauslage boxt. Ich erwarte einen engen Kampf und stelle mich auf zwölf harte Runden ein. Am Ende soll es der Titel für mich sein, so Gott es will.

Auch interessant

Sie sprechen häufig über Gott. Haben Sie in der Vergangenheit Kraft aus Ihrem Glauben geschöpft?

Pianeta: Sicherlich. Hinter mir liegt eine schwere Zeit. Vor über fünf Jahren sagte mein Arzt mir, dass ich Hodenkrebs habe. Damals war ich komplett am Ende. Doch diesen Kampf konnte ich gewinnen und als Profiboxer zurückkehren. Gott sei Dank. Es gab keine Rückschläge mehr. Einmal im Jahr steht noch eine Routine-Untersuchung auf dem Programm. Die haben gezeigt, dass ich vollkommen gesund bin.

Sie wirken glücklich.

Pianeta: Das liegt auch an meiner Familie. Ich bin im Vorjahr zum zweiten Mal Vater geworden. Das fast fünf Jahre nach der Diagnose. Die beiden Jungen geben mir Kraft.

Ihr ältester Sohn ist neun Jahre alt. Wie wird er den Kampf verfolgen?

Pianeta: Für einen Besuch in der Halle ist er noch zu klein. Er wird im Hotel auf mich warten und hofft darauf, dass ich ihm einen Wunsch erfüllen kann.

Was wünscht er sich?

Pianeta: Dass sein Vater ins Zimmer kommt und ihm den WM-Gürtel in die Hände legt. Das ist sein großer Wunsch, und den will ich ihm erfüllen.

Für viele ist der WBA-Weltmeister nur ein Titel zweiter Klasse. Schließlich gibt es mit Wladimir Klitschko noch den Superchampion des Verbandes WBA.

Pianeta: Der Kampf ist eine Weltmeisterschaft. Man kann es beim Boxen nicht jedem recht machen. Ich bin jedenfalls froh, dass ich die Chance bekommen habe, um den Titel zu fighten.

Auch interessant

Erhalten Sie am Samstag Unterstützung aus Gelsenkirchen?

Pianeta: Die Verwandtschaft wird natürlich nach Magdeburg fahren. Und die halbe Mannschaft von Grün-Weiß Hessler, meinem Fußballverein, wird am Ring sitzen. Mit denen würde ich hinterher sehr gerne einen Sieg feiern.

Ihr Engagement in Hessler litt zuletzt unter der Vorbereitung auf den Kampf. Was ist gerade los im Verein?

Pianeta: Wir wollen in der nächsten Saison in die Kreisliga A aufsteigen, das ist unser großes Ziel. Ein paar neue Spieler haben wir verpflichtet, zuletzt habe ich aber die Planung dem Sportlichen Leiter überlassen. Für mich steht jetzt der Kampf im Vordergrund. Wenn der vorbei ist, werde ich mich wieder verstärkt um den Verein kümmern.

Was haben Sie noch geplant?

Pianeta: Ein paar Sponsoren bräuchten wir in Hessler noch. Als Präsident ist es meine Aufgabe, neue zu beschaffen. Als Weltmeister würden mir bestimmt mehr Türen geöffnet.