Kaiserslautern. .

Nachdem klar war, dass sich der Weltmeister vom Ergebnis her doch noch auf Augenhöhe mit dem Asienmeister befand, ging Joachim Löw erneut auf seine Experimentierfreudigkeit ein. Es ist ja bekannt, dass den Bundestrainer seit dem vergangenen Sommer die Lust und Neugierde gepackt hat, das vermeintlich beste Team der Welt zu verändern, es für alle bevorstehenden Angriffe anderer Nationen als Folge des WM-Titels in Brasilien zu wappnen. Dass dies nicht hopplahopp funktioniere, sei normal, befand also Joachim Löw.

Ein dürftiges Ergebnis

Er tat das, als er nach dem dürftigen 2:2-Test Deutschlands gegen Australien das Labor oben auf dem Lauterer Betzenberg verlassen hatte und im Presseraum über die gesamte Versuchsanordnung samt viel diskutierter Dreierkette referierte. „Es wird Zeit benötigen, wenn wir Veränderungen vornehmen und flexibler werden wollen“, blieb der 55 Jahre alte Fußball-Lehrer gelassen, selbst wenn es zum Gelingen des Umbruchs „eineinhalb oder sogar drei Jahre“ benötige: „Ich bin bereit, das Risiko einzugehen.“

„Darüber müssen wir sprechen“

Der auf eine Halbzeit begrenzte und klar misslungene Abwehr-Test zum Länderspielauftakt 2015 lenkt das Bewusstsein jedoch auf kurzfristige Aufgabestellungen: die Qualifikation zur EM-Endrunde im kommenden Jahr in Frankreich. Was im deutschen Lager allerdings nicht infrage gestellt wird, da aller Voraussicht nach ein Trio aus der deutschen Quali-Gruppe nach Frankreich fahren darf und der Weltmeister derzeit ja noch Dritter ist. Und weil Spiele wie gegen Australien dazu da seien, sich Fehler folgenlos mal erlauben zu können, fiel es dem Bundestrainer leicht, die Unzulänglichkeiten der Seinen offen einzugestehen.

„Darüber müssen wir mit der ganzen Mannschaft nochmal sprechen“, sagte Flügelflitzer Karim Bellarabi, bevor der deutsche Tross zurück ins schicke DFB-Refugium, der Villa Kenndey in Frankfurt, aufbrach. Hier stimmt Löw seine Mannschaft auf das EM-Qualifikationsspiel am Sonntag (18 Uhr MEZ/live auf RTL) gegen Georgien ein: Nach einer Trainingseinheit am Freitagmorgen hebt der Flieger um 14 Uhr in Richtung Tiflis ab. „Niemand muss sich Sorgen machen“, versuchte Sami Khedira zu beschwichtigen, „wir haben am Sonntag eine andere, eine gierige Mannschaft auf dem Platz.“

Der Weltmeister kann es nämlich nicht gebrauchen, dass vor dem „heißen Herbst“ (Löw) mit den Partien gegen Polen, Irland und Schottland noch Punkte im Kaukasus liegen gelassen werden.

Dreierkette mit Problemen

Georgien wird der deutschen Elf aller Wahrscheinlichkeit sehr defensiv entgegentreten – was aber nichts heißen darf, wenn Christoph Kramer schon Australien als Gegner eingestuft hat, „gegen den ein 5:0 vorgesehen war“. Auf die Dreierkette, in der Benedikt Höwedes, Skhodran Mustafi und Holger Badstuber gegen „mutige, freche Australier“ in Zweikämpfen „keinen richtigen Zugriff bekamen“, wird der Bundestrainer wohl verzichten, das deutete er bereits an. Sie wirkte gegen Australien tatsächlich auch wie ein Anfängerkurs in Löws Experimentalunterricht.

Gegen Georgien wird Bastian Schweinsteiger ebenso sicher in die Startelf zurückkehren wie Manuel Neuer, Thomas Müller, Jerome Boateng, Toni Kroos und Mats Hummels, die das Treiben gegen die „Socceroos“ von der Bank aus verfolgten. Von dort erkannten auch sie, dass die Dortmunder Rückkehrer Ilkay Gündogan und Marco Reus, neben Lukas Podolski deutscher Torschütze beim hektischen 2:2, bald wieder an glanzvolle vergangene Tage anknüpfen können.

„Jetzt werden wir die Spannung in Richtung Georgien erhöhen“, beruhigte Löw, „und mit noch mehr Konzentration antreten.“ Auf Experimente sollte er dann verzichten.