Kontiolahti.

Im Hintergrund vollzog sich ein grandioser Sonnenuntergang, doch für die Schönheiten der Natur hatte Benedikt Doll keine Augen. Der Schwarzwälder hatte als einziger DSV-Skijäger am Donnerstag frei, also nahm er seine Kamera, marschierte nahe der WM-Arena auf den Berg oberhalb des Höytiäinen-Sees und schoss Fotos. Aber nicht von der blutrot hinter See und Bäumen abtauchenden Sonne, sondern von den Teamkollegen. Im Schnee kniend, knipste Doll nacheinander Erik Lesser, Simon Schempp, Daniel Böhm und Arnd Peiffer, als sie bei ihm auf dem Hügel vorbeisausten.

Entstanden sind sicher ein paar schöne Aufnahmen für seine Privatsammlung, zum ultimativen Strahlemann avancierte im Klassiker über 20 Kilometer aber Martin Fourcade.

Trost für den Bruder

Eigentlich wollte der Biathlon-Dominator der letzten Jahre zu diesem Zeitpunkt schon die eine oder andere WM-Einzelmedaille eingeheimst haben, doch in Sprint und Verfolgung fanden die Siegerehrungen ohne ihn statt. Die ungewohnte Abstinenz vom Podium nagte gewaltig an dem Franzosen. Daraus machte der 26-Jährige auch kein Geheimnis, als er, als 34. gestartet, darauf wartete, dass endlich auch die letzten der 91 Konkurrenten ins Ziel kamen.

„Ich wünsch‘ den anderen das Beste, aber ich muss das schaffen“, sagte Fourcade und drückte sich die Daumen wund. Und als Arnd Peiffer (Startnummer 104) beim letzten Schießen zwei Scheiben stehen ließ, gab der Mann mit dem dunklen Bartschatten dann bereits erste Siegerinterviews. „Der WM-Beginn war enttäuschend, aber jetzt bin ich so stolz“, betonte Fourcade, der am liebsten auch seinen vier Jahre älteren Bruder dekoriert gesehen hätte. Aber Simon Fourcade wurde trotz fehlerfreien Schießens nur Vierter, und Bruder Martin tröstete ihn: „Wir sind noch jung, wir werden noch zusammen auf dem Podium stehen.“

In der Staffel ist das gut möglich – ebenso wie für das deutsche Quartett. Zwar blieben Schempp (8./zwei Fehler), Böhm (11./zwei), Lesser (18./ein Fehler) und Peiffer (22./drei) nach Lessers Sieg in der Verfolgung diesmal medaillenlos, die Laufleistungen geben ihnen als Quartett allerdings Anlass zu großen Hoffnungen.

Vor allem Simon Schempp blickt zuversichtlich auf die Staffel am Samstag und den Massenstart am Sonntag. Die größte Klippe, die sich vor ihm auf dem Weg zur erhofften ersten WM-Einzelmedaille auftürmt, heißt dabei: Martin Fourcade.