München. .

Es ist ein Umweg über Franck Ribéry zu Pep Guardiola, aber vielleicht einer, der auch hilfreich ist für das Verständnis des Trainers. Die Tür geht auf, der Franzose kommt mit Bruder Steven im Schlepptau in den prall gefüllten Presseraum des FC Bayern, er setzt sich und sagt bald gelassen: „Wir sind zu Hause, wir sind alle fit. Wir sind schon bereit.“ Ribéry, seit 2007 in München, hat das Mia san mia des FC Bayern längst verinnerlicht. Selbstzweifel sind für ihn nicht typisch, schon gar nicht vor dem so wichtigen Achtelfinal-Rückspiel an diesem Mittwoch gegen Schachtjor Donezk (20.45 Uhr, ZDF und Sky).

Guardiola, das darf man annehmen, war auch, wenn er alleine war, in den Tagen vor dem zweiten Vergleich mit dem ukrainischen Meister nach dem gefährlichen 0:0 von vor drei Wochen nicht so relaxt. Denn es ist sein wichtigstes Spiel seiner bisher gut eineinhalb Jahre beim FC Bayern. Der Einzug ins Viertelfinale ist wahrscheinlich und die Pflicht. Ein Aus gegen Donezk „wäre fatal“, sagt Torwart Manuel Neuer.

Mia san mia in kleiner Dosis

Das ist auch Guardiola bewusst – und es gilt ganz besonders für ihn. „Ich weiß, was passiert, wenn wir nicht in die nächste Phase kommen“, sagt er am Tag vor dem Spiel, „es wird ein großes Problem für mich.“ Guardiola ahnt, dass er sich in diesem Fall auf unangenehme Zukunftsdebatten einstellen müsste, mindestens auf Irritationen, auch in der Klubführung. Die Hymnen auf ihn und das vom Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer betonte „totale Vertrauen“ in Guardiola wären angekratzt. Je nach weiterer Entwicklung ließe sich dann wohl nichts mehr ausschließen, nicht einmal eine Trennung vor Ablauf seines Vertrages im Juni 2016.

Guardiola weiß das. Und es beschäftigt ihn, auch wenn er sich das am Dienstag nicht wirklich anmerken lassen wollte. Er sei ein Pessimist, kein Optimist, wie alle um ihn herum beim FC Bayern, hatte er vor Tagen gesagt. Nun erklärt er, er sei froh darüber, denn er kenne den Gegner samt Trainer zu gut und sei deshalb auch zufrieden gewesen mit dem 0:0 im Hinspiel, „anders als die Leute“. Guardiola findet, Donezk habe „die Qualität wie große Mannschaften in Deutschland“. Wäre Schachtjor in der Bundesliga, „würden sie darum kämpfen, diese zu gewinnen“. Aber immerhin, ein bisschen Mia san mia war vernehmbar: „Ich habe immer gesagt, dass wir das Spiel gewinnen werden, weil ich Vertrauen habe in meine Spieler und meinen Stab.“

Vor wenigen Tagen klang er verhaltener. Er habe in München Zuversicht gelernt, führte der Trainer da höflich aus, „dass alles immer gut ist. Wir sind ‚Super-Bayern‘.“ Doch man merkte: Dieser Ausdruck der Überzeugung ging ihm schwer über die Lippen. Er bestätigte diesen Eindruck auch sofort, als er sich eine Abgrenzung erlaubte. Der Katalane sagte: „Ich bin komplett anders. Ich habe Angst und bin immer besorgt, was alles im nächsten Spiel passieren kann.“ Nun schränkt er ein: „Ich bin mehr besorgt vor Spielen wie in Hannover.“ Er hat wohl verstanden, wie wichtig ihnen das Mia san mia in München ist.